Elektrifizierung Lärmschutz stellt Bahn vor Herausforderung

Von Werner Rost
Bis in Bayreuth die Fahrleitungen für einen großen ICE hängen, träumt sein kleiner Bruder noch den Traum von großen, weiten Schienenfernverkehr. Wohl noch für längere Zeit. Foto: Peter Gisder Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Während der Bahnausbau entlang der Schnellfahrstrecke München-Berlin nördlich und südlich von Bamberg rasant weiter geht, haben viele Bewohner im östlichen Oberfranken den Eindruck, als verschiebe die DB die lange versprochene Elektrifizierung auf den Sankt-Nimmerleinstag.

 
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Es geht um die Oberleitungen für die Franken-Sachsen-Magistrale von Nürnberg über Marktredwitz nach Hof, um den Abzweig zur Landesgrenze nach Schirnding und um den Abschnitt Marktredwitz-Regensburg.

Eigentlich sollten nach dem ursprünglichen Zeitplan der DB in diesem Jahr die Bauarbeiten für den 42 Kilometer langen Abschnitt von Hof nach Marktredwitz EU-weit ausgeschrieben und vergeben werden. 2020 sollten die Bagger anrollen und Ende 2022 wollte die Bahn zumindest diesen Abschnitt für den elektrischen Zugverkehr freigeben. All dies verschiebt sich um mehrere Jahre. 

Zeitliche Schieflage

Projektleiter Robert Hanft von der DB Netz AG erläuterte in einem Redaktionsgespräch mit unserer Zeitung, warum diese zeitliche Schieflage zwischen dem Bahnausbau im westlichen und im östlichen Oberfranken entstanden ist und warum man sich im Fichtelgebirge noch einige Jahre gedulden muss, bis zeitgemäße elektrische Züge im Personennah- und Fernverkehr rollen können.

Im früheren Investitionsprogramm des Bundes sei die Elektrifizierung der Franken-Sachsen-Magistrale zwar als Projekt des vordringlichen Bedarfs enthalten gewesen, der Bund habe aber nicht für alle Projekte dieser Kategorie genügend Finanzmittel zur Verfügung gestellt.

Ist nun im aktuellen Bundesverkehrswegeplan (BVWP) alles besser und erhalten die Bahnstrecken in Nordostbayern endlich die lange versprochenen Oberleitungen?

Dass der Bahnausbau weitergeht, daran ließ DB-Projektleiter Hanft keinen Zweifel. Nach dem aktuellen BVWP sollen in Nordbayern rund 500 Kilometer elektrifiziert werden, sagte er. Für 330 Kilometer davon habe die DB Netz AG bislang Planungsaufträge des Bundes erhalten.

Klagen bringen Verzögerungen

Bei den restlichen Streckenabschnitten handelt es sich demnach um den Ausbau der sogenannten Metropolenbahn zwischen Nürnberg, Schwandorf und Furth im Wald, den die Partner des Bayerisch-Sächsischen Städtenetzes (Chemnitz, Zwickau, Plauen, Hof und Bayreuth) argwöhnisch verfolgen.

Seitens des Städtenetzes befürchtet man eine Bevorzugung der Metropolenbahn zulasten des Bahnkreuzes über Marktredwitz. Doch wer entscheidet darüber, entlang welcher Strecke zuerst Oberleitungsmasten aufgestellt und Fahrdrähte gespannt werden?

„Nicht die DB Netz AG, sondern der Bund entscheidet, in welcher zeitlichen Reihenfolge die Strecken in Nordostbayern elektrifiziert werden“, betonte Hanft. Bei Klagen müsse man mit Verzögerungen rechnen, betonte Hanft. Deshalb sei die DB Netz bemüht, alle strittigen Fragen bei den Bürger-Informationsgesprächen zu klären.

Eine der zentralen Forderungen vieler Anwohner entlang des künftigen Ostkorridors für den Schienengüterverkehr konnte die DB bis vor eineinhalb Jahren nicht erfüllen. Es ging dabei um den Lärmschutz.

Wie Hanft erläutert, war zwischen Hof und Marktredwitz ursprünglich nur eine punktuelle Lärmvorsorge an einzelnen Gebäuden in Hof und Oberkotzau vorgesehen. Nach der Einzelfallentscheidung des damaligen Bundesverkehrsministers Alexander Dobrindt im Spätsommer 2017 für einen Lärmschutz habe das DB-Ingenieurteam zwischen Hof und Marktredwitz mit den weitgehend abgeschlossenen Planungen für die Elektrifizierung praktisch von vorne beginnen müssen. 

Langwierige Schallschutz-Voruntersuchungen

Das Prozedere der Schallvoruntersuchungen, der schalltechnischen Berechnungen und der Untersuchung der Varianten – also ob aktive Maßnahmen durch Schallschutzwände oder passive durch Schutzfenster kostengünstiger sind, dauere lang, erklärte Hanft. Erst im Laufe dieses Jahres werde sein Team die Vorzugsvarianten für den Lärmschutz entlang des Abschnitts Hof-Marktredwitz vorstellen können. 

Wann und wo der elektrische Lückenschluss zwischen Hof und Regensburg sowie zwischen Nürnberg, Marktredwitz und der Landesgrenze bei Schirnding vollzogen wird, ist derzeit noch völlig unklar. Chefplaner Hanft versichert jedoch, dass die Bahn und der Bund die nordostbayerischen Elektrifizierungsprojekte tatsächlich umsetzen werden.