Engagement In vielen Ehrenämtern aktiv

Von Frank Heidler
Karin Weiss tritt als Präsidentin der Dekanatssynode zurück. Foto: Frank Heidler Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. Endspurt in der Kinderküche des evangelischen Gemeindehauses: Heiße Herdplatten, der leckere Duft von gebratenen Schnitzeln und saftigem Kartoffelsalat durchzieht die Wirkungsstätte der beiden Tages-Köchinnen, Wirtschaftsleiterin Karin Weiss und Claudia Schmutzler. Wenige Minuten später werden 118 Essensportionen zu den evangelischen Krippen und Kindergärten im Stadtgebiet transportiert.

 
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Das ist nur eine von zahlreichen ehrenamtlichen Wirkungsstätten von Karin Weiss. Seit fünf Jahren ist sie hier täglich fünf Stunden aktiv. Seit diesem Jahr erhält sie dafür ein Minijob-Salär. „In der Anfangszeit waren es 30-Stunden-Wochen, die ganzen Berechnungen, die nötig waren“, sagt sie. Seit über 50 Jahren hilft sie ehrenamtlich in der örtlichen Kirchengemeinde – und zum Teil weit darüber hinaus – mit.

"Zeit ohne Ende"

Bei der Dekanatssynode nächste Woche im Auerbacher Gemeindehaus wird sie auf eigenen Wunsch als Präsidentin aus diesem Amt verabschiedet. Wenn Dekan Gerhard Schoenauer in seiner Abschiedslaudatio von „Zeit ohne Ende“ sprechen wird, die Karin Weiss zeitlebens in diverse Ehrenämter investiert hat und das noch tut, wird ihr das eher peinlich sein. Sie geht jetzt zumindest aus diesem Präsidentenamt „ohne Wehmut“ und erklärt scheinbar nüchtern und freundlich-resolut: „Das passt jetzt grad.“

Kein fester Zeitplan

Der Zeitaufwand als Synodalpräsidentin ließ sich vorab schwer einschätzen. „Manchmal war wochenlang gar nichts.“ Und dann kamen wieder Gemeindevisitationen in den Orten des Dekanates. Eine Woche lang von früh bis abends auf den Beinen. Ihr synodaler Mitpräsident, Peter Hippmann, musste sich für solche Gelegenheiten sogar regelmäßig Urlaub nehmen.

Erfinderin des Frauenfrühstücks

Die Liste der Ehrenämter von Karin Weiss ist lang und brachte ihr sogar eine ministerielle Auszeichnung ein. Knapp zwei sechsjährige Perioden saß sie in der evangelischen Landessynode, wälzte in diesem bayernweiten Kirchenparlament Unmengen von Papier und Gesetzesvorlagen. Viel wichtiger ist ihr aber die Arbeit in der Pegnitzer Kirchengemeinde. Die Erfinderin des Frauenfrühstücks freut sich über die durchschnittlich 120 Besucherinnen.

Vielfältige Aufgaben

Eifrige Kirchgänger erleben sie außerdem regelmäßig bei Festgottesdiensten an der Pauke, wenn sie im Zusammenspiel von Orgel, Posaunenbläsern und Kantorei mitmusiziert. Jahrzehntelang sang die Ehefrau des früheren Kantors Roland Weiss selbst in der Kantorei mit. Die Leitung der Pegnitzer VCP-Pfadfinder hat Karin Weiss schon vor knapp 20 Jahren abgegeben. „Mit 50 war es Zeit, aufzuhören.“ Aber noch heute kümmert sie sich um die Finanzen der örtlichen Pfadfinder. Am Tag nach dem Reporterbesuch war sogar eine Wanderung mit Mitgliedern der früheren Pfadi-Gruppe „Piscis“ (deutsch: Fisch) anberaumt.

Weiteres Engagement

Immer wieder werden Karin Weiss und Ehemann Roland bei Jubelkonfirmationen von auswärtigen Ex-Gemeindegliedern angesprochen. „Wir sind die beiden Einzigen, die die Leute noch von früher kennen.“ Langeweile kommt beim Ehepaar Weiss noch lange nicht auf. Ganz selbstverständlich wird die umtriebige Karin Weiss wieder bei der evangelischen Altpapier- und Altkleidersammlung am 18. Mai mithelfen. „Roland sitzt dann am Telefon.“ Beispielsweise für übersehenes Abholgut.

Aufbruchstimmung der 70er

Richtig ins Schwärmen kommt Karin Weiss, wenn sie an die Aufbruchstimmung in der Jugendarbeit der 70er-Jahre denkt. „Da gab es Chancen ohne Ende“, sagt sie. Und vergisst in ihrem kurzen Rückblick auch nicht die Möglichkeiten durch die „eigenen Räume“ im 1974 eingeweihten neuen Gemeindehaus.

Wirken im Hintergrund

Noch heute wirkt Karin Weiss bei vielen Veranstaltungen in der Kirchengemeinde unauffällig als Organisatorin im Hintergrund mit. „Ich habe den Jahresempfang mit organisiert.“ Und natürlich auch jede Installation eines Pfarrers während der vergangenen Jahrzehnte. Regelmäßig singt und musiziert sie mit den Kleinkindern der „Bartl Wichtel“, der „Schäfchengruppe“ und im Buchauer Kindergarten.

Wertschätzung ist wichtig

Kaum zu glauben, dass die Ehrenamtliche auch noch Zeit für ihre Hobbys und die fünf Enkel findet. „Ich lese gerne und gehe jede Woche in eine Gymnastikgruppe.“ Klavier spielt Karin Weiss aber nur noch zu Weihnachten im Familienkreis und bei dem von ihr geliebten Frauenfrühstück. Lob erwartet sie dafür keines. „Wenn man mit Freude etwas tut, bringt mir das am meisten.“ Sie fügt aber Augenblicke später hinzu: „Für viele Ehrenamtliche ist wichtig, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird.“

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