Um 1900 war ein Viertel der Einwohner deutschsprachig. "San Francisco war neben New York immer der zweite große Einwandererhafen, aber es ist überraschend pazifisch geprägt", sagt die Kuratorin Henriette Pleiger. Vor allem die Chinesen wurden dabei lange als Bedrohung empfunden. Chinatown entstand als Reaktion auf die Ausgrenzung durch die weiße Bevölkerung.
"Die Chinesen haben dann ihr Viertel als Überlebensstrategie zu einem Disneyland, zu einer Touristenattraktion gemacht", sagt Pleiger. Das "Chinesische Ausschlussgesetz" von 1882 verweigerte den chinesischen Zuwanderern nicht nur die amerikanische Staatsbürgerschaft, sondern beschränkte sie auch auf wenige Berufsfelder wie das Betreiben von Restaurants und Wäschereien. "Das ist die Erklärung dafür, warum wir in Hollywoodfilmen immer den chinesischen Koch oder den chinesischen Wäscher sehen."
Die Ausstellung klammert solche Kapitel nicht aus. Auch die heute führende Stellung der Stadt im Umwelt- und Klimaschutz gründe auf schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit, meint Pleiger: "Die Bucht von San Francisco ist bis heute mit Quecksilber verseucht, weil man während des Goldrauschs mit Quecksilber Gold gelöst hat." Eine andere Schattenseite der Traumstadt ist die weit verbreitete Obdachlosigkeit aufgrund der enorm hohen Mieten und Hauspreise.
Und doch: "San Francisco bleibt eine sehr mutige Stadt", bilanziert Pleiger. "Gerade was das Thema Migration angeht, bleibt sie Vorreiter und Impulsgeber. Das ist sehr inspirierend - und davon können wir uns hier eine Scheibe abschneiden."