Erdkabel löst nicht alle Probleme

Von Moritz Kircher
Demonstration gegen die Stromtrasse im April 2014 in Himmelkron: Proteste wie diese gehören dank Erdverkabelung der Vergangenheit an, hofft der Netzbetreiber Tennet. Archivfoto: Andreas Harbach Foto: red

Ein neuer Korridor für die umstrittene Südost-Link-Gleichstromtrasse ist noch in weiter Ferne. Doch der Netzbetreiber Tennet will frühzeitig mit Infoveranstaltungen auf die Trassengegner zugehen. Die sind zwar erfreut über den Dialog. Es gibt aber weiter einen Konflikt, der offenbar bei aller Dialogbereitschaft nicht aus der Welt zu schaffen ist.

 
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Im Konferenzraum des Hotels Rheingold hatte Tennet alles vorbereitet, um Lokalpolitiker, Verbandsvertreter und Bürgerinitiativen über Südost-Link, die ehemalige Gleichstrompassage Südost, zu informieren. Nur eines fehlte: Kartenmaterial zu möglichen Trassenverläufen. Die gibt es noch nicht, beteuerte Tennet einmal mehr. Denn genau das ist es, was der Bayreuther Übertragungsnetzbetreiber gemeinsam mit den Leuten vor Ort erarbeiten will.

Uwe Raab zweifelt immer noch an der Notwendigkeit der Leitung

Die rund 40 Besucher im Konferenzraum spendeten nach der Veranstaltung höflichen Beifall. Dann war von Gesprächen in einer konstruktiven Atmosphäre die Rede. Medienvertreter hatten keinen Zugang zur Veranstaltung.

Er habe nicht den Eindruck, dass der Dialog nur eine Show sei, sagte der Pegnitzer Bürgermeister Uwe Raab. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben könne im Gespräch mit dem Netzbetreiber allerdings nur noch darüber diskutiert werden, wie die Trasse kommt - nicht ob überhaupt. "Ich habe dazu eine kritische Haltung und sehe keinen Grund, davon abzweichen", sagte Raab.

Bürgerinititativen in der Region wollen zweigleisig fahren

Auch Birgit Küfner von der Bürgerinitiative Bayreuth Süd-Ost will weiter "über die Notwendigkeit diskutieren". Und sie will noch nicht so recht daran glauben, dass die Leitung komplett unterirdisch verlegt wird. Das hatte Tennet in der Vergangenheit mehrfach beteuert. Das Gesetz lässt Ausnahmen zu, wenn auch unter strengen Auflagen.

Die Bürgerinitiativen in der Region wollen nun zweigleisig fahren: Einerseits den Dialog mit Tennet suchen, um Einfluss auf den Trassenverlauf zu nehmen. Andererseits wollen sie an den politischen Schaltstellen weiterhin gegen das Projekt an sich vorgehen. Ein guter Dialog mit dem Netzbetreiber "ändert nichts an der Tatsache, dass die Trasse kommt", sagte Küfner.

Erdkabel nehmen der Diskussion den ganz großen Druck

Martin Förster von der Bürgerinitiative in Goldkronach kritisierte zudem: "Das Braunkohlethema wird totgeschwiegen." Immer wieder betonen Vertreter aus Bundesministerien, Bundesnetzagentur und die Netzbetreiber, dass die großen Gleichstromleitungen quer durch Deutschland der Energiewende dienten und vor allem erneuerbarer Strom aus dem windreichen Norden ins energiehungrige Bayern transportiert werde.

Einer der Teilnehmer im Hotel Rheingold war der Emtmannsberger Bürgermeister Thomas Kreil, dem die Versorgungssicherheit wichtig ist. Wenn die mit Windstrom aus dem Norden gesichert werden könne, "dann ist das die beste Alternative", sagte er über die Gleichstromleitung. Kohlestrom müsse nach und nach aus dem Netz verschwinden. Und mit dem Vorrang für Erdkabel sei der ganz große Druck aus der Diskussion um die Leitung raus. Sein Speichersdorfer Kollege Manfred Porsch sieht es ähnlich.

Landwirtschaft sieht Erdkabel kritisch

"Die Akzeptanz in der Bevölkerung ist durch die Erdkabel deutlich gesteigert", sagte Daniel Frieß, Verwaltungsdirektor am Landratsamt. Und: "Im Vergleich zu Amprion haben wir einen deutlich transparenteren Prozess." Bis vor kurzem war noch der Dortmunder Netzbetreiber für das zuständig, was jetzt Tennet macht. Und der Ärger darüber, dass Amprion zu Beginn seiner Planungen gleich mit  Trassenvorschlägen kam, sitzt bei vielen Trassengegnern noch immer tief.

Der andauernde Protest der Trassengegner gegen vermeintliche "Monstermasten" hat zur Erdkabellösung geführt. "Aus landwirtschaftlicher Sicht ist das kein Vorteil", sagte Ernst Heidrich, Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth. Äcker müssen aufgegraben werden, am Ende bleibt ein maximal 15 Meter breiter Streifen, auf dem sich die Oberfläche um bis zu 1,5 Grad erwärmen kann. In trockenen Jahren könne das zu einer schlechteren Erne führen, befürchtete Heidrich.

Tennet will mit den Bürgern im Dialog bleiben

Diese planungsbegleitenden Foren bleiben uns erhalten", sagte Tennet-Sprecherin Ulrike Hörchens. Veranstaltungen wie im Hotel Rheingold soll es also künftig immer wieder geben. Dazu will Tennet sogenannte Bürgerinformationsmärkte veranstalten, um jedermann während der Planungszeit für die Südostlink-Gleichstromleitung zwischen Wolmirstedt (Sachsen-Anhalt) und Landshut auf dem Laufenden zu halten.

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