Faust-Festspiele Die Kunst des Kürzens

Kommentar von Henrik Vorbröker
Foto: Klaus Trenz Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Vor großen Theaterklassikern weichen viele Zuschauer ehrfurchtsvoll zurück. Gerade dann, wenn Goethe, Schiller oder andere Schullektüren dunkle Erinnerungen an trockene Deutschstunden ins Gedächtnis zurückrufen. Dass man das mit der schweren Theater-Kultur auch anders angehen kann, beweisen die Pegnitzer Faust-Festspiele gerade eindrucksvoll.

 
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Das Motto „Theater wie Kino – Theater, das begeistert“ haben sich die Initiatoren auf die Fahnen und Flyer geschrieben. Und es funktioniert.

Nicht etwa, weil das Festival-Team Popcorn verteilt. Vielmehr beherrschen die Macher des Theater-Festivals die Kunst des Kürzens. Der Kern eines Stückes bleibt erhalten, üppiges Beiwerk verschwindet.

Am Mittwochabend feierte die Büchner-Adaption „Zwei Königskinder auf der Flucht“ Premiere auf dem Schlossberg und aus dem sperrig-schwierigen Lustspiel wurde eine Komödie für die ganze Familie in Blockbuster-Format. Dass das gelang, ohne eingefleischte Büchner-Fans zu brüskieren, ist ein Kunststück und wurde zu Recht mit Standing Ovations gewürdigt.

Modern war die Inszenierung. Nicht modern im Sinne einer drastischen Neuinterpretation, sondern modern in ihrem flotten Vortrag: Die Kostüme waren verspielt, aber mit der richtigen Prise Tradition. Die Sprache der Darsteller war in ihrer historischen Poesie mit vielen Farbspritzern eines ganz normalen Alltagsdeutsch verwoben – das tut gut.

Verloren geht der Geist Büchners dabei aber keinesfalls und das ist die eigentliche Leistung des Intendanten Daniel Leistner und seines Teams: Büchner kommt durch. Zwar grüßt er hier und da mit Pop-Musik, Tanznummern und in buntem Scheinwerferlicht – seine Gesellschaftskritik verträgt es aber, humorvoll vorgetragen zu werden, ohne ihre Wucht zu verlieren.