Es ist ein Risiko, keine Frage. Und eine große Herausforderung für das gesamte Team, betonte der Festival-Sprecher. Die Vorbereitungen werden schon im April beginnen, nicht wie üblich Ende Mai. Wagner selbst wies bei der Bekanntgabe des Teams darauf hin, dass auch Patrice Chéreau gerade erst Anfang 30 war, als er die Aufgabe übernahm, in Bayreuth einen neuen „Ring“ zu inszenieren. Es wurde bekanntermaßen der „Jahrhundertring“.
Wagners allererste Wahl scheint das Team um Schwarz dennoch nicht gewesen zu sein. Im Vorfeld der Bekanntgabe war über einen „weiblichen Ring“ spekuliert worden. Die Regisseurin Tatjana Gürbaca galt als mögliche Kandidatin. Mit ihr habe es auch Verhandlungen gegeben, sagte Wagner. Ein Vertragsabschluss sei an den Bayreuther Probenzeiten gescheitert, die nicht zur Arbeitsweise der Regisseurin gepasst hätten. „Das hat sich relativ früh schon rausgestellt“, sagte Wagner.
Mehr Weiblichkeit bleibt ein Ziel. Im Jahr 2021 soll es nicht nur eine Neuinszenierung des „Fliegenden Holländers“ geben (was im traditionell neuinszenierungsfreien Post-„Ring“-Jahr ohnehin schon eine kleine Sensation ist), sondern auch noch die erste Frau am Pult im Bayreuther Orchestergraben. Wer die Dirigentin sein wird, wurde noch nicht verraten.
Bei all den Ankündigungen bleibt die kurzfristige Absage des seit Jahren erwarteten Bayreuth-Debüts von Anna Netrebko nicht viel mehr als ein Running Gag, das nicht 100-prozentige „Tannhäuser“-Dirigat von Waleri Gergijew nur eine Fußnote. Er wird im kommenden Jahr „aus terminlichen Gründen“ nicht mehr in Bayreuth dirigieren - hat nach Angaben der Festspiele aber Interesse daran, wiederzukommen.
Abschied nehmen heißt es auch für den religionskritischen, etwas streberhaften „Parsifal“ von Uwe Eric Laufenberg, der im nächsten Jahr - ebenso wie der düstere und vom Publikum ungeliebte „Tristan“ der Chefin - nicht mehr auf dem Spielplan zu finden sein wird. Stattdessen gibt es den bunten „Tannhäuser“, die nach wie vor hochpolitischen, hochbrisanten, großartig erzählten „Meistersinger“ in Barrie Koskys Inszenierung und den „Lohengrin“ von Regisseur Yuval Sharon, bei dem dank Neo Rauch wenigstens das Bühnenbild in Erinnerung bleibt. Und dazu ein neues „Rheingold“, eine neue „Walküre“, ein neuer „Siegfried“, eine neue „Götterdämmerung“.
Erneuerung, Schritt für Schritt, um in der Zukunft überhaupt eine Chance zu haben. Das scheint Wagner sich auf die Fahnen geschrieben zu haben - auch für die kommenden fünf Jahre. Sie gibt sich zuversichtlich, dass ihr 2020 auslaufender Vertrag verlängert wird. Bei der Pressekonferenz sagte sie: „Wir sind auf einem guten Weg.“