Emil Warburg-Preise Physik-Forscher und Techniker ausgezeichnet

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BAYREUTH. Sie sind die neuen Emil Warburg-Preisträger: Der in Weiden geborene Moritz Cygorek und der in Goldkronach lebende Thomas Dabisch. Beiden haben eine Leidenschaft - die Physik.

 
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Dass er einmal Emil Warburg-Preisträger werden würde, hätte sich der 53-jährige Thomas Dabisch wohl kaum träumen lassen. Bescheiden wirkt er und doch hat er ein stolzes Lächeln auf den Lippen, als er die Urkunde am Samstag im Audimax der Universität entgegennimmt. "Ich glaube, sie bereuen es nicht, mich eingestellt zu haben", sagt er später im Gespräch mit dem Kurier.

Experte für Physik-Versuche

Der gebürtige Bayreuther arbeitet seit November 2013 für die Universität. Er ist kein Akademiker, dafür besitzt er ein herausragendes technisches Können.Nach dem qualifizierten Hauptschulabschluss lernte er zunächst Nachrichtengerätemechaniker und Funkelektroniker bei der Firma Grundig. Bevor er die Meisterschule zum Radio- und Fernsehtechniker besuchte, ließ er sich bei Bundeswehr zum Flugmelde-Radarmechaniker ausbilden. Ab 1991 war er Werkstattleiter bei Expert Jakob. Jetzt ist er Vorlesungsassistent in der Experimatalphysik und betreut die Sammlung der Demonstrationsexperimente. "Meine Freunde sagen, dass das genau zu mir passt", sagt Dabisch.

Experimente sind sein Metier

Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und Vorsitzende des Emil Warburg-Stiftungsvorstands lobte ihn in ihrer Laudatio als "engagiert, kenntnisreich, wissbegierig, begeistert und begeisterungsfähig". Darbisch habe sein Ohr immer am Puls der Zeit. Der so gelobte Physik-Demonstrator sagt: "Ich kann wohl gut motivieren." Früher waren es Auszubildende, jetzt sind es Schüler und Studenten, die er in die Welt der Physik mitnimmt. So soll es Studienanfänger geben, die eigens wegen Dabisch in Bayreuth studieren. Denn ihn kennen sie von den an der Uni Bayreuth stattfindenden Physik-Wettbewerben. "Alles ist Physik", sagt Darbisch, dessen Werkstatttür immer offen steht und der selbst in seinem Heimatort Kindern Experimente vorführt. "Und alles schwingt auf der Welt." Daheim habe er schon früher Wasserraketen gebaut.

Seilwelle im Schwarzlicht

Nun sind die Experimente anspruchsvoller, und wenn es neue Versuche gibt, lässt das Darbisch solange keine Ruhe, bis er sie nicht auch beherrscht. Selbst wenn es im Hörsaal dann mal knallt und Tischtennisbälle durch die Luft fliegen. Während der Preisverleihung zeigt er ein Seilwellenexperiment: Durch den Trick, Schwarzlicht zu verwenden, wird der physikalische Zusammenhang besonders eindrücklich vermittelt. Die Tradition der mit Demonstrationsversuchen unterstützten Vorlesung geht auf den Göttinger Physikprofessor Robert Pohl zurück, welcher die Experimente zu seiner Doktorarbeit bei Emil Warburg machte.

Neue methodische Erkenntnisse

Was Moritz Cygorek tut, ist noch ein bisschen schwerer zu verstehen. Der 30-Jährige hat im Jahr 2017 in Theoretischer Physik seine Doktorarbeit gemacht. Der Titel: „Quantenkinetische Beschreibung der Spin-Dynamik in verdünnten magnetischen Halbleitern“. Merk-Erbe erklärt dazu: "Der Spin eines Elektrons, so habe ich mir sagen lassen, hat Ähnlichkeit mit dem Drall eines Kinderkreisels. Allerdings soll dieser Vergleich nicht sehr weit helfen. Man braucht die Quantenphysik zum Verständnis von Atomen, Elektronen und Elektronenspins." Die Spintronik sei ein neues Teilgebiet der Physik. Die Idee dahinter: Nicht mehr die Eigenschaften der Ladung von Elektronen zu nutzen, sondern die des Spins von Elektronen in Kristallen. Cygorek befasste sich speziell mit verdünnten, magnetischen Halbleitern.

Hilfsbereiter Teamplayer

Neben forscherischer Eigenständigkeit zeichne er sich durch häufige Publikationen in Fachzeitschriften und klare Vorträge bei internationalen Konferenzen aus. "Er hat die Theorie der Spin-Dynamik magnetischer Halbleiter auf eine neue Stufe gehoben und damit entscheidend zu einem vertieften Verständnis dieser wichtigen Materialklasse beigetragen", würdigt Merk-Erbe seine Leistung. Cygorek gelte als hilfsbereit und "echter Teamplayer". Die Lehre liegt ihm ebenfalls: Die Studenten verliehenen ihm den Preis der "Goldenen Kreide". Derzeit ist Cygorek ist er über ein Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung in einem Forschungsprojekt an der Universität Ottawa tätig.

Seine außergewöhnliche Entwicklung hat Professor Walter Zimmermann, der die Festakt moderierte und mit seinem Team organisiert, von Anfang an verfolgt. Er fördert als Leiter des Schülerforschungszentrums in Bayreuth frühzeitig Schüler-Nachwuchstalente. Zimmermann konnte erstmals mit Professor Joachim Ullrich einen Nachfolger von Emil Warburg als Festredner gewinnen.

Wer war Emil Warburg?

Emil Warburg war ein berühmter, mit Einstein eng befreundeter Physiker. Nach seinem Ruhestand im Alter von 76 Jahren verbrachte Emil Warburg seinen Lebensabend von 1922 bis 1931 bei seiner damals in Bayreuth lebenden Tochter Lotte Meyer-Viol. Seine Ruhestätte ist auf dem Bayreuther Stadtfriedhof. Sein Enkel Peter Meyer-Viol, Geschäftsmann und Diplomat, gründete 1978 die nach seinem berühmten Großvater benannte Emil Warburg-Stiftung in Bayreuth. Die Emil Warburg-Stiftung fördert Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Physik an der Universität Bayreuth und zeichnet besondere Leistungen mit Preisen aus. Emil Warburg war von 1905 bis 1922 Leiter der Physikalisch-Technischen-Reichsanstalt in Berlin. Diese ging nach dem Zweiten Weltkrieg in die Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) über und beschäftigt heute 2000 Mitarbeiter an den Standorten Braunschweig und Berlin. Der heutige PTB Präsident Joachim Ullrich hielt den Festvortrag zum Thema "Messen und wiegen: Vom Urkilogramm zur Quantenphysik als Maß aller Dinge".

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