Bayreuth Festspiel-Chefin Katharina Wagner "längerfristig erkrankt"

Von , Henrik Vorbröker und Britta Schultejans

BAYREUTH. Ende 2019 erst hat sie ihren Vertrag verlängert - dennoch müssen die Festspiele jetzt erstmal ohne ihre Chefin Katharina Wagner auskommen. Die 41-jährige ist "längerfristig erkrankt".

Katharina Wagner kann ihr Amt als Leiterin der Bayreuther Festspiele „bis auf weiteres“ nicht ausüben. Grund hierfür sei eine längerfristige Erkrankung, teilten die Festspiele am Montag mit. Erst im November 2019 hatte sie ihren Vertrag bis 2025 verlängert.

Der ehemalige kaufmännische Geschäftsführer, Heinz-Dieter Sense, soll Wagner in den folgenden Monaten kommissarisch vertreten. „Um die Geschäftsfähigkeit und den Betrieb der Bayreuther Festspiele GmbH zu sichern“, sei Sense vom Verwaltungsrat und der Gesellschafterversammlung zum dritten Geschäftsführer bestellt worden. Er war in den Jahren 2013 bis 2016 schon einmal Geschäftsführer. Seit 2016 agiert ebenfalls Holger von Berg an der Seite von Wagner als geschäftsführender Direktor der Festspiele.

„Herr Sense kennt den Laden gut und wird ihn gut weiterführen“, sagte Nicolaus Richter vom Richard-Wagner-Verband Bayreuth. Nichtsdestotrotz zeigte er sich bestürzt über die schlechte Nachricht vom Grünen Hügel: „Ich bin schockiert.“

Georg von Waldenfels wusste von der Erkrankung der 41-Jährigen. Er ist seit Juni 2010 Vorsitzender und Schatzmeister der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth, des ältesten und größten Fördervereins für die Bayreuther Festspiele. „Es ist eine Tatsache, dass Katharina Wagner schwer erkrankt ist, Ärzte gehen nach jetzigem Stand aber nicht von Corona aus“, sagte er auf Kurier-Anfrage. Wie es um die Festspielleiterin im Einzelnen steht, mochte von Waldenfels nicht näher erläutern – nur so viel: „Es ist ernst und die Meldung hat mich wie uns alle dann doch noch einmal überrascht. Jetzt können wir nur zum lieben Gott beten, dass Katharina Wagner schnell wieder gesund wird.“

Wann Wagner ihre Arbeit wieder aufnehmen kann? „Das kann man im Moment gar nicht sagen.“ Die Freunde von Bayreuth stünden im Kontakt mit der Familie und Freunden. „Wir hoffen, wir wünschen ihr von Herzen, dass sie bald wieder an ihren Schreibtisch zurückkehren kann.“ In der sehr kurz gehaltenen Mitteilung der Festspiele heißt es: „Die Mitarbeiter der Bayreuther Festspiele wünschen Frau Wagner von Herzen gute Besserung, viel Kraft und baldige Genesung.“

Georg von Waldenfels sagt überdies, dass Wagner bei den Proben im April schon ausgefallen wäre, wären die Festspiele nicht wegen der Corona-Krise abgesagt worden. Sie habe jedoch trotz ihrer Krankheit gehofft, dass die Festspiele stattfinden können. „Es war ihr großer Wunsch“, meint von Waldenfels.

Das Jahr 2020 war bislang alles andere als ein gutes für Wagner. Erst musste die Festspielchefin wegen der massiven Ausbreitung des Coronavirus ihre lange geplante „Lohengrin“-Premiere in Barcelona absagen. Einige Wochen später wurde klar, dass auch die Festspiele in diesem Jahr wegen der Pandemie nicht stattfinden können. Die mit Spannung erwartete Neuinszenierung des „Ring des Nibelungen“ von dem jungen Regisseur Valentin Schwarz muss verschoben werden – voraussichtlich auf das Jahr 2022.

„Als begeisterter Anhänger der Bayreuther Festspiele und der ausdrucksstarken Musik Richard Wagners bedauere ich es sehr, dass wir dieses Jahr nicht in den Genuss der Aufführungen auf dem Grünen Hügel kommen. Für das kulturelle Leben ist der Ausfall ein herber Verlust. Die lange Festspieltradition hat im bayerischen Kulturstaat einen hohen Stellenwert“, urteilte Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU) kurz nach der Absage Ende März.

„Wir hoffen, dass die beiden Geschäftsführer die Weichen richtig stellen – auch mit der Verschiebung der Inszenierung des ,Ring‘“, sagt von Waldenfels. Der alte und neue kommissarische Geschäftsführer Sense, der nun an der Seite seines Nachfolgers Holger von Berg steht, habe gesagt: „Ich helfe gerne mit aus.“

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