Flossis und "Ring": Rosalie gestorben

In Bayreuth ist sie vor allem dank der bunten Männchen an der IHK-Fassade präsent. Auch am Grünen Hügel prägte sie eine Produktion: Beim "Ring" 1994 von Regisseur Alfred Kirchner zeichnete Rosalie für die Bühne und die Kostüme verantwortlich. Jetzt ist die Objekt- und Bühnenkünstlerin im Alter von 64 Jahren in Stuttgart gestorben.

 
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Feuerzauber aus Baumarkt-Lampen, Materialien aus dem Flugzeugbau, über 700 Kilometer Lichtfasern für die Bühne: Es ward Licht 1994 bei den Bayreuther Festspielen, im "Ring des Nibelungen", als die Musik unter der Leitung James Levines mit dem Bühnenbild Rosalies verschmolz.

Rosalie wollte zunächst Medizin studieren. Von John Crankos Ballett fasziniert, geriet sie in den Bannkreis des Theaters. Sie studierte Germanistik und Kunstgeschichte, besuchte schließlich die Kunstakademie Stuttgart, wo sie sich grafischen und plastischen Arbeiten sowie der Malerei widmet. Seit 1979 arbeitete sie als freie Künstlerin. Rosalie wurde 1953 als Gudrun Müller geboren, in Gemmrigheim. Ihr Künstlername ist eine Verbeugung vor ihrem Lehrer, dem legendären Bühnenbildner Jürgen Rose.

Neues Zusammenspiel von Licht und Rhythmus

Bekannt ist sie für ihre Flossis. In der Kunstszene aber schätze man sie als prägende Licht- und Bildkünstlerin. Mit großer Nähe zum Tanz- und Musiktheater: In Produktionen mit zeitgenössischer Musik ermöglichte sie neue Formen des Zusammenspiels von Licht, Farbe und Rhythmus. Gut ein halbes Hundert Produktionen für Ballett und Tanztheater begleitete sie. Seit langem arbeitete sie am Staatstheater Karlsruhe, wo sie schon 2003 "Dalibor" von Smetana ausgestattet hatte.

Einer breiteren Schicht von Operfreunden war sie zehn Jahre zuvor bekannt geworden: Als sie in Bayreuth den "Ring" illustrierte und ausstattete. James Levine dirigierte, Alfred Kirchner führte Regie. Levine interpretierte die Musik so, wie sie mancher noch nie gehört haben wollte, zärtlicher und langsamer. Und Rosalie sorgte für die Farbtupfer, ach was, den Farbrausch (in abnehmender Intensität). Von Benetton-Optik war die Rede, vom Comicstrip, vom Augenschmaus der flotten Rheintöchter, vom Designer-"Ring". Aber auch von Poesie, als Gunther, Brünnhilde und Hagen Siegfrieds Tod beschließen: Um sie Schwärze, unter ihnen, über ihnen. Nur die Drei in einem Lichtkegel. Ein Äußerstes an Verlorenheit. "Was zählt, sind Stoff und Musik in einem geschichtslosen Raum – pure Schönheit, abstrakte Form, nichts weiter", so begeisterte sich damals Eleonore Büning in der "Zeit".

Zuletzt arbeitete sie an der Leipziger "Salome"

Zuletzt hatte sie für die Oper Leipzig Richard Strauss' "Salome" ausgestattet. Die Premiere am Samstag wird nun erst recht in Rosalies Zeichen stehen. Die 64-Jährige starb am Montag nach "kurzer, schwerer Krankheit", wie die Stuttgarter Nachrichten meldeten.

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