Emtmannsberg In Bayerns kleinstem Dorfladen läuft’s

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Stefan Bauernfeind (links) ist hauptamtlicher Geschäftsführer, Gerhard Herrmannsdörfer (rechts) Beiratsvorsitzender des Emtmannsberger Dorfladens. Ohne die rund 40 ehrenamtlichen Helfer wie Gudrun Reeb (Mitte) würde der aber nicht laufen. Foto: Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

EMTMANNSBERG. Natürlich waren die Organisatoren des Dorfladens in Emtmannsberg bei der Gründung optimistisch, dass das Projekt auf Sicht funktioniert in ihrer kleinen Gemeinde. Doch das erste Jahr hat ihre Erwartungen nun sogar deutlich übertroffen.

 
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180.000 Euro Umsatz hatten sich Geschäftsführer Stefan Bauernfeind und Beiratsvorsitzender Gerhard Herrmannsdörfer für das erste Jahr vorgenommen. Damit müsste der laufende Betrieb auf eine schwarze Null kommen, hatten sie kalkuliert. Doch diese Kalkulation haben sie deutlich übertroffen.

Wenn demnächst die endgültige Bilanz erstellt ist, werden rund 250.000 Euro Umsatz drinstehen, sagt Herrmannsdörfer. Es läuft in Bayerns wohl kleinstem Dorfladen mit seinen gerade gut 40 Quadratmetern Verkaufsfläche.

110 Anteilseigner

Dass unterm Strich fürs erste Jahr trotzdem ein Minus herauskommen wird, liege an den Anlauf- und Investitionskosten. Das Eigenkapital, das vor allem aus den knapp 37.000 Euro Einlagen der mittlerweile 110 Anteilseigner besteht, werde wahrscheinlich trotzdem unangetastet bleiben.

110 Anteilseigner – das heißt, gut jeder zehnte Einwohner von Emtmannsberg engagiert sich auf diese Art und Weise beim Dorfladen „und zeigt damit seine Verbundenheit mit dem Projekt“, sagt Herrmannsdörfer.

Den Laden am Laufen halten neben Bauernfeind und Gemeinderätin Karin Benker, die auf Minijob-Basis als stellvertretende Marktleiterin fungiert, aber vor allem die rund 40 festen Ehrenamtlichen. „Manche von ihnen stehen drei Mal die Woche im Laden, andere vielleicht ein Mal im Monat“, erzählt Bauernfeind, und: „Da ist von der Rentnerin über die Schülerin bis zum Professor alles dabei.“ So ließen sich die knapp 50 Stunden Öffnungszeiten plus Vor- und Nacharbeit gut abdecken.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist das Regionalkonzept. Dass die Milch aus einem Emtmannsberger Ortsteil kommt, Joghurt oder Fruchtsäfte aus dem nächsten Ort, Fleisch, Gebäck sowie Obst und Gemüse von Lieferanten aus Bayreuth und der Honig gar vom Imker auf dem Nachbargrundstück, „genau das wollen die Kunden“, sagt Bauernfeind.

Und Herrmannsdörfer ergänzt: „Dabei ist ihnen regional wichtiger als Bio. Das haben unsere regelmäßigen Nachfragen ergeben, bei denen wir auch erfahren, welche Produkte die Kunden noch gerne im Angebot hätten.“

Und so haben sie im Dorfladen das regionale Angebot mittlerweile von 60 auf rund 85 Prozent ausgebaut. Mit dem kleinen Nachteil, „dass die Margen etwas geringer sind als bei normaler Supermarkt-Ware und man also mehr Umsatz braucht, um auf den gleichen Gewinn zu kommen“, rechnet Karin Benker vor.

Gummibärchen aus Bamberg

Wobei die Macher den Begriff regional zumindest beim einen oder anderen besonderen Produkt mittlerweile etwas ausgeweitet haben. Hatten zu Beginn Dosenwurst aus Zochenreuth bei Aufseß und Marmelade aus Kasendorf den weitesten Weg, dürfen es heute auch die individuellen Schloss-Gummibärchen aus Bamberg oder Kürbiskerne eines Schwabacher Landwirts sein.

Für Jana-Lisa Kirsch, die sich als Regionalmanagerin im Landratsamt auch um die Dachmarke „Bayreuther Land“ kümmert, kommt das Konzept des Emtmannsberger Dorfladens deshalb so gut an, „weil der starke regionale Ansatz den Nerv der Zeit trifft. Man will den Landwirt, die Gärtnerei, den Metzger, den man kennt und damit regionale Wirtschaftskreisläufe unterstützen.“

Und sei dafür auch bereit, ein bisschen mehr zu bezahlen. Hinzu komme, dass der Dorfladen in Emtmannsberg mit der Schlossgaststätte zum neuen gesellschaftlichen Mittelpunkt der Gemeinde geworden sei.

Was Stefan Bauernfeind bestätigt. „Viele kommen auch einfach nur auf einen Kaffee vorbei, es entwickeln sich Gespräche mit und unter den Kunden“, freut er sich und hat außerdem beobachtet: „Der Altersdurchschnitt der Kunden ist deutlich niedriger, als wir erwartet hätten. Es sind viele junge Familien dabei.“

Kunden von auswärts

Und unter den 70 bis 90 Kunden pro Tag sind durchaus auch Auswärtige. Gut 20 Prozent des Umsatzes entfallen auf Nicht-Emtmannsberger, schätzt der Geschäftsführer. Viele kämen extra vorbei, andere zum Beispiel nach einem Ausflug. Wie etwa die drei Hollfelder Damen, die regelmäßig nach Weißenstadt in die Therme fahren und auf dem Rückweg ebenso regelmäßig in Emtmannsberg einkaufen.

So ist es kein Wunder, dass das regionale Sortiment sogar noch ausgebaut werden soll, während zum Beispiel industrielle Fertigsoßen oder Standard-Nudeln schon wieder aus dem Programm geflogen sind. „Da greifen die Kunden lieber zu Kloßteig und Dosen mit fertigem Schweinebraten vom heimischen Metzger. Das sind vor allem am Wochenende auch die Renner in unseren beiden Regio-Automaten vor dem Laden“, sagt Herrmannsdörfer.

Er und sein Team sind optimistisch für die Zukunft, auch wenn der Beirats-Vorsitzende betont: „Nach dem ersten guten Jahr müssen wir den Laden jetzt nachhaltig etablieren. Und das bleibt eine Herausforderung.“


Info: Exakt ein Jahr nach der offiziellen Eröffnung findet im Dorfladen Emtmannsberg am Sonntag, 24. November, von 13 bis 17 Uhr ein Tag der offenen Tür statt – und zwar parallel zum Adventsmarkt vor dem Schloss.

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