Ehrenamt im Fichtelgebirge FGV spart Kommunen viele Tausend Euro

Wolfgang Neidhardt

Pflege der Wanderwege und der Kultur: Der Verein übernimmt Aufgaben, zu denen die Verfassung Städte und Gemeinden verpflichtet. Bei der Jahreshauptversammlung werden weitere wertvolle Leistungen deutlich.

 
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Sie pflegen den Erholungsraum Fichtelgebirge: die weit über 100 aktiven Wegebetreuer des Fichtelgebirgsvereins (FGV) und ihre Mitstreiter in Vorständen und der Hauptgeschäftsstelle in Wunsiedel. Sie übernehmen damit eine Aufgabe, zu der die bayerische Verfassung die Städte und Gemeinden verpflichtet, und sparen diesen jährlich eine sechsstellige Summe an Geld. Diese Leistung, die wohl auch viele passionierte Wanderer so nicht kennen, betonte Rainer Schreier, Hauptvorsitzender des Fichtelgebirgsvereins, bei der Jahreshauptversammlung im Egerland-Kulturhaus in Marktredwitz.

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Kompromisse gesucht

„Die Kommunen wären in der Pflicht“, betonte der FGV-Hauptvorsitzende. „Bei uns übernimmt der FGV die gesetzlich vorgeschriebene Aufgabe, den Bürgern einen gepflegten Erholungsraum zu bieten.“ Schreier machte eine einfache Rechnung auf: Die deutlich mehr als 3000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit an dem rund 3700 Kilometer langen Wanderwegenetz würden, nach Mindestlohn vergolten, 31 000 Euro kosten. Übernähmen die Bauhöfe zu derzeit aktuellen Gehalts-Konditionen diese Tätigkeit, so wäre sie mit knapp 150 000 Euro zu kalkulieren. Da noch einige kleinere Summen in seine Rechnung mit eingehen, kommt Schreier zu dem Schluss: „Wir haben der öffentlichen Hand im vergangenen Jahr 116 000 Euro erspart.“

Nicht nur in dieser Hinsicht begreift sich der FGV als Partner der Allgemeinheit. Der Verein habe, so Schreier, auch gezeigt, dass er kooperativ und kompromissfähig ist – am Beispiel der Diskussionen um den Bike-Park auf dem Kornberg. „Wir haben uns – auch wenn einige wenige Kritiker das nicht wahrhaben wollen – nicht unterbuttern lassen und das Maximum herausgeholt, was Wege und Naturschutz betrifft.“ Nach seiner Wahl im vergangenen Jahr sei er zwar ein wenig ins kalte Wasser geworfen worden, habe dies aber auch, dank der Mitstreiter in Vorstand und Geschäftsstelle, „gut hinbekommen“.

Kandidat für Baureferat

In Sichtworten skizzierte Rainer Schreier dann die weiteren aktuellen Aufgaben des FGV: Der Dialog mit den Landräten aus Wunsiedel, Hof, Bayreuth, Tirschenreuth und Kulmbach sei bereits gut gestartet und werde intensiviert. Der Verein will im Rahmen einer Image-Kampagne auf Firmen aus der Region zugehen und sie um Unterstützung bitten. Denn die dringend nötige personelle Aufstockung der Geschäftsstelle in Wunsiedel mit weiteren Teilzeitkräften kostet natürlich beträchtliche Summen.

Zur erfolgreichen Arbeit tragen aber nicht zuletzt die zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeiter bei. Und deren Kreis könnte demnächst erweitert werden: „Wir haben für das Bauwesen eine Person gesucht, die in unserem Referat den Hut aufhat – und jetzt einen Kandidaten in Sicht.“

Auf den und seine Mannschaft wartet ein ganzes Paket von Aufgaben: etwa die Sanierung der Asenturm-Gaststätte auf den Ochsenkopf. Hier stehen zunächst Maßnahmen für den Brandschutz an, danach folgen die Arbeiten an der Lüftungsanlage und am Sanitärbereich. Im Waldsteinhaus soll eine Behindertentoilette eingerichtet werden. Aufwändig saniert werden muss der Gipfelbereich des Waldsteins. „Auch deshalb, weil im kommenden Jahr auf und rund um den Berg mehrere Jubiläen zu feiern sind“, wie Kulturreferent Adrian Roßner betonte.

Zahl der Mitglieder sinkt

Die Arbeit beim Fichtelgebirgsverein wird nicht weniger, die Zahl der Ehrenamtlichen und Aktiven indes schon. „Wir müssen werben, werben, werben“, fordert Rainer Schreier – und dokumentierte die Entwicklung: Beim Deutschen Wandertag 2002 hatte der FGV fast 22 000 Mitglieder, 2008 waren es noch 19 000 und Ende vergangenen Jahres rund 14 500. Über die Hälfte der FGVler sind älter als 60 Jahre. „Wir müssen die Entwicklung stoppen“, forderte der Vorsitzende. Aus acht bis zehn führungslosen Ortsgruppen haben ihn Hilferufe erreicht. „Wir müssen rausgehen, auch mit den Bürgermeistern reden und den Schaden begrenzen. Diese sollten aus verschiedenen Gründen Interesse an einem funktionierenden FGV haben.“

Der Verein will das seine dazu tun, um attraktiver zu werden – etwa beim Fichtelgebirgstag am 21. und 22. Mai in Bischofsgrün mit über 20 Ausstellern und einem breiten Unterhaltungs- und Bewirtungsprogramm. Erfreulicherweise hätten sich die Ortsgruppen Wunsiedel und Ebnath bereit erklärt, im kommenden Jahr Großveranstaltungen zu organisieren.

Eine sehr wirksame Werbung zum Nulltarif seien die Wandertage des Bayerischen Rundfunks, die von 7. bis 10. Juni über das gesamte Fichtelgebirge verteilt diverse Ziele ansteuern werden.

Goldener Siebenstern für Christian Kreipe
„Was du inhaltlich machst, ist Wahnsinn.“ Größer könnte ein Lob kaum ausfallen. In diesem Fall dient es als Begründung für die höchste Auszeichnung, die der Fichtelgebirgsverein (FGV) verleiht: den Goldenen Siebenstern. Bei der Jahreshauptversammlung in Marktredwitz verlieh in Hauptvorsitzender Rainer Schreier an Christian Kreipe aus Leupoldsdorf. „Du warst seit deinem Eintritt im Jahr 1980 zu keiner Minute nur zahlendes Mitglied.“ Der Geehrte ist seit 2014 Hauptwegewart und kenne „alle Wege und jeden Baum wie seine Westentasche.“ Besonders wichtig sei Kreipes Erfahrung und Geschick bei der Verhandlung mit Behörden und Grundbesitzern oder wenn es darum gehe, Quellen für Zuschüsse aufzutun. „Du widmest den größten Teil deiner Freizeit dem FGV“, dankte Schreier. Trotz gelegentlicher Diskussionen habe man ein „Bombenverhältnis“ zueinander geschaffen. Christian Kreipe nahm die Ehrung im Namen seiner rund 160 ehrenamtlichen Mitarbeiter entgegen und sprach ein Plädoyer für das Gehen und Laufen in einer Auto-Gesellschaft: „Schmale Pfade sind die schönsten und besten Wanderwege.“