Thema Bereitschaftdienst

Es bleibt ja dabei: Wenn es medizinisch notwendig ist, kommt der Arzt noch ans häusliche Krankenlager. Darauf haben wir einen teuer bezahlten Anspruch. Es bleibt aber auch dabei: Der Arzt kommt nicht mehr, wenn nur die Nase läuft. Die Zeiten dieser Bequemlichkeit sind endgültig vorbei. Denn sie kostet Geld und sie braucht Ärzte, die sie uns erfüllt.

 
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Wir Deutsche haben ein besonderes Verhältnis zum Arzt. Es ist Teil unserer Kultur geworden, ihn immer und überall zur Verfügung zu haben. Kein Volk der Welt geht öfter zum Arzt als wir. Noch nie gab es so viele in Deutschland wie jetzt. Laut Bundesärztekammer waren es letztes Jahr 449 409 Ärzte, 2,4 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Frage ist nur: Was machen die alle?

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Denn gleichzeitig schließen die Hausarztpraxen, vor allem die auf dem Land. Fünf Jahre dauert die Ausbildung zum Hausarzt, in Oberfranken lassen sich gerade 60 junge Mediziner dazu ausbilden. Dem steht eine Lücke von 300 Ärzten gegenüber. Noch gibt es in der Region Bayreuth 74, aber schon in ein paar Jahren werden es nur noch 69 sein. Selbst mit Geld sind junge Ärzte nicht mehr für den Beruf des Landarztes zu begeistern. In ganz Oberfranken nutzten gerade 20 junge Ärzte ein Förderprogramm. Bayernweit meldet die Kassenärztliche Vereinigung mehr als 100 „Brennpunkte“, in denen die Versorgung im Bereitschaftsdienst nur noch mit größter Mühe sicherzustellen ist.

Der Landarzt ist selbst ein Notfall geworden, für den die Ärzteverbände keine richtige Therapie haben. An allen Schrauben ist schon vergeblich gedreht worden, nur nicht am Numerus clausus. Die Abiturnote für Medizinstudenten liegt immer noch zwischen 1,0 und 1,2. Der Effekt liegt auf der Hand: Solche Leute wollen nicht in Landarztpraxen arbeiten, wenn sie anderswo mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen vorfinden.

Das alles badet der Patient aus – mit einem Kompromiss. Ärzte wird es immer geben, nur muss der Kranke länger fahren, bis er in einer der wenigen, größeren Hausarztpraxen sitzt. Natürlich muss er das selbst bezahlen. Jammern hilft da nichts, davon wird man nicht gesund. Egal ob Friseur, Supermarkt oder Möbelhaus, da sind auch längere Strecken kein Problem. Nur wenn’s um die Gesundheit geht, werden wir geizig und wehleidig und bequem. Davon sollten wir uns frei machen.