Emtmannsberg will Gemeindezentrum für 3,8 Millionen Euro einrichten – Weidenberg sucht noch eine neue Nutzung Gemeinden als Schlossherren

Von Peter Engelbrecht
Emtmannsberg schloss foto: Tomis-Nedvidek Foto: red

Ein schmuckes Schloss mit Erkern und Türmchen – für viele Menschen ein unerreichbarer Wunschtraum. Die Gemeinden Emtmannsberg und Weidenberg besitzen ein Schloss, doch sie kämpfen gegen Leerstand und Verfall und suchen Wege, neues Leben in die historischen Gebäude zu bringen. Das ist ein Kraftakt.

 
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Das Schloss Emtmannsberg in der Dorfmitte steht seit mehr als 50 Jahren leer, verfällt langsam. Doch Bürgermeister Thomas Kreil und sein Gemeinderat wollen das mehr als 300 Jahre alte Gebäude nicht vergammeln lassen. Ein Architekt bereitet derzeit die Planung für eine Sanierung des Gebäudes vor, dann soll die Ausschreibung erfolgen. Eine Gaststätte soll in das altehrwürdige Gebäude einziehen, ein genossenschaftlich betriebener Dorfladen, ein Vortragsraum mit 60 Plätzen, ein Raum für die Volkshochschule, ein Sitzungsraum für den Gemeinderat und eine Kanzlei für den Bürgermeister sind vorgesehen. Dort werden auch Bürgersprechzeiten stattfinden.

Noch in diesem Jahr soll die Dachhülle erneuert werden, sagt Bürgermeister Kreil. Bis Mitte 2016 soll die gesamte Sanierung abgeschlossen sein. Die Kosten beziffert er auf rund 3,8 Millionen Euro, der Eigenanteil der Gemeinde beträgt 380 000 Euro. Zuschüsse sollen von der Städtebauförderung, dem Denkmalschutzfonds, der Bayerischen Landesstiftung und der Oberfrankenstiftung fließen.

Eine örtliche Familie habe bereits Interesse an der Führung der Schlossgaststätte bekundet, berichtet Kreil. Das wäre ein Glücksfall, denn in der gesamten Gemeinde gibt es heute keine Einkehrmöglichkeit mehr – alle Gaststätten haben im Laufe der Zeit geschlossen. Und das bei 1066 Einwohnern.

„Das Schloss soll das neue Bürgerzentrum werden, ein Treffpunkt“, erklärt Kreil. Für die Gemeinde sei die Wiederbelebung eine wichtige Infrastrukturmaßnahme.

Vor 1,5 Jahren kaufte die Gemeinde das historische Gebäude für einen „mittleren fünfstelligen Betrag“. Eine breite Mehrheit im Gemeinderat habe das beschlossen, „wir habe es bislang nicht bereut.“ Kreil erhofft sich eine Attraktivitätssteigerung für die gesamte Gemeinde, wenn neues Leben ins Schloss einkehrt. Es handelt sich um das älteste Gebäude der Gemeinde, erbaut 1686 bis 1689. Ein Förderverein, der vermutlich noch dieses Jahr gegründet wird, soll sich für das Schloss engagieren. Das Wegreißen wäre wohl die schlechteste Lösung gewesen. Mit dem Gebäude würde man auch einen Teil der Geschichte des Dorfes wegreißen, hatte Kreil auf der Bürgerversammlung vor zwei Jahren gewarnt.

Auch in Weidenberg steht derzeit das Alte Schloss am Obermarkt leer, es befindet sich ebenfalls im Besitz der Gemeinde. Von 1813 bis 1931 war in dem weitläufigen Gebäude das ehemalige Land- und Amtsgericht untergebracht. Die SPD nutzte es bis vor wenigen Jahren als regionales Bildungszentrum, zog dann aber aus. Im März 2013 brachte die Dr. Loew Soziale Dienstleistungen GmbH vorübergehend zehn Patienten im Schloss unter, da die bisherigen Wohnräume in Bayreuth saniert wurden. Die behinderten Menschen verließen das Schloss Ende des Jahres wieder.

„Zurzeit herrscht Leerstand“, berichtet Weidenbergs Bürgermeister Hans Wittauer. Zur Nachnutzung konnte er noch nichts sagen; darüber zu entscheiden, sei Sache des Gemeinderates. Denkbar seien eine Bildungsstätte, eine gastronomische Nutzung oder eine soziale Eirichtung. Auch über den Verkauf des Alten Schlosses hatte die Gemeinde laut Wittauer schon nachgedacht, doch es fand sich kein Interessent. „Solche Objekte sind nicht gefragt“, meinte er.

Rudi Wendland von der Dr. Loew Soziale Dienstleistungen GmbH überreichte Wittauer gestern im Rathaus eine Spende von 1000 Euro.

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