Fahimeh Akbari Hohl Hochschwanger die Abschlussprüfung absolviert

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Fahimeh Hohl ist überglücklich. Die Prüfung zur Steuerfachangestellten hat sie bestanden. Jetzt gilt ihre volle Aufmerksamkeit nur noch ihrem Sohn Leander. Foto: Martin Burger Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Was macht eine starke Frau aus? Ist es handwerkliches Geschick? Viel Kraft? Politisches Engagement? Selbstbewusstsein? Es ist eine Kombination aus allem und viel mehr. So ist auch Fahimeh Akbari Hohl eine starke Frau. Denn sie schaffte etwas, was viele andere sich niemals trauen würden: Ihre Ausbildung in einer für sie fremden Sprache zu meistern und dann auch noch hochschwanger diese abzuschließen.

 
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Fahimeh Hohl ist 39 Jahre alt und hat kein Problem damit, sich durch schwierige Situationen zu beißen. Willenskraft und Ausdauer gehören zu ihren Stärken. Seit dem 25. Juli 2013 ist die gebürtige Iranerin in Deutschland und lebt mit ihrem Mann in Pegnitz. In Teheran lernte sie Rainer kennen. Damals arbeitete er an einem großen Projekt der Firma KSB im Iran und in einer Buchhandlung trafen sich die beiden das erste Mal. Als die Beziehung sich festigte, machte Rainer ihr einen Antrag und die beiden heirateten.

In Deutschland angekommen wollte sie sich weiterbilden und arbeiten. „Im Jahr 2015 habe ich bei der Handwerkskammer in Bayreuth angefangen mich weiterzubilden – erst als Buchhalterin und dann als Kauffrau für Büromanagement“, erzählt Fahimeh Hohl, „doch die Schwierigkeit lag damals in der Sprache.“ Sie verstand oft den Dozenten nicht. Wollte aber auch nicht die Klasse mit ihren Fragen aufhalten. So übte sie neben dem eigentlichen Unterricht mit einer Freundin Deutsch und zusätzlich die einzelnen Fächer. „Beate war so geduldig mit mir und hat sich sehr viel Zeit genommen.“

Geduldige Mitmenschen

Doch Fahimeh Hohl wollte mehr. Eine Ausbildung zur Steuerfachangestellten sollte es werden. Sie lernte fleißig und freute sich über jede Kanzlei, die ihr einen Praktikumsplatz ermöglichte. „Durch mein Herkunftsland, dem Iran, hatten viele Arbeitgeber Zweifel, ob sie mich nehmen wollten“, berichtet sie etwas enttäuscht, „gerade meine Religion war fast immer ein großes Thema bei den Vorstellungsgesprächen.“ Lediglich bei der Kanzlei Stiefler und Rosenschon fühlte sie sich sehr gut aufgehoben. Die Unterstützung, die sie dort erhielt, gab ihr Hoffnung, Kraft und ein gutes Gefühl. „Die ganze Kanzlei war sehr geduldig mit mir. So viele nette Menschen, die mir dort geholfen haben. Das ist einfach wunderbar.“ Gerade das Fach Allgemeine Wirtschaftslehre (AWL) war ein schwieriges für Fahimeh Hohl. Doch auch hier erhielt sie Hilfe durch einen Bekannten, der ihr Bücher auslieh, damit sie das Fach besser versteht.

Hochschwanger in der Prüfung

Während der Ausbildung kam dann das große Familienglück. Fahimeh Hohl wurde schwanger. Doch das sollte sie nicht davon abhalten ihre Ausbildung zu beenden.

„Ich war in der 34. Schwangerschaftswoche als ich meine schriftliche Prüfung ablegte“, erzählt sie. Sie wusste, dass es nicht einfach würde. Zwei Wochen vor der Prüfung merkte sie, dass die Wassereinlagerungen in ihren Händen das Schreiben erschwerte und auch die Konzentration ließ stark nach. „Ich musste ständig aufs Klo und einen Stift zu halten fiel mir schwer.“

Trotzdem wollte sie die Prüfung unbedingt ablegen und meistern, also übte sie an Beispielaufgaben und stoppte die Zeit. So konnte sie sehen, ob sie gut vorankommt. „Bei der Prüfung war dann plötzlich alles anders“, merkt sie an, „ich blätterte oft durch die Seiten und bemerkte, dass ich langsamer war als zu Hause. Auch die Finger taten mir sehr weh und das Schreiben viel mir immer schwerer.“ Und doch bestand sie hochschwanger die Prüfung. Dank einer hervorragenden Vorbereitung und Unterstützung durch Familie, Kanzlei und der Schule.

Pläne für die Zukunft

Wenige Wochen danach kam der kleine Leander auf die Welt und das Familienglück war perfekt. Doch nach der schriftlichen Prüfung galt es auch noch die mündliche Prüfung zu bestehen. Die frischgebackene Mutter musste nun – samt Neugeborenem – auch noch für diese Prüfung pauken. „Ich wollte es unbedingt noch dieses Jahr schaffen und das habe ich nun“, sagt Fahimeh Hohl strahlend, „bis 2018 durfte man eigentlich nach einer Entbindung keine Prüfungen ablegen, aber ich hatte Glück, dieses Jahr war es anders. Ich wurde zur Prüfung zugelassen.“ Die harte Arbeit hatte sich gelohnt und mit viel Willenskraft schaffte die starke Frau ihren Abschluss zur Steuerfachangestellten.

Nun können Mutter und Kind zusammen entspannen und sich von den „gemeinsam“ abgelegten Prüfungen erholen. Währenddessen plant sie ihre Zukunft, denn jetzt kann sie nichts mehr aufhalten. „Ich habe zwar meinen Abschluss, aber wenn Leander in die Krippe kommt, dann möchte ich weiter lernen und mich weiterbilden. Vielleicht zur Finanzbuchhalterin oder ähnliches.“

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