Fachkräftemangel Wege aus der Blaumannkrise

red

BAYREUTH. Qualifizierte Mitarbeiter mit beruflichem Fachwissen sind bereits zum jetzigen Zeitpunkt gefragt wie noch nie zuvor und werden in der Zukunft sogar mehr Bedeutung erlangen. Besonders im gewerblichen Bereich wird die Personaldecke aufgrund des Fachkräftemangels dünner werden. Um dem Trend entgegenzuwirken, braucht es für die Wirtschaft pragmatische Lösungsansätze und wirksame Strategien. Auf dem sechsten oberfränkischen Personal- und Praxistag diskutierten rund 70 Personaler und Unternehmer über Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung.

 
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Symbolfoto: dpa Quelle: Unbekannt

Beim diesjährigen oberfränkischen Personal- und Praxistag stand einer Mitteilung der IHK für Oberfranken Bayreuth zufolge die Frage im Raum, wie die Unternehmen der Region einer sich anbahnenden Blaumannkrise entgegentreten könnten. Die IHK hatte zusammen mit dem betriebswirtschaftlichen Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft (BF/M), dem Verein Personet und den Arbeitgeberverbänden der Metall- und Elektroindustrie bayme vbm zum Austausch eingeladen.

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IHK-Hauptgeschäftsführerin und Gastgeberin Gabriele Hohenner freute sich über die zahlreiche Teilnahme und sah den Grund dafür in der Anstrengung vieler Betriebe, geeignete Nachwuchskräfte zu finden: „Der für 2019 prognostizierte Fachkräftemangel von rund 30.000 qualifizierten Mitarbeitern in Oberfranken und davon fast dreiviertel mit solider beruflicher Ausbildung spricht Bände und sollte uns als Bildungs- und Technologiestandort wachrütteln“ appellierte Hohenner.

Ein wesentlicher Baustein zur Reduzierung des Fachkräftemangels sei daher eine solide berufliche Ausbildung, die permanente Qualifizierung der Beschäftigten und eine familienorientierte Unternehmensführung.

Berufliche Aus- und Weiterbildung als Schlüssel

Welche Möglichkeiten die berufliche Aus- und Weiterbildung bieten könnte, wurde in drei Beiträgen deutlich. Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken zeigte auf, wie sehr sich Digitalisierung auf den beruflichen Alltag auswirken wird und betonte die Bedeutung neuer Lernwelten oder -methoden für das Handwerk der Zukunft.

Jedoch nicht nur das Handwerk setzt zukünftig auf die Weiterqualifizierung von Mitarbeitern, um vorbereitet zu sein. Auch in der Industrie werden Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Arbeitsprozessen immer wichtiger. Aus diesem Grund hat auch Michael Rudolph als zertifizierter Business-Trainer und Coach ein individuelles Weiterbildungskonzept speziell für den Beruf des Verfahrensmechanikers entwickelt.

Der gelernte Werkzeugmacher erläuterte in seinem Vortrag, wie es mit Motivations- und Kommunikationstraining, sowie der Vermittlung von berufsspezifischen Fachwissen im Unternehmen selbst gelingen kann, den Fachkräftemangel in dieser Branche einzudämmen. Anschließend berichtete der Projektgruppenleiter am Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), Matthias Kohl, über die Möglichkeiten der hohen Qualifizierung, aber auch Bindung von Mitarbeitern über ein duales Studium.

Familie und Beruf vereinbaren

Im weiteren Verlauf der Veranstaltung stand das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Mittelpunkt. Gerade unter dem Aspekt sich verändernder Lebens- und Arbeitswelten und mit Blick auf den demografischen Wandel, müssen laut Roland Beierwaltes weiterhin neue Ansätze gefunden werden, um eine Work-Life-Balance zu unterstützen. Zusammen mit Kommunen, Unternehmen und ihren Mitarbeitern sei daher ein ganzheitliches Familien-Managementsystem entstanden.

Von der Kinderbetreuung bis hin zur Pflege von Angehörigen biete das Konzept, das der Geschäftsführer des BRK Kreisverbands Kronach vorstellte, vielseitige Lösungen für jede Lebenssituation.

Solch ein umfassendes Unterstützungsangebot hat sich auch bei der Firma Medi bewährt. Kerstin Heim, Leiterin Human Resources bei der Medi GmbH und Co. KG betonte in ihrem Beitrag, dass familienorientierte Unternehmensführung dort groß geschrieben werde und dazu beitrage, dass die Mitarbeiter ihre Verantwortung nicht nur im Beruf, sondern darüber hinaus in der Familie wahrnehmen könnten.

Das Spektrum der Unterstützung reiche von Kita- und Krippenplätzen, Ferienbetreuung und flexiblen Arbeitszeitmodellen bis hin zu Hilfen bei der Pflege von Familienmitgliedern oder Beratungsleistungen bei eigenen Lebenskrisen.