Erste Jahreshälfte bringt weitere Veränderungen Hollfelder Seniorenheim erhöht Kosten um bis zu 500 Euro monatlich

Von Sarah Bernhard

Zwischen 400 und 500 Euro pro Monat müssen die Bewohner des Caritas-Pflegeheimes in Hollfeld künftig mehr bezahlen. Grund dafür ist das Pflegestärkungsgesetz, das zum Jahreswechsel in Kraft trat. Es besagt, dass Heimbetreiber die Pflegekosten voll abrechnen können. Das Gesetz soll die Pflegequalität erhöhen.

 
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Grund ist ein neues Bundesgesetz, das die Pflege verbessern soll. Foto: dpa Foto: red

Als Ingeborg Pischek am Montagabend die Nachricht bekam, war sie erst mal von den Socken: Rund 520 Euro mehr kostet der Pflegeplatz ihrer Mutter im Hollfelder Seniorenheim St. Elisabeth ab März. Ihre Mutter hat Pflegestufe 3, für Bewohner der niedrigeren Pflegestufen erhöht sich der Preis um 400 bzw. 480 Euro.

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„Die Beträge sind noch nicht ausverhandelt und könnten deshalb geringfügig niedriger ausfallen“, sagt Klaus-Stefan Krieger, Pressesprecher des Caritasverbands für die Erzdiözese Bamberg, zu dem die Caritas-Seniorenheime in Hollfeld und Bayreuth gehören. Auch dort wird es Preiserhöhungen geben, über die Höhe wurde aber noch nicht verhandelt. Ingeborg Pischek ärgert sich sowieso eher über die Umsetzung als über die Erhöhung. „Hätte man das nicht stufenweise machen können und langfristiger, damit man sich darauf einstellen kann?“

Personalkosten können voll umgelegt werden

Doch eine langfristige Planung wäre schwierig gewesen. Denn möglich gemacht hat die Erhöhung das Pflegestärkungsgesetz, das der Bundestag erst 2014 beschlossen hat. Es besagt, dass Heimbetreiber die Personalkosten vollständig umlegen dürfen. Bisher akzeptierten die Pflegekassen nur einen Durchschnittswert, der zwischen Kasse und Bewohner aufgeteilt wurde.

Das neue Gesetz ist vor allem für kirchliche Einrichtungen wichtig, die ihre Mitarbeiter oft überdurchschnittlich gut entlohnten. Und das, was über dem Satz der Pflegekassen lag, aus eigener Tasche bezahlten. Das diene der bestmöglichen Versorgung der Heim-bewohner, sagt Pressesprecher Krieger. Und weiter: „Wir verlangen wirklich nur die Ist-Kosten. Die Verluste der vergangenen Jahre haben wir nicht eingerechnet.“

Vermögen sowieso schon weg

Immerhin: Ingeborg Pischek betrifft die Erhöhung kaum. Ihr Vermögen ist seit 2012 aufgebraucht, danach sprang der Bezirk ein – der wohl auch den Großteil der jetzigen Erhöhung übernehmen wird. Das sei immer öfter der Fall, sagt Christian Porsch, Sprecher des Bezirks: 2811 Personen brauchten diese Hilfe im Jahr 2005, im vergangenen Jahr waren es bereits 3556.

Zwar gilt die neue Regelung für alle Seniorenheime. Kostensteigerungen in Hollfelder Höhe werden aber wohl zunächst die Ausnahme bleiben. Im Seniorenheim der Diakonie in Speichersdorf werden die Sätze um rund fünf Prozent steigen. „Bei den Bewohnern kommen aber nur um die zwei Prozent an, weil ja auch die Pflegekasse mehr übernimmt“, sagt Einrichtungsleiter Gerhard Wolf. Das wären rund 30 Euro. Und auch im Diakonie-Seniorenheim in Bindlach werden die Kosten lediglich an die Lebenshaltungskosten angepasst. Die Heime in Eckersdorf und Pegnitz planen zunächst gar keine Änderungen.

Mittelfristig werde es aber doch Anpassungen geben, sagt Bezirkssprecher Porsch. „Wir rechnen in Oberfranken ab dem Jahr 2016 mit Mehrkosten in Höhe von rund sieben Millionen Euro.“

Weitere Änderungen in der ersten Jahreshälfte

Bessere Betreuung: Dank des Pflegestärkungsgesetzes ist eine Betreuungskraft nur noch für 20 Personen zuständig (bisher 24). Außerdem können nicht mehr nur Demenzkranke, sondern alle Bewohner ihre Dienste in Anspruch nehmen. Betreuungskräfte unterhalten die Bewohner, gehen mit ihnen spazieren oder lesen vor. Die Kosten übernimmt vollständig die Pflegekasse. Die meisten Seniorenheime in der Region werden die Betreuung aufstocken.

Schlechtere Pflege: Laut einer Verordnung des bayerischen Gesundheitsministeriums müssen ab 1. Juli nachts mehr Pflegekräfte im Einsatz sein. Gut gemeint, schlecht gemacht, sagt Marion Wolff, Leiterin des Bad Bernecker Seniorenheims. Denn mehr Geld gebe es dafür nicht. Die Heime müssten also entweder Preise erhöhen oder Kräfte vom Tagdienst abziehen, so dass dieser noch weniger Zeit hätte. Das Ministerium verweist auf Verbesserungen im Jahr 2014.