Etwas andere Werbung Feuerwehr sucht Aktive mit Stellenausschreibung

Die auf der Facebook-Seite der Bad Alexandersbader Wehr veröffentlichte Anzeige verdeutlicht, was ehrenamtliche Arbeit zu bieten hat. Nun hoffen die Mitglieder auf einige neue Kameraden.

 
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Bad Alexandersbad - Es ist ein zukunftsorientiertes Unternehmen und Marktführer in seiner Branche. In Bad Alexandersbad hat es sogar eine Monopolstellung. Genau dieses Unternehmen sucht seit wenigen Tagen mit einer Stellenausschreibung neue „Mitarbeiter“. Soweit, so normal, wäre das Unternehmen nicht die örtliche Feuerwehr. „Öfter mal etwas Neues“, kommentiert Kommandant Markus Hausmann die auf der Facebook-Seite der Wehr veröffentlichte Anzeige. Es sei die Idee der Nachfolger gewesen und zeige, dass frischer Wind nicht schade.

Hausmann und sein Stellvertreter im Kommandantenamt, Markus Weiß, legen am 15. Januar nach fast 20-jähriger Amtszeit ihre Ämter nieder, um Jüngeren Platz zu machen. Aller Voraussicht nach wird die Versammlung Jörg Kastner und Tobias Pelzer wählen, die die Anzeige für die Bad Alexander Feuerwehr formuliert haben.

Lücke bei den 20- bis 30-Jährigen

„Ja, wir benötigen neue aktive Mitglieder, vor allem aus dem Hauptort Bad Alexandersbad“, sagt Hausmann im Gespräch mit der Frankenpost. Derzeit wohne ein Großteil der Aktiven in Sichersreuth. Wichtig sei es, die Alterslücke der 20- bis 30-Jährigen zu schließen. „Die richtigen Narren fehlen, die – wie wir früher – auch mal im Feuerwehrhaus schlafen.“

In der Anzeige steht, was die Feuerwehr erwartet: Mitbürger zwischen zwölf und 60 Jahren (ab zwölf beginnt die Jugendfeuerwehr), technisches Interesse, Teamfähigkeit, Hilfsbereitschaft, regelmäßige Teilnahme an Übungen und Einsätzen sowie Spaß an der Feuerwehr.

Nicht notwendig sind laut Markus Weiß Vorkenntnisse. „Wer Interesse hat, kann die Feuerwehrarbeit lernen, egal, ob es sich um einen Chirurgen, Bürokaufmann oder Verkäufer handelt.“ Dass sich Handwerker etwas einfacher in die Materie einarbeiten können, sei normal. „Ein Elektriker kennt sich nun mal mit einem Notstromaggregat besser aus als jemand, der von Elektrizität keine Ahnung hat.“ Wichtiger sei die Bereitschaft, zu üben und zu helfen.

„Dauereinstellung mit guten Aufstiegschancen“

Die Stellenausschreibung versucht, die Feuerwehrarbeit mit einer ganzen Reihe von Vorzügen schmackhaft zu machen: Wer könne schon einer „Dauereinstellung mit guten Aufstiegschancen“ abgeneigt sein? Wenn zudem moderne Gerätschaften, sichere Arbeitskleidung und abwechslungsreiche Aufgaben locken, könne wohl kaum jemand widerstehen, der schon immer mal mit dem Engagement bei der Feuerwehr geliebäugelt hat.

„Natürlich darf neben all der Technik und dem guten Gefühl, anderen zu helfen, die Kameradschaft nicht zu kurz kommen“, sagt Markus Weiß. Es sei einfach wichtig, wenn man nach einem Einsatz noch bei einem Bier zusammensitze und über das Erlebte rede. „Nicht missen möchten wir unsere Feste. Die Feuerwehrleute aus der gesamten Region kennen sich. Darum freut sich jeder, die Kameraden aus den anderen Orten wieder mal zu treffen.“

Häufig genug sehen sich die Einsatzkräfte bei wenig schönen Anlässen. Wie berichtet, mussten sie im zurückliegenden Jahr zu ungewöhnlich vielen spektakulären Bränden ausrücken. Und das neue Jahr begann ebenfalls mit einem Unglück: In Marktredwitz brannte eine große Lagerhalle nieder.

Bei diesem Brand war die Bad Alexandersbader Wehr indirekt eingebunden, aber nicht weniger wichtig. „Wunsiedel war mit voller Besatzung in Marktredwitz. Wir wurden nicht alarmiert, da wir für den Fall zur Verfügung stehen mussten, sollte es zeitgleich im Raum Wunsiedel brennen“, erläutert Markus Weiß.

Brände nicht mehr das „Kerngeschäft“

Brände sind längst nicht mehr das „Kerngeschäft“ der Feuerwehr. Wer die Berichte der Kommandanten in den Städten und Gemeinden im Landkreis hört, wundert sich, wie häufig die Aktiven unterwegs sind. Ölspuren zu beseitigen gehört ebenso zu den Aufgaben wie die Einsätze bei Unfällen oder Türöffnungen. Letzteres kommt immer mal wieder vor, wenn zum Beispiel ältere Menschen schon länger nicht mehr gesehen worden sind und sich Nachbarn oder Angehörige sorgen. „Nicht in unser Aufgabengebiet fallen aber Türöffnungen, weil sich jemand ausgesperrt hat und ihm der Schlüsseldienst zu teuer ist“, sagt Weiß.

Gefreut über die etwas andere Stellenausschreibung hat sich auch die Bad Alexandersbader Bürgermeisterin Anita Berek. „Die Idee ist wirklich klasse. Wir haben eine sehr engagierte, fitte Truppe. Ich bin stolz auf unsere Wehr.“ Anita Berek lobt auch den Übungseifer in Zeiten von Corona. „Bei unserer Feuerwehr ist es – wie sicherlich bei allen anderen auch – selbstverständlich, dass ein umfangreiches Hygienekonzept entwickelt wird, damit die Arbeit weiterlaufen kann. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn wir im Bad keine Feuerwehr hätten.“ Darum wirbt auch die Bürgermeisterin um Nachwachs für die Helfer. „Jeder wird etwas dazulernen und darf sich auf eine super Kameradschaft freuen.“

Ein 24/7-Job

Manch einer, wie Markus Weiß, ist sogar in zwei Feuerwehren engagiert. Während er in Bad Alexandersbad noch eine Woche als zweiter Kommandant fungiert, „bin ich in Kirchenlamitz einfacher Spritzenmann“. In der Stadt am Epprechtstein wohnt Weiß und kennt daher den Alltag zweier Wehren.

Die Stellenausschreibung verschweigt nicht, dass die Arbeit ein 24/7-Job an 365 Tagen im Jahr ist. „In Bad Alexandersbad sind wir am Abend und in der Nacht sicherlich einsatzfähig, während des Tages ist es schon etwas schwieriger“, sagt Weiß. Viele Aktive arbeiteten auswärts, wie er selbst. „Deshalb wäre es nur zu begrüßen, wenn unsere Stellenausschreibung ein paar neue Mitglieder bringen würde.“

Über die Ausstattung wollen sich die Kommandanten nicht beschweren. Im Gegenteil, sie freuen sich, dass „unsere Gemeinde trotz der bekannten Finanzlage ein neues Löschfahrzeug angeschafft hat“, so Markus Hausmann. Auch das Feuerwehrhaus sei vergleichsweise neu.

Wer die Truppe kennenlernen will, kann auch mal auf Probe arbeiten. „Vereinbaren Sie mit uns einen Termin“, heißt es in der Ausschreibung.

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