Fehler in der Tabelle TSV Engelmannsreuth ist zu Unrecht abgestiegen

Plädoyer für Gerechtigkeit: Kreisspielleiter Manfred Neumeister will den Fehler unbürokratisch korrigieren. Foto: BFV/Fabian Fruehwirth

Vor einem Jahr ist der TSV Engelmannsreuth von der Fußball-Kreisliga in die Kreisklasse abgestiegen. Doch jetzt hat sich herausgestellt, dass diese Entscheidung zu Unrecht gefallen ist. Bei der Erstellung der Abschlusstabelle war ein Fehler gemacht worden.

 
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So etwas haben alle Beteiligten noch nicht erlebt: Ein Jahr nach dem Ende einer Saison wird klar, dass die Entscheidung über die Absteiger falsch gewesen ist. Leidtragender war der TSV Engelmannsreuth, der nach dem pandemiebedingten Abbruch der langen Saison 2019/21 in der Kreisliga Bayreuth-Kulmbach zu Unrecht in die Kreisklasse versetzt wurde. Ein Detail im Regelwerk war übersehen worden.

Als nach dem Abbruch die Quotientenregel für die Reihenfolge in der Tabelle zur Anwendung kam, hatte sich ein extrem knappes Ergebnis in der Abstiegszone ergeben. Auf dem rettenden 13. Rang sowie den Abstiegsrängen 14 und 15 lagen drei Mannschaften mit einem Wert von 1,04 gleichauf. Der ASV Nemmersdorf stand mit 24 Punkten aus 23 Spielen und genau 1,0434782608695 hauchdünn vor den Engelmannsreuthern (25 aus 24 = 1,0416666...) und dem ATS Kulmbach (26 aus 25) mit exakt 1,04.

Doch darauf kam es nicht an. Die Regularien sahen nämlich vor, dass bei Punktgleichheit nach der zweiten Kommastelle eine Sondertabelle aus den direkten Vergleichen der betroffenen Teams entscheidend sein sollte, und da sah der ATS mit zwei Siegen gegen Engelmannsreuth (2:1 und 3:0) sowie zwei Unentschieden gegen Nemmersdorf (4:4 und 1:1) klar am besten aus. Mit acht Punkten schienen den Kulmbacher ihre Konkurrenten auf die Abstiegsplätze zu verweisen, wobei der TSV Engelmannsreuth mit den drei Punkten aus dem 1:0-Sieg in Nemmersdorf (das Rückspiel wurde nicht mehr ausgetragen) den zweiten Platz einnahm.

Dank des aufmerksamen „Sportklubs für Fußball-Statistik“ wurde nun jedoch bekannt, dass etwas im Regeltext übersehen worden war: Eine Mannschaft, die während der Saison schon einmal eine Partie wegen Spielermangels abgesagt hatte, ist bei Punktgleichheit immer schlechter zu stellen – und das wäre der ATS Kulmbach gewesen. Da ist es eine zusätzliche Ironie der Geschichte, dass genau dieser Verein inzwischen seine Mannschaft aus der Kreisliga zurückgezogen hat.

Offensichtliche Lösung nicht selbstverständlich

Auch deswegen scheint der Weg zur Korrektur des Fehlers auf der Hand zu liegen: Der TSV Engelmannsreuth erhält in der kommenden Saison den freien Kreisliga-Platz. „Dafür muss man nicht mal die geltenden Auf- und Abstiegsregeln ändern“, erklärt Kreisspielleiter Manfred Neumeister. „Niemand hat also einen neuen ungerechtfertigten Nachteil.“ Er werde sich mit einem Schreiben an das zuständige Verbandssportgericht für diese Lösung stark machen, aber selbstverständlich sei sie deswegen noch nicht. Entgegenstehen könnte etwa eine Verjährung des Vorgangs, oder die Tatsache, dass der TSV Engelmannsreuth nicht ausdrücklich gegen den Abstieg einen Einspruch eingelegt hatte (gegen den Abbruch der Saison übrigens sehr wohl). „Aber mir geht es gar nicht um Rechtsfragen, sondern um Gerechtigkeit“, betont Neumeister. „Es wäre auch ein Zeichen, dass der Verband auf die Vereine zugeht.“

Auch in Engelmannsreuth ist man durchaus noch skeptisch. „Wichtig ist mir erst mal, dass wir nicht als die Buhmänner aus der Sache hervorgehen“, sagt der langjährige Vorsitzende Wolfgang Ilgner. Es müsse klar sein, dass sein Verein nichts falsch gemacht hat, aber der Leidtragende des Vorgangs war: „Zwei ältere Spieler haben aufgehört, die sich für die Kreisliga noch einmal zur Verfügung gestellt hätten. Und zwei jüngere sind zu einem Nachbarverein gewechselt, die wir in der Kreisliga vielleicht noch hätten halten können.“

Man habe sich schließlich aber mit der Lage abgefunden: „Wir haben das Beste daraus gemacht und einen Umbruch eingeleitet.“ Trotz allem sieht sich der Tabellensechste der Kreisklasse V, der bei 16 Punkten Rückstand zum zweiten Platz kaum noch eine sportliche Chance zum Aufstieg hat, für eine Rückkehr in die Kreisliga gerüstet: „Da vertraue ich darauf, dass wir mit Thomas Helldörfer einen super Trainer haben, der alles dafür tun wird, uns zu halten. Ihn hatte der Abstieg wirklich hart getroffen.“

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