Prozess: Wie ein 25-Jähriger in den größten Rauschgiftfall der vergangenen Jahre hineingezogen wurde Kiffer kommt mit blauem Auge davon

Von Manfred Scherer

Er rauchte gern Hasch, er war gutmütig und half einem Freund. Doch der war ein großer Rauschgiftdealer, der den gutmütigen Freund, einen 25-jährigen Bayreuther, in den größten Drogenfall der vergangenen Jahre hineinzog. Nur mit Mühe kam er am Montag mit einem blauen Auge wieder heraus: Das Landgericht verhängte gegen den 25-Jährigen eine eineinhalbjährige Bewährungsstrafe für den Erwerb und den Besitz von Haschisch.

 
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Er nahm einen Freund bei sich auf und wurde von diesem in einen großen Drogenfall hineingezogen: Ein 25-jähirger Bayreuther kam vor Gericht mit Bewährung davon. Foto: dpa Foto: red

Die Dealergruppierung, die der Kripo Bayreuth den größten Drogenfall der vergangenen Jahre bescherte, hatte über einen Zeitraum von zehn Jahren 350 Kilo Haschisch und Marihuana im Raum Bayreuth abgesetzt. Man kann sagen: In den vergangenen zehn Jahren gab es hier immer Cannabis zu rauchen. Insgesamt sollen 40 bis 60 Personen zu der Gruppierung gehört haben.

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Das Besondere: Kaum einer der Verdächtigen war polizeibekannt – fast alle schienen brave Bürger, fast alle hatten bürgerliche Berufe. So wie der mutmaßliche Kopf der Gruppierung, ein heute 29-jähriger aus dem Landkreis, der ein ganz normaler Handwerker ist. Er hatte Kontakte in den Großraum Frankfurt, von dort kam das marokkanische Hasch. Er hatte Kontakte nach Berlin, von dort kam das Marihuana aus illegalem Eigenbau. Die Gruppierung war nichts anderes als ein Händler- und Vertriebsnetz, das vertraulich funktionierte. Zwischenhändler besorgten die Verteilung an weitere Dealer und an die Konsumenten.

Einer der größeren Dealer – er verkaufte im Lauf der Jahre 45 Kilo, wie er selbst sagt – war ein heute 28-jähriger Mann, der aus Bayreuth in eine Großstadt zog, von dort aber wieder zurückkehren musste. In Bayreuth hatte er keine Wohnung, und er konnte seinen Umzug selbst nicht fahren: „Ich habe immer Hasch geraucht, deshalb habe ich nie einen Führerschein gemacht.“

Nun kam der Angeklagte ins Spiel, ein aus dem Landkreis stammender Mann, der in Bayreuth arbeitete und wohnte: Der 25-Jährige machte für den Freund den Umzug zurück nach Bayreuth und bot ihm an, solange bei ihm zu wohnen, bis der 28-Jährige eine neue Bleibe finden würde. Dort rauchten die Freunde gemeinsam Joints. Der Dealer besorgte seinem Gastgeber rund 300 Gramm Hasch und Marihuana für dessen Eigengebrauch. Der Dealer benutzte die Wohnung des Freundes, empfing seine Abnehmer, versteckte im Keller seine Drogen – angeblich ohne Wissen des Gastgebers.

Als die Kripo die Dealergruppierung hochnahm, wurde Rauschgift bei dem 25-Jährigen gefunden. Dafür wurde er verurteilt – den Vorwurf, seine Wohnung als Drogenumschlagplatz und als Rauschgiftlager zur Verfügung gestellt zu haben, ließ das Gericht fallen.