Es hätte so schön sein können: Die Bayreuther Festspiele planten eine Uraufführung im wiedereröffneten Markgräflichen Opernhaus. Jedoch: Die Schlösserverwaltung spielt nicht mit. Jetzt soll die Oper „Der verschwundene Hochzeiter“ im Reichshof gespielt werden.
Nach der Werbung weiterlesen
Das Interesse an dem in der vergangenen Woche wiedereröffneten Opernhaus ist riesig. Vor allem gebe es viele Anfragen für Führungen, wie Cordula Mauß, Pressesprecherin der Schlösserverwaltung im Gespräch mit dem Kurier sagt. Das freilich schnürt die Spielräume für Gastspiele ziemlich ein. So hatte etwa die Bayerische Theaterakademie vor der Premiere der Oper „Artaserse“ das Haus drei Wochen lang für Proben in Beschlag genommen. Was möglich war, weil es noch keine täglichen Führungen gab. Künftig dürfte das kaum mehr machbar sein. Denn: „Dann hätten wir keine Besuchstage mehr“, sagt Cordula Mauß.
Offenbar ist daran auch das Engagement der Festspiele gescheitert. Für die Uraufführung der Oper „Der verschwundene Hochzeiter“ des österreichischen Komponisten Klaus Lang hat man nun eine andere Spielstätte auserkoren: die Kulturbühne Reichshof. Wie Peter Emmerich, Sprecher der Bayreuther Festspiele, sagt, ist die Uraufführung des Stücks für 24. Juli geplant. Weitere Aufführungen sollen am 26. und 27. Juli folgen.
Das bestätigt auch Christian Wedlich, Stellvertretender Vorsitzender vom Verein Bayreuth Event und Festival, dessen Mitglieder das Reichshof in der Bayreuther Innenstadt für Kulturveranstaltungen fit machen wollen. Mit der Uraufführung durch die Festspiele stünde Bayreuth somit am 24. Juli eine weitere Wiedereröffnung einer Kulturstätte ins Haus. Oder wie es Wedlich – vermutlich ein wenig augenzwinkernd – sagt: „Es gibt dann in Bayreuth drei Festspielhäuser.“ Wie dem auch sei: Das Problem mit der Probenzeit stellt sich im Reichshof nicht. Vier Wochen haben die Festspiele gemeinsam mit dem Regisseur Paul Esterházy für den „verschwundenen Hochzeiter“ eingeplant. Bis Ende Juni will der Verein die letzten Renovierungsarbeiten abgeschlossen haben. Vor allem im Foyer gibt es noch einiges zu tun. Derzeit werden weitere Toiletten eingebaut, der Ausschank wird neu gestaltet und eine neue Heizungsanlage kommt rein.
In dem 1925 erstmals als Konzert- und Lichtspielhaus eröffneten Haus stünden dann 575 Sitzplätze zur Verfügung. Zumindest in diesem Punkt ist die Kulturbühne Reichshof mit dem Markgräflichen Opernhaus vergleichbar. Tatsächlich könnten im Reichshof viele zum Zug kommen, für die der Musentempel der Wilhelmine nicht zur Verfügung stehen wird.
Nach welchen Kriterien die Schlösserverwaltung aus den Anfragen der Konzertveranstalter auswählt? Laut Cordula Mauß sind denkmalpflegerische Kriterien bei der Vergabe entscheidend. Veranstaltungen, bei denen man in das Denkmal eingreifen müsste, etwa durch das Verlegen von Kabeln, sind nicht vorstellbar. „Was nicht geht ist elektronische Musik. Da fällt uns die Farbe von den Wänden“, sagt die Sprecherin der Schlösserverwaltung. In einer Mitteilung aus München heißt es: „Prinzipiell steht das Opernhaus allen Veranstaltern offen, die die dem besonderen Opernhaus geschuldeten Anforderungen einhalten können: Die Veranstaltungen müssen konservatorisch/denkmalpflegerisch unbedenklich sein, so sind etwa bauliche Eingriffe oder die klimatisch bedenkliche Winterbespielung nicht möglich.“ Auch müssten die Veranstaltungen zum Charakter des Hauses passen, also Kulturveranstaltungen sein. Zudem müssten die für die Produktionen erforderlichen Umbau- und Probezeiten mit den Schließzeiten des Museumsbetriebs harmonieren. Weiter heißt es in der Mitteilung: „Das Programm der jeweiligen Konzerte bestimmen wir nicht.“
Cordula Mauß betont, dass man einer Anfrage der Bayreuther Festspiele selbstverständlich positiv gegenüber stehe. Entsprechend habe man auch gerne Gespräche mit der Leitung der Festspiele geführt. Jedoch: „Bei der gemeinsamen Sondierung sind wir einvernehmlich übereingekommen, dass so kurzfristig eine solch aufwändige Veranstaltung wie die angedachte Neuproduktion logistisch, organisatorisch und personell für uns alle nicht zu stemmen ist und darüber hinaus das Markgräfliche Opernhaus dadurch zu lange für den Besucherverkehr geschlossen bliebe.“ Generell sei es der Schlösserverwaltung ein wichtiges Anliegen, das Markgräfliche Opernhaus mit Leben zu füllen – als Museum, aber auch mit angepassten Konzerten und Theaterveranstaltungen.