Die Inszenierung beginnt kuschelig im Haus Wahnfried, wo Wagner seine kleinen Macken (Hunde-Begeisterung, eine Vorliebe für zweifelhaft riechende Parfüms und Konsum aller Art) zelebriert und mit ebensolcher Vorliebe auf dem Juden Levi herumhackt - und endet im Saal der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse.
Dort wird der Jude Levi zu Beckmesser, dem Juror im Sängerwettstreit. Für Kosky ist er die zentrale Figur in der Oper. Als Beckmesser nach zahllosen Sticheleien von Sachs schließlich von einer Menschenmenge attackiert und verprügelt wird (auf Worte folgen nunmal fast immer Taten), verpasst Kosky ihm die Maske eines Juden-Zerrbildes - und bläst es nochmal groß auf. Kosky stellt auch dem Publikum die unangenehme Frage: Wie umgehen mit diesem Gegensatz? Und wie - gerade in Zeiten wie diesen - umgehen mit dem Werk eines Antisemiten?
Minutenlangen Applaus gibt es nach der Aufführung - vor allem für Volle als Sache und Klaus Florian Vogt als Stolzing - und einsame, erwartbare Buhs für Kosky und einige unerwartete auch für den Dirigenten Philippe Jordan. Dirigenten haben es traditionell in Bayreuth sehr viel leichter beim Publikum als Regisseure.
Ein Großteil des Applaus gebührt dabei einem Mann, der eigentlich gar nicht eingeplant war für die Aufführung: dem dänischen Opernsänger Bo Skovhus, der den Opernabend buchstäblich in letzter Sekunde gerettet hat. Weil Beckmesser-Darsteller Johannes Martin Kränzle gesundheitlich angeschlagen nicht singen konnte, half Skovhus kurzfristig aus. Er sang vom Bühnenrand aus, während Kränzle stumm spielte. Skovhus war erst unmittelbar vor seinem Auftritt angekommen, die Festspiele hatten gebangt, ob er es rechtzeitig schafft.
Dankbaren Applaus gab es dann auch für ihn - nicht nur vom Publikum, sondern vom ganzen Team um Regisseur Kosky, der in den kommenden Jahren schmerzlich fehlen dürfte auf dem Bayreuther Spielplan.