Fichtelberger wird AfD-Kandidat

Von Norbert Heimbeck und

Nächster Paukenschlag im Fichtelberger Gemeinderat: CSU-Mitglied Christian Engel tritt für die Hofer AfD als Landtagskandidat an. Engels Fraktionskollegen wurden von der Nachricht überrascht: „Das kommt aus heiterem Himmel“ sagte zweiter Bürgermeister Karl Heinz Glaser.

 
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Gerd Kögler ist Kreisvorsitzender der AfD Hochfranken. Er sagte dem Kurier: „Herr Engel ist seit Kurzem bestätigtes Mitglied bei uns. Er tritt für den Stimmkreis Hof als Landtagskandidat an.“ Welche Konsequenzen das für Engels CSU-Mitgliedschaft haben könnte, konnte Kögler nicht sagen. Er hatte bisher keine Kenntnis von Engels Gemeinderats-Mandat in Fichtelberg.

Die Gemeinde kommt mit Engels Entscheidung nicht zur Ruhe: Erst im Dezember hatte Rudolf Elvers (FWG) sein Gemeinderatsmandat niedergelegt. Ende November hatte Stefan Pecher (CSF) seinen Rückzug aus dem Gemeinderat verkündet.

Ratlosigkeit

In der Fichtelberger CSU herrschte am Donnerstagnachmittag Ratlosigkeit. Weder der Ortsvorsitzende Siegbert Schöler noch zweiter Bürgermeister Glaser waren über Engels AfD-Kandidatur informiert. Auch Fraktionskollege Sigmund Langer reagierte mit Verwunderung: „Ich kenne Christian als Pragmatiker, der sehr themenbezogen arbeitet. Ich sehe jetzt nichts, was aus Fichtelberger Sicht bei der AfD gelöst werden könnte.“

Bürgermeister Georg Ritter (CSU) hatte ebenfalls keine Information von Engel erhalten: „Ich weiß nicht, vor welchem Hintergrund er diese Entscheidung getroffen hat. Ich  möchte mich dazu aber auch nicht äußern, ehe ich mit ihm selbst gesprochen habe“, sagte er.

Zur Frage, ob die AfD-typischen Themen wie Flüchtlinge und innere Sicherheit in Fichtelberg eine Rolle gespielt haben könnten, sagte Ritter: „Wir haben fünf Jahre lang Asylsuchende im Ort gehabt und es hat keine schwerwiegenden Probleme gegeben.“ Auf den Partei-Austritt Joachim Bursians (CSU, Mistelgau) und  Claus Hofmanns (SPD, Gesees) angesprochen, sagte Ritter: „Ich denke, das sind Einzelentscheidungen, die persönliche Ursachen haben.“

Seit Januar AfD-Mitglied

In der Mitteilung der AfD heißt es, der 39-jährige Engel sei gebürtiger Hofer und gehöre der Partei seit Januar an. Er habe in seiner Bewerbungsrede politische Schwerpunkte gesetzt: innere Sicherheit, Zuwanderung, den Schutz der Jugend vor Drogen, Struktursicherung im Agrarbereich und finanzielle Hilfe für schwach aufgestellte Kommunen. Ferner gehe es Engel um die Schaffung gleicher Lebensbedingungen in Bayern. Er habe sich bei der Kandidatenaufstellung mit 67 Prozent gegen zwei Mitbewerber durchgesetzt und werde sich jetzt noch um einen Beisitzerposten im Vorstand des Kreisverbandes bewerben.

Engel selbst äußerte sich am Donnerstag am Telefon nur knapp. Er sei unterwegs, wolle aber gerne ein Gespräch mit der Zeitung führen, aber benötige dafür ein paar Tage Vorbereitungszeit.

Karl Heinz Glaser ist selbst in der CSU und zweiter Bürgermeister. Er reagierte überrascht: „Das ist mein erstes Wort. Die Nachricht kommt aus heiterem Himmel für mich.“ Er habe Engel als jemanden kennengelernt, der sich in die Fraktionsarbeit eingefügt habe. 

Überraschend

Sigmund Langer sitzt ebenfalls für die CSU im Gemeinderat. Er ist der Ansicht, Engel könne „nicht zugleich Mitglied bei der AfD und der CSU“ sein.  Er sagte, man schimpfe in politischen Gesprächen schon mal auf die Parteiführung, aber Engels Schritt „überrascht mich jetzt schon“. Er habe nicht gesehen, dass sich diese Entscheidung anbahne. Engel habe sich als Mensch mit konstruktiven Ideen und guten Beiträgen in der Gemeindepolitik gezeigt: „Die AfD-Politik geht ja eher ins Populistische.“

Langer vermutet Gründe für Engels Entscheidung in dessen beruflichem Hintergrund: „Er ist bei der Bundespolizei. Vielleicht hat er etwas erlebt, was ihn dazu motiviert hat.“ Er vermute, dass Engel durch die Nachricht von seinem überraschenden Wechsel „einen Popularitätsschub bekommen wird“. Dadurch könne auch „die AfD als Ganzes gestärkt“ werden.

Der CSU-Bezirksvorsitzende Hans-Peter Friedrich kennt den Fall auch nicht. Er sagt: Wenn einer für eine andere Liste antrete, müsse er die CSU verlassen.

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