Weiter hatte Gustl Mollath behauptet, ihr sei das nur gelungen, weil sie Teil eines Systems war, in dem eine der größten „Schwarzgeldverschiebungen“ stattgefunden habe. Belegen konnte er seine Behauptungen bis heute nicht. Die Beweise, die er angeblich bei der französischen Journalistin und Nazijägerin Beate Klarsfeld in Paris deponiert haben wollte, gab es nicht. Dies hatte sie dem Kurier auf Anfrage bestätigt. Seine Behauptungen stützte Mollath allein auf einige Faxe von Schweizer Banken, die an der Privatadresse des damaligen Ehepaares ankamen – und von denen er nicht wusste, was sie bedeuteten.

Überweisungen am Finanzamt vorbei

Nur Petra M. wusste, was sich wirklich hinter den wenigen Transaktionen auf Konten wie „Pythagoras“, „Klavier 2285“ oder „Seligenstadt 2986“ verbarg. Es waren Überweisungen unter Privatleuten, von denen der eine Bargeld hatte, das der andere brauchte. So nahm der eine das Bare und überwies dem anderen den Betrag in der Schweiz. Vorbei an deutschen Finanzämtern. Es handelte sich um einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Diese Kurier-Recherchen hatte Petra M. bestätigt, mit der Bitte, sie erst nach ihrem Tode zu veröffentlichen.

Die Geschichte eines zerstrittenen Ehepaares

Während Mollath eine publikumswirksame Geschichte von einer Verschwörung erzählte, die bis in die Spitzenämter von Banken, Justiz und Psychiatrie reichen sollte, erzählte Petra M. eine ruhigere Variante des Falles Mollath. Ihre Geschichte war die eines Ehepaares, das sich zerstritten hatte. Es war die Geschichte eines Ehemannes, der sie verprügelte. Mollaths Fall wurde nach seiner Freilassung vor dem Regensburger Landgericht erneut aufgerollt, und auch dort glauben die Richter der Version der Ehefrau und schloss eine Wahnkrankheit Mollaths nicht aus.

Ihre Geschichte war die eines Ehemannes, der sein Leben nicht mehr meistern konnte, der sich zu Hause einschloss, hochgradig eifersüchtig war, sehr viele teils verwirrte Briefe schrieb und ihr nach der Trennung nachstellte. Der trotz hoher Erbschaften und eines Reifenhandels immer in finanziellen Schwierigkeiten war, aus denen sie ihm während ihrer Ehe geholfen hatte. Schon vor der Scheidung hatte sie eine Zwangsversteigerung seines Hauses im Nürnberger Ortsteil Erlenstegen in die Wege geleitet, das sie dann selbst ersteigerte. Auch die Ferraris, die Mollath restauriert hatte, kamen wegen der Schulden unter den Hammer. Die Überweisungen, Steuerbelege und Urteile in diesem Zusammenhang stellte Petra M. dem „Kurier“ zur Verfügung.

Während er die Öffentlichkeit suchte, mied sie diese. Bis auf wenige Interviews mit dem „Nordbayerischen Kurier“ und eines mit dem „Spiegel“ sprach sie nie mit Journalisten, gegen die Veröffentlichung einer TV-Aufnahme vor ihrer Wohnung wehrte sie sich erfolgreich.

Sie wollte mit dem Fall Mollath nichts zu tun haben

Sie wollte mit dem Fall Mollath nichts zu tun haben. Ihren Job bei der Bank hatte sie nach einer Anzeige ihres Mannes verloren, es handelte sich um Probleme mit Nebentätigkeiten, nicht mit Schwarzgeld. Als Mollaths Verfahren 2014 vor dem Landgericht wieder aufgerollt wurde, sagte sie nicht aus. Im Prozess im März gegen Edward Braun, einen Unterstützer Mollaths, der stets zu Unrecht behauptet hatte, sie habe Bargeld mit dem Auto in die Schweiz gebracht, konnte sie nicht mehr aussagen. Bereits im Wiederaufnahmeverfahren in Regensburg hatte Braun eingeräumt, dies nur wegen der Vorgaben im Drehbuch behauptet zu haben. Außerdem hatte er behauptet, Petra M. habe ihn nach ihrer Trennung von Mollath angerufen. Sie habe gedroht, Mollath etwas anzuhängen. Sollte er schweigen, könne er eine halbe Million Euro seines Geldes behalten. Dies hatte Petra M. immer bestritten, auch das Gericht hatte Zweifel an Brauns Darstellung.

Gustl Mollaths Geschichte soll erneut verfilmt werden

Um Mollath selbst ist es still geworden. In den Jahren nach der Wiederaufnahme hatte er nur wenig Interviews gegeben. Seine Geschichte, die bereits zwei Dokumentar-Filmemacherinnen thematisiert haben, soll nochmals verfilmt werden. Nach Informationen des „Kuriers“ einmal mit ihm selbst, zum anderen ist eine weitere Dokumentation geplant.

Todenachricht sollte erst nach der Beerdingung veröffentlicht werden

Bis zum Schluss war eine der häufigsten Formulierungen, die Petra M. im Hinblick auf ihren berühmten Ex-Mann verwendete: „Er tut mir leid.“ M.s Familie hatte gebeten, aus Pietätsgründen die Todesnachricht erst nach ihrer Beerdigung zu veröffentlichen, die in Nürnberg stattfand. Sie hinterlässt einen Ehemann, der nach Mollaths Darstellungen ebenfalls in den Fall verwickelt gewesen sein soll. Aber auch dafür hatte es nie Beweise gegeben.

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