Erste Gründer sind schon im Interims-Riz Ebersberger dementiert Vorwürfe wegen Gründerzentrum

In dem Gebäude in der Mainstraße, in dem auch das BF/M der Uni Bayreuth beheimatet ist, hat die Stadt Räume für die Interimslösung des Regionalen Innovations- und Gründerzentrums (Riz) angemietet. Foto: Eric Waha

Erneute Diskussion ums geplante Bayreuther Regionale Innovations- und Gründerzentrum (Riz): Diesmal geht es um die Nutzung der Interimslösung in der Mainstraße – und konkret um die Frage, was dort eigentlich passieren soll.

 
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Durch die Interimslösung in der Mainstraße soll es mit dem geplanten Regionalen Innovations- und Gründerzentrum (Riz) in Bayreuth früher losgehen. Die von der Stadt seit diesem Jahr angemieteten Büroräume werden als „Anlaufstelle für Gründer“ bezeichnet. Doch was genau heißt das?

Das Riz soll ein Ort werden, an dem potenzielle Firmengründer nach ihrer Zeit an der Uni an Projekten feilen und dabei durch den Austausch mit anderen neue Ideen entwickeln. Wie in Bamberg oder Nürnberg, wo es beispielsweise seit ein paar Jahren Gründerzentren gibt, erhofft man sich auch in Bayreuth, kluge Köpfe nach dem Studium in der Stadt zu halten. Um mehr Firmen und damit mehr Arbeitsplätze zu haben. Kosten soll das etwa 15 Millionen Euro – aufgeteilt auf Stadt und Fördergeber.

220 Quadratmeter für drei Jahre gemietet

Da sich der Neubau auf dem Unigelände aber bereits mehrfach verschoben hat, wollte die Stadt nicht mehr länger warten. Im Dezember gab der Stadtrat grünes Licht dafür, für drei Jahre eine 220 Quadratmeter große Fläche in einem Bürogebäude in der Mainstraße 5 anzumieten. Dort sollte Platz sein für Gründerberatung, Vorträge und die Weitervermietung von Räumen an Gründer.

Stephan Müller, Vorsitzender der BG-Fraktion im Bayreuther Stadtrat, schreibt nun aber in einer Pressemitteilung von Zweifeln, ob die geplante Weitervermietung wirklich stattfinden soll. Müller beruft sich auf eine schriftliche Antwort von Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) am 29. Dezember 2020 auf eine nachgereichte Frage von Müller zu einer Stadtrats-Anfrage. Die Antwort liegt dem Kurier vor.

Der Stein des Anstoßes: Ebersberger beschreibt die Riz-Interimslösung in der Mainstraße als „erste Anlaufstelle für Gründer“. Dort, so der OB, würden auf einer begrenzten Fläche Gründer-Veranstaltungen angeboten. „Auch in der Vergangenheit wurden für ähnliche Zwecke Räume an Gründer vermietet und Veranstaltungen durchgeführt, wie zum Beispiel im Leers’schen Waisenhaus und im Stadtteilbüro St. Georgen im Rahmen der Sozialen Stadt“, schreibt Ebersberger. Wie und in welchem Umfang die Weitervermietung funktionieren soll, schreibt er nicht.

„Im Leers`schen Waisenhaus und im Stadtteilbüro St. Georgen gab es nur Veranstaltungen, dort wurden keine Räume vermietet“, sagt Stephan Müller. Er hakte nach – per offizieller Anfrage, die, so der OB, am Mittwoch auch im Stadtrat beantwortet wird. Falls es nicht zur Weitervermietung der Flächen an Gründer komme, so Müller, habe der Stadtrat am 16. Dezember 2020 seine Entscheidung aufgrund „zum Teil unrichtiger Angaben im damaligen Sachbericht mit Beschlussvorschlag“ getroffen. „Die Fraktion der Bayreuther Gemeinschaft sieht in der Anmietung der Räumlichkeiten eine erhebliche zusätzliche finanzielle Belastung, die nicht gerechtfertigt ist, wenn dort einzig Gründerberatung und Vorträge stattfinden sollen.“

OB: Die ersten Gründer sind schon da

Der Oberbürgermeister widerspricht. Er habe nie gesagt, dass eine Weitervermietung der Räume nicht mehr geplant sei. Dies sei vielmehr mittlerweile angelaufen, wie Ebersberger am Freitag im Gespräch mit dem Kurier betont. „Obwohl es erst zum 1. Februar offiziell losgeht, sind drei Gründer bereits drin.“ Die Fläche auf einem Teil einer Etage des Gebäudes in der Mainstraße reiche für fünf Start-ups. „Dazu kommen Räume für Verwaltung und Beratung sowie ein größerer Raum für Veranstaltungen.“ Bei Veranstaltungen sollen Gründer Informationen zur Buchhaltung, zu Steuerfragen oder zu Subventionen erhalten.

Die von der BG in ihrem Schreiben geäußerte Forderung, der OB solle mit den finanziellen Mitteln der Stadt sorgsamer umgehen, teilt Ebersberger nicht. „Das Ganze wird wie im Stadtrat vereinbart betrieben.“ Die Stadt zahle an den Besitzer der Immobilie eine „ortsübliche Miete“. Etwa die Hälfte der Kosten käme durch die Untermiete an Gründer wieder rein. „Wir wollen bewusst verbilligte Flächen für die Gründer haben“, sagt Ebersberger.

Das Betriebswirtschaftliche Forschungszentrum für Fragen der mittelständischen Wirtschaft (BF/M) an der Uni Bayreuth, das ebenfalls in dem Gebäude beheimatet ist, teile sich keine Räume mit der Stadt, stellt Ebersberger ferner klar. „Und wenn wir gemeinsame Veranstaltungen abhalten, werden diese gemeinsam finanziert.“

Der BG fehlt ein Betreiberkonzept

Ein weiterer Kritikpunkt der BG ist das fehlende Betreiberkonzept fürs Riz. Zum Beispiel ist unklar, wer für das Gründerzentrum in Zukunft verantwortlich ist. Die Stadt allein? Oder schließen sich der Landkreis, Unternehmen oder die Wirtschaftskammern an? „Nach Ansicht der BG muss im Stadtrat diskutiert werden, ob vor Einrichtung eines Gründerzentrums beziehungsweise Interimsgründerzentrums ein Betreiberkonzept verabschiedet werden muss“, schreibt Müller. Dies sei für ihn die Grundlage einer Weitervermietung von Räumen an Gründer. Auch deshalb hat die BG beantragt, das Thema Gründerzentrum noch einmal auf die Tagesordnung einer Stadtratssitzung zu setzen, was bislang nicht geschehen ist.

Ebersberger: „Das Betreiberkonzept muss noch nicht stehen. Wir haben einen Plan, was das Riz ist und was dort gemacht werden soll“, sagt der OB. Wer sich beteilige, entscheide sich noch. Die Aktivitäten in der Mainstraße seien „die Vorhut“.

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