Erlebnisbrennerei geplant

Von Andreas Gewinner

Mit Unterstützung der EU wird in Goldkronach eine mehr als 100 Jahre alte Familientradition fortgesetzt. Und eine Hochprozentige noch dazu. Es geht im Zwetschgen und Kirschen und was man daraus machen kann.

 
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Die Familie Rabenstein aus Goldkronach brennt seit über 100 Jahren Schnaps. Nun wollen sie eine große Erlebnisbrennerei bauen. Am Montag erhielt Karl Rabenstein (kariertes Hemd) den Förderbescheid für sein Vorhaben. Foto: Andreas Gewinner Foto: red

Seit über 100 Jahren hat die Familie Rabenstein das Recht, Schnaps aus Früchten zu brennen. Karl Rabenstein (51) betreibt es in der vierten Generation. Vor etwa zwei Jahren tagte bei den Rabensteins der Familienrat. Die alte Destille aus den 1950er Jahren entsprach nicht mehr den aktuellen Anforderungen, und die Frage lautete: Aufhören oder aufbauen? Rabenstein hat drei Söhne (heute 23, 26 und 29). Alle drei wollten in der Region bleiben. Und alle drei erklärten sich bereit, den Betrieb langfristig fortzusetzen. 

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Denn dass in der Familie von Klein auf geholfen wurde, auch das hat Tradition bei den Rabensteins. Karl Rabenstein hat von Klein auf geholfen, beim Obstlesen, beim Stampfen der Maische in den großen Holzfässern. Damals hatte der Vater von Karl Rabensteins Mutter Anna (78) noch das Wirtshaus "Glück auf", dort, wo heute die Sparkasse drin ist. Und auch der jüngste Sohn Franz ist schon lange involviert. Zuletzt hat er geholfen, 200 neue Obstbäume zu pflanzen.

Das wird was Größeres

Denn das, was die Rabensteins hinter ihrem Haus an der Peuntgasse, zwischen Schloss und altem Feuerwehrhaus hinstellen wollen, wird was Größeres. Geplant ist eine Erlebnisbrennerei und Kelterei in einem 17 mal 13 Meter großem Gebäude, inklusive kleine Straußenwirtschaft. Außer der Herstellung von Hochprozentigem und dem Keltern von Apfelsaft soll es Schaubrennen, Vorträge, aber auch Erlebnistage für Kindergruppen auf der Streuobstwiese und in der Kelterei geben. Schließlich soll die Erlebnisbrennerei das touristische und gastronomische Angebot der Stadt abrunden. Und Apfelbaumbesitzer können ihre Äpfel zum Keltern vorbeibringen. Und bekommen nicht irgendwelchen Apfelsaft. Sondern den von ihren Äpfeln.

Leaderförderung macht es möglich

Möglich wird das nicht zuletzt dank der Leaderförderung der EU. Bis 2020 können 1,5 Millionen Euro für Projekte im Landkreis dafür ausgegeben werden. Bürgermeister Holger Bär hatte Rabenstein darauf aufmerksam gemacht, dass sein Projekt zum "Handlungsziel" der Leaderförderung passt. In diesem Fall zum Haupt-Handlungsziel 3.2 "Traditionen, Geschichte und kulturelle Besonderheiten bewahren". Landrat Hermann Hübner sagt: "Ein Leadergrundsatz lautet: Alles mit den Bürgern abstimmen. Das ist manchmal sehr zäh. Aber diesmal ging es sehr schnell."

Die Baugenehmigung hat Rabenstein seit vergangener Woche. Und seit dieser Woche weiß, er dass er mit einem Zuschuss von bis zu 155.000 Euro für sein Projekt im Umfang von knapp 600.000 Euro rechnen kann. "Ursprünglich hatte ich was Kleineres geplant." Dieses Jahr soll noch gebaut werden (Rabenstein: "wenn ich ein Baunternehmen finde"), 2017 soll der Betrieb beginnen. Und die richtige Einweihung soll es aber erst 2018 geben, denn, so Karl Rabenstein: "Ein guter Schnaps braucht ein Jahr."

Lizenz bleibt in der Familie

Die Lizenz zum Schnapsbrennen vergibt das Zollamt. Voraussetzung ist unter anderem, dass man mehrere Hektar Streuobstwiesen hat. Die Zahl der Lizenzen ist begrenzt, deswegen ist der Trend stark, Lizenzen, die man hat, innerhalb der Familie zu behalten. Das Brennrecht erlaubt, bis zu 300 Liter reinen Alkohols im Jahr zu brennen. Karl Rabensteins Mutter hat das Handwerk von ihrem Vater gelernt, ohne jedes Fachbuch, inzwischen gibt es aber auch Fachliteratur.

Jeder Schnapsbrenner hat seine kleinen Betriebsgeheimnisse, die er nicht verrät. Und ein paar, die er verrät. Oberstes Gebot für einen guten Zwetschgen- oder Kirschschnaps ist laut Rabenstein: "höchst mögliche Sauberkeit in allen Produktionsschritten und reifes Obst". Rabenstein verschneidet sein Selbstgebranntes nicht mit zugekauftem Industriealkohol, dadurch wird er milder. Gebrannt wird im Kessel aus unlegiertem Kupfer. "Kupfer ist Geschmacksträger Nummer eins", sagt Rabenstein, "andere nehmen Edelstahl und wundern sich, dass sie den Geschmack nicht herbringen." Was ebenfalls die Qualität steigert: Früchte ohne Reste von Stielen, Kernen oder Blättern. Doch es gibt Dinge, auf die hat auch der Schnapsbrenner keinen Einfluss. Denn letztlich bestimmt auch das Wetter mit, wie die Früchte und damit der Schnaps wird.