Kein neues Thema
„Verständlicherweise“ hätten aber Bürger der Kreisstadt Wunsiedel gegen eine Namensänderung votiert, weil sie einen Nachteil in der öffentlichen Wahrnehmung ihrer Stadt befürchteten.
Er habe sich jedes Für und Wider gut angesehen und nehme die kritischen Stimmen sehr ernst, versichert Berek. „Natürlich freut es mich, dass das Pendel eher zum ,Machen’ ausgeschlagen hat.“ Neu sei das Thema übrigens nicht, sagt der Landrat: Es stand schon bei der Gebietsreform in den 70er-Jahren zur Diskussion. Im Zuge der Regionalentwicklung sei es 2020 wieder aufgekommen.
Pandemie-Bekämpfung wichtiger
Wann die nächsten Schritte folgen, lässt Berek offen. „Nach wie vor gilt unser Hauptaugenmerk der Pandemie. Wir werden nichts überstürzen.“ Entscheide man sich für eine Umbenennung, folge ein langer Weg. Zunächst müsste sich der Wunsiedler Kreistag für den neuen Namen aussprechen. „Ich nehme an, hier gäbe es dafür eine Mehrheit. Aber ich würde das Thema gerne noch breit und ausführlich diskutieren, um eine belastbare Entscheidung zu fällen“, sagt der Landrat. Der Kreistagsbeschluss müsste dann mit einer kurzen Begründung der Regierung von Oberfranken vorgelegt werden, die weitere Behörden einbände. Abschließend entscheide der Freistaat Bayern, der eine Rechtsverordnung erlassen könne.
Umbenennungs-Beispiele
In Bayern führen die drei Landkreise Oberallgäu, Ostallgäu und Unterallgäu die Destinationsangabe Allgäu. Eigens zur Tourismusförderung umbenannt worden sind in Niedersachsen der Landkreis Soltau-Fallingbostel in der Lüneburger Heide in Heidekreis, und die Gemeinde Wurster Land in Gemeinde Wurster Nordseeküste.
FGV bleibt bei ablehnender Haltung
Gegen die Umbenennung des Landkreises Wunsiedel stellt sich weiterhin der Fichtelgebirgsverein. Das bestätigte am Dienstag FGV-Sprecherin Birgit Schelter. Denn das Fichtelgebirge sei weit mehr als nur der Landkreis Wunsiedel. „Man muss nicht alles neu machen“, betont Schelter und hinterfragt, wie repräsentativ diese Umfrage des Landratsamtes sei. Bisher habe der FGV keine Kampagne gestartet, sondern lediglich seine Meinung geäußert, widerspricht Schelter dem Landrat. Sollte die Umbenennung aber tatsächlich forciert werden, initiiere der Vorstand eventuell selbst eine Umfrage. „Wir würden weit mehr Stimmen gegen einen Landkreis Fichtelgebirge sammeln als das Landratsamt dafür“, sagt die FGV-Sprecherin.
Der Verein mit über 15 000 Mitgliedern aus ganz unterschiedlichen Teilen des Fichtelgebirges bleibe bei seiner Stellungnahme, die auf der Homepage nachzulesen ist: Vom Theresienstein in Hof über den Waldstein im Landkreis Hof, den Ochsenkopf im Landkreis Bayreuth und dem Steinwald im Landkreis Tirschenreuth lägen große Teile des Fichtelgebirges außerhalb des Landkreises Wunsiedel. Nehme man jenen, die in einem anderen Landkreis zuhause seien, die Möglichkeit, sich als Fichtelgebirgler zu definieren, breche das identitätsstiftende Element zusammen. Der Verein befürchtet, dass politische Grenzziehungen, die in erster Linie der besseren Außendarstellung dienen sollten, über Generationen gewachsene, kulturelle Verbindungen und Netzwerke nachhaltig beeinträchtigen könnten. Die Vielfalt, das prägendste Element der Kulturlandschaft, dürfe nicht dem schnellen Marketingerfolg geopfert werden, argumentiert der FGV: „Das widerspricht dem elementaren Charakter unserer Organisation, die sich von Beginn an landkreisübergreifend für die Heimat engagiert.“