„Du solltest dich outen, Hasibär“ Theaterstück der Landjugend Stockau-Lehen hat Premiere

Von Sarah Bernhard

"Ein Hof voller Narren" heißt das neue Theaterstück der Landjugend Stockau-Lehen. Es geht um schwule Bauern, biologische Landwirtschaft und um polnische Pflegerinnen, die lieber Deutsch lernen würden als anzügliche alte Männer zu pflegen. Der Kurier war bei der Hauptprobe dabei.

 
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Oliver Rauh (21) guckt angeekelt. „Bäh, was hast du mit meinen Haaren gemacht? Hast du die hintapeziert?“, ruft er, und betastet seine kurzen Haare, die vom Haarspray zu einer Art Seitenscheitel zusammengeklebt sind. Er trägt einen rosa-braun gestreiften Pulli und einen roten Schal und blickt leicht verzweifelt hoch zu Jasmin Krug (19), die gerade die Sprayflasche zurück in den Requisitenkorb wirft. „Das reicht jetzt, oder?“, fragt er. „Ja, du siehst echt schwul aus“, antwortet sie und grinst zufrieden.

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„Ein Hof voller Narren“ heißt das Theaterstück, in dem Oliver ab heute Abend den Bauern Jonathan spielen wird. Der muss seinen Freund Detlef (Florian Dederl) vor der konservativen Mutter (Gerlinde Ströbel) verstecken und heiratet stattdessen die polnische Pflegerin Irina Lewandowskia (Jasmin). Denn nur, wenn er verheiratet ist, wird er und nicht seine Schwester Esther (Elke Gubitz) den Hof erben.

Schwule, Ausländer, Senioren, Behinderte - beim neuen Stück ist alles dabei...

Was alleine schon für eine Komödie reichen würde, ist noch nicht alles. Es gibt auch noch Knecht Hannes (Christian Potzel), der am Tourette-Syndrom leidet und ständig „Hühnerkacke“ schreit, den schwerhörigen Opa (Heiko Küffner), der immer etwas Schlüpfriges versteht, und die polnische Schwiegermutter Natalia (Madlene Krug), als die sich im Lauf des Stückes auch Detlef verkleidet hat. Weshalb die „falsche Natalia“ machmal aus Versehen in klischee-schwul statt in klischee-polnisch antwortet.

„Die Sprache ist schon schwer“, sagt Florian, „und auch die Kussszene gut zu spielen, wird wohl schwierig werden“. Auch Oliver hatte im Vorfeld seine Probleme. „In einer Szene hab ich einen roten String-Tanga an. Da hab ich im Kaufhaus zu meiner Mutter gesagt: Du gehst an die Kasse und ich geh‘ solange ein Stockwerk tiefer.“

... und alles wird parodiert

Dass das Stück alles parodiert, was nicht der Norm entspricht („In Polen man sagt: Hat der Bauer kein Wasser mehr, trinkt er Flasche Wodka leer.“), finden die Jugendlichen nicht schlimm. „Im Theater muss das so sein“, sagt Florian. „Je blöder die Rolle, desto besser“, sagt Christian. „Weil man dann die Lacher auf seiner Seite hat.“ Und nur darum geht es den Schauspielern: Spaß. Auf den Zuschauerrängen, auf der Bühne – und hinter ihr.

Seit Mitte August trafen sie sich deshalb zweimal pro Woche, um zu proben und das Bühnenbild zu gestalten. Das Grundgerüst hat ihnen die Emtmannsberger Kirchengemeinde vor elf Jahren überlassen, als die Gruppe das erste Mal auftrat. Seitdem wird es jedes Jahr umdekoriert. Auch die Sitzgarnitur in der Mitte der Bühne kommt aus Emtmannsberg. „Wir sind durch den Ort gelaufen und haben geguckt, ob wir was Passendes finden“, sagt Oliver. „Und weil die Emtmannsberger so nett sind, haben sie uns ihre Gartenmöbel zur Verfügung gestellt.“

Sie mit dem Rollstuhl von Opa Erwin zu umkurven, fällt Pflegerin Irina noch sichtlich schwer. Und auch, wer wo am besten stehen soll, muss bis zur Premiere noch diskutiert werden. Doch zumindest Oliver kann das nicht mehr schrecken: „Bei meinem ersten Auftritt musste ich einen Aktenkoffer öffnen. Das Zahlenschloss war verdreht und ich habe mehr als zwei Minuten gebraucht. Schlimmer geht’s gar nicht.“

Infos für die Besucher

Das Stück wird am Freitag, 14., Samstag, 15., und Sonntag, 16. November, sowie am Freitag, 21., und Samstag, 22. November, jeweils um 20 Uhr in der Turnhalle in Emtmannsberg aufgeführt. Karten für je 5 Euro bei Simone Dressendörfer unter Telefon 01 51/14 93 35 31 und an der Abendkasse.