Eckersdorf Eckersdorf wartet sehnsüchtig auf zwei Millionen

Manfred Scherer
Die neue Kindertagesstätte in Eckersdorf. Die Gemeinde wartet noch auf zwei Millionen Euro an Zuschüssen. Das schränkt den aktuellen Haushalt ein. Foto: /Manfred Scherer

Der Eckersdorfer Gemeinderat hat am Dienstagabend den Gemeindehaushalt für das Jahr 2022 beschlossen – einstimmig. Das Volumen des Verwaltungshaushalts beträgt demnach 10,5 Millionen, das des Vermögenshaushalts 2,58 Millionen Euro.

 
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Eckersdorf - Ein Umstand engt den Haushalt ein. Die Gemeinde wartet sehnsüchtig auf zwei Millionen Euro an zugesagten Zuschüssen für die mittlerweile fast fertig gestellte Kindertagesstätte unweit des Rathauses am ehemaligen Festplatz. Das Geld muss die Gemeinde vorstrecken und hat dafür Rücklagen angepackt.

Eine weitere Folge: Mit Investitionen wird und muss die Gemeinde zurückhaltend und sparsam sein. Bürgermeisterin Sybille Pichl sagte in der Sitzung im Saal des Donndorfer Reservistenheims, es sei nach wie vor nicht bekannt, wann die Zuschüsse fließen: „Wir leben immer noch auf Pump.“ Sprich: Die Gemeinde musste ihren Kassenkredit zwischenzeitlich nahezu ausschöpfen.

Dennoch, so betonten Pichl und Kämmerer Kevin Schramm in seinem Vorbericht zum Haushaltsplan, komme Eckersdorf ohne Neuverschuldung aus.

Das liegt an guten Einnahmen. Die Bürgermeisterin sagte, nach zwei Jahren Pandemie sehe es so aus, dass „wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind“. Entsprechend der Ansatz für die größte Einnahmequelle der Gemeinde: 3,58 Millionen Euro an Einkommenssteuer seien annähernd das Niveau vor Beginn der Pandemie. Auch bei der Gewerbesteuer habe man den befürchteten Knick nicht erlebt: Für 2021 kalkuliert die Kämmerei mit etwa 930 000 Euro, für 2022 wurde der Ansatz auf „vorsichtige“ 865 000 Euro festgelegt. Rund 100 000 Euro Ausgleichszahlung bekam die Gemeinde für Gewerbesteuerausfälle. Die Kehrseite der guten Einnahmen: Erstmals überschreitet Eckersdorf bei der Kreisumlage die 2 Millionen Euro-Grenze.

Was die Bürgermeisterin besonders stolz macht – und Redner aller im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen lobten diesen Umstand ausdrücklich: Aus dem Verwaltungshaus kann die Gemeinde fast 1,35 Millionen Euro dem Vermögenshaushalt zuführen. Mit dieser freien Finanzspanne sind Investitionen möglich.

Die zwei dicksten Posten, die bereits verplant sind: In diesem Jahr muss Eckersdorf die Kaufsumme für das Gebäude überweisen, in dem das Reservistenheim mit dem letzten großen Veranstaltungssaal und die ehemalige Gaststätte Goldner Pfau untergebracht sind. 382 000 Euro fließen an eine Bayreuther Brauerei.

250 000 Euro soll die Außenspielfläche der neuen Kita kosten.

Im Lauf des Haushaltsjahres hat der Gemeinderat aber noch mehr vor. Der vom Finanzausschuss in einer langen Sitzung vorbereitete Investitionsplan sieht keine Riesenprojekte vor. Die größte bereits beschlossene Einzelmaßnahme ist der Ausbau der maroden Straße durch den Ortsteil Hardt. Hierfür sind 150 000 Euro eingestellt. 310 000 Euro sind als Bauhofbudget eingestellt – allerdings: Ob das Geld gänzlich ausgegeben wird, ist fraglich. Wortmeldungen aus allen Gruppierungen zufolge wird der Neukauf eines Unimogs angezweifelt – reparieren sei die weit günstigeres Lösung. Was unbedingt kommen soll: Eine Toilette am Zeltdach, dazu abschließbare Fahrradboxen am selben Standort. Diese Boxen hatte Grünen-Rätin Lisa Wellisch angeregt, um die neue 30 Minuten-Takt-Buslinie zu stärken. Aus der SPD kam ein Antrag, für den weitere 100 000 Euro eingestellt wurden: Damit sollen auf Dächer von gemeindeeigenen Gebäuden Photovoltaik-Anlagen erreichtet werden. Nach wenigen Jahren, so Stefan Zeitler, rechne sich das, die ständig steigenden Stromkosten im Verwaltungshaushalt würden sinken.

Der aktuelle Haushalt, so die Stellungnahmen aus allen Gruppierungen, sei gut, ausgewogen und sparsam. Und quasi eine Haushalt zum Luftholen: Schulden senken, Sparsamkeit sei das Gebot, denn: In den kommenden Jahren kommen mutmaßlich weit dickere Ausgabebrocken auf die Gemeinde zu: Kanal- und Straßensanierungen und der angestrebte Neubau einer Halle bei der Mittelschule.

Spezielles Technik-Budget für die Mittelschule

Die Eckersdorfer Mittelschule soll ein Technik-Lab bekommen. Dafür haben die Gemeinderäte im Haushalt 35 000 Euro eingestellt. Was die Schule vorhat und was die Hintergründe dafür sind, erläuterten Schulleiten Jochen Grossmann und sein Technik-Fachlehrer Martin Voit. Grossmann sagte, der Schulstandort Eckersdorf müsse sich seit langem großer Konkurrenz erwehren. Vor allem Schüler, die auch an der Mittelschule in Eckersdorf den Realschulabschluss machen könnten, wollen woanders diesen Abschluss machen. Grossmann sagte, das liege auch am Image der Mittelschule, die irrigerweise mit Hauptschule gleichgesetzt werde. Deshalb brauche man eine Art „Leuchtturmprojekt“, das Eltern und Schüler dazu bringe zu sagen: „Schau mal her, was da in Eckersdorf tolles geboten wird“.

Was Fachlehrer Voit bieten will, ist ein Technic-Lab nach dem Vorbild des freien FabLabs in Bayreuth. In dem Techniklabor sollen Schüler der 8. bis zur 10. Klasse das bedienen computergesteuerter Maschinen erlernen. Dafür sollen eine CNC-Fräse, zwei 3D-Drucker eine Gravurmaschine, ein Schneidplotter und eine spezielle Brille, mit der man virtuell Schweißen lernen kann, angeschafft werden. Voit hat sich vorinformiert und sagte, die Geräte würden rund 20 000 Euro kosten. Die Computer, auf denen die Schüler die an den Geräten zu fertigenden Werkstücke konstruieren können, seien an der Schule bereits vorhanden.

Rektor Grossmann sagte, das Technik-Labs würde der Mittelschule ein „Alleinstellungsmerkmal“ verschaffen. Gemeinderat Enrico Haferkorn, selbst Kfz-Meister, sagte: „Hervorragende Idee. Die Kinder befassen sich mit der Zukunft der Arbeitswelt.“ Und bekam von allen Kollegen im Gremium zustimmenden Applaus.

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