Komplizierter ist das Nachwuchsthema. Die Leistungsträger Arnd Peiffer (33), Erik Lesser (32), Denise Herrmann (32) und Benedikt Doll (30) haben nicht mehr viele Jahre in der Weltspitze. Potenzielle Nachfolger gibt es nicht. Anders als bei den starken Norwegern, Franzosen und Schweden ist gerade im Altersbereich unter 25 Jahre niemand in Sicht, der den Erfahrenen Druck machen kann oder zu mehr in der Lage scheint. Und innerhalb eines Jahres dürfte das DSV-Team keine neuen Magdalena Neuners oder Laura Dahlmeiers herzaubern.
Auch die Skirennfahrer können aus keinem großen Talentepool wie etwa die Österreicher und Schweizer wählen. Und Alpin-Direktor Wolfgang Maier mahnte zuletzt immer wieder, dass der Corona-Lockdown mit den für Tausende Schüler und Nachwuchssportler gesperrten Pisten langfristig eine riesige Gefahr birgt - auch für den Spitzensport.
Kurz- und mittelfristig aber werde ihm nicht bange, versicherte er. Deutschland sei keine Skination mit dem Anspruch, in jedem Rennen um die Podiumsplätze mitzufahren. "Aber wir können Ausreißer nach oben bringen" - so wie in Cortina. "Wir schaffen es immer wieder und werden es in Zukunft schaffen, dass wir Spitzenathleten haben", versicherte der Funktionär, der in seiner langen Schaffenszeit Stars wie Katja Seizinger, Maria Höfl-Riesch und Felix Neureuther betreute.
Maiers Erfolgsathleten sind jung wie Abfahrts-Vizeweltmeisterin Kira Weidle (24) und Riesenslalom-Hoffnungsträger Alexander Schmid (26) - oder aber noch im besten Abfahrtsalter wie Silbermedaillengewinner Andreas Sander (31). Und Kitzbühel-Champion Thomas Dreßen (27) will nach seiner Verletzungssaison samt Mini-WM-Comeback im nächsten Winter ähnlich angreifen wie Super-G-Vizeweltmeister Romed Baumann (35) in seiner womöglich letzten Olympia-Saison.
Die Zuversicht ist riesengroß im Alpin-Team nach diesem Höhepunkt in den Dolomiten. Selbst der gescheiterte Slalom-Hoffnungsträger Linus Straßer fand: "Ich habe schon viel härtere Sachen durchgemacht und habe mich wieder zurückgekämpft. Von daher ist das eine Kleinigkeit." Dieser Optimismus soll auch bei Olympia zum Erfolg führen - und die Skirennfahrer im Medaillenspiegel an den Biathleten vorbei hieven.
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