Lesen Sie aus unserem Angebot: So äußert sich Karl Lauterbach zur Aufhebung der Maskenpflicht
Niedersachsen hatte schon vor einigen Wochen damit geliebäugelt, die Maskenpflicht im Einzelhandel in Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz unter 35 fallenzulassen - und zog das Vorhaben nach breiter Kritik zurück. Aus Expertensicht war das auch gut so: „Frühestens, wenn wir Impfquoten von 70 bis 80 Prozent erreicht haben, könnte man darüber nachdenken“, hatte der Virologe Friedemann Weber von der Uni Gießen Ende Mai der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Derzeit ist erst etwa ein Viertel der Bevölkerung vollständig geimpft.
Warnung vor Virusvarianten
„Wir haben immer noch eine Pandemie mit einem unklaren weiteren Verlauf unter anderem durch Virusvarianten“, warnte Weber im Mai. Der Aufwand, Maske zu tragen, sei gering - der Gewinn für die Pandemie-Bekämpfung aber groß. Nach einer Studie des Virologen Christian Drosten liegt das Maximum der Virus-Ausscheidung ein bis drei Tage vor Beginn der Symptome. Der Infizierte merkt also noch gar nicht, dass er krank ist und andere anstecken könnte. Eine Maske kann da viel ungewolltes Ungemach verhindern.
Unumstritten ist unter Experten, dass die Ansteckungsgefahr in Innenräumen meist deutlich höher ist als an der frischen Luft. Daher sollte die Maskenpflicht nach Meinung von Gerhard Scheuch, dem früheren Präsidenten der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, zuerst bei Outdoor-Aktivitäten wie etwa Zoobesuchen aufgehoben werden, bevor man den Einzelhandel wie kleine Souvenirläden angeht.
Auch in großen Theatern und Museen, Freibädern, Schwimm- und Sporthallen sei das Ansteckungsrisiko nicht so hoch, weil dort sehr viel Raum und Luft seien. „Da reicht die Aerosolkonzentration kaum aus, um andere zu gefährden.“ Doch auch dabei gibt es Tücken - denn selbst in vermeintlich Frischluft-durchfluteten Freibädern gibt es enge Umkleiden. „Da muss man schauen, dass die super belüftet sind.“
Gerade in kleinen, engen, unbelüfteten Räumen sei die Gefahr am höchsten, sagte Scheuch Ende Mai. Als weiteres Beispiel nannte er Aufzüge. „Hier sind oft nur zwei bis vier Kubikmeter Luft. Wenn Leute drin sind, noch weniger.“ Schon während einer kurzen Fahrt könne man sich anstecken, auch wenn man alleine ist. „Die Wolke bleibt drin.“