Diskussion um Bebauung Zoff am Panzerteichweg

Von Eric Waha
Der Bauauasschuss hat sich die Situation am Panzerteichweg am Dienstag bei einer Ortsbesichtigung angeschaut. Im Anschluss diskutierte der Ausschuss lange im Rathaus - und machte deutlich: die Verwaltung soll weiter nach einer Lösung suchen. Abschließend wird der Stadtrat entscheiden. Foto: Ralf Münch Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Argument steht gegen Argument. Verwaltung gegen Bauausschuss. Klare Regeln gegen den Ruf nach Fingerspitzengefühl. Am Panzerteichweg im Stadtteil Thiergarten will eine Familie auf einem freien Grundstück neben anderen Häusern ein weiteres Haus bauen. Die Verwaltung sagt: geht nicht, wenn es nicht zeitgleich einen Bebauungsplan gibt. Der Bauausschuss will weiter prüfen lassen.

 
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Einmal von der Mücke zum Elefanten und zurück. So kann man den Weg einer Bauvoranfrage umschreiben, der für eine hitzige Diskussion in der jüngsten Bauausschuss-Sitzung sorgt. Ein Antrag - der den Unterlagen nicht beilag - der Fraktionsvorsitzenden Stefan Specht (CSU) und Thomas Hacker (FDP) hatte zum Inhalt, eine Bauvoranfrage auf einem freien Grundstück am Panzerteichweg prüfen zu lassen. Der Bauausschuss im Mai weitet das Thema mit einem mehrheitlichen Beschluss: Ein Bebauungsplan muss her für das Gebiet an der Thiergärtner Straße kurz nach der Abzweigung des Panzerteichwegs in Richtung Destuben.

Außenbereich und landwirtschaftliche Prägung

Die Stadtbaureferentin Urte Kelm macht bei einem Ortstermin vor der Sitzung und anschließend im Sitzungssaal deutlich: Man befinde sich im Außenbereich, habe "ein rural geprägtes Gebiet", also landwirtschaftliche Flächen und versplrittert liegende Gehöfte, "teils mit Pferdehaltung", an die ein Wochenendhaus-Gebiet angrenze. Eine "etwaige Wohnsiedlung ist historisch nicht zu erkennen". Würde man das abgegrenzte Gebiet, das man untersucht habe, mit einem Bebauungsplan weiten, würde dem Landschaftsbild "dieser Charakter komplett verloren gehen", sagt Kelm.

Die grüne Lunge der Stadt

Und führt weitere Argumente an, die die Verwaltung gesammelt hat: Stadtklimatisch sei die gesamte Fläche wichtig, "das hier ist die grüne Lunge der Stadt Bayreuth", was allein schon zum "sehr deutlichen Appell" führe, "von einer Bebauung Abstand zu nehmen". Neben dem Klima-Aspekt sprächen die Lage in der Nähe zum Biotop-Verbund am Lindenhof und die Bodenbeschaffenheit, die sich "besonders zur Nutzung als Ackerfläche" eigne, gegen eine weitere Bebauung. Und die wäre, wie Kelm deutlich macht, eben nur über einen Bebauungsplan zu erreichen. So habe es das Bauordnungsamt in seiner Prüfung festgelegt.

Stadträte sehen das anders

Die Stadträte allerdings sehen das - zum Teil - ganz anders: Klaus Klötzer (CSU) sagt, niemand habe einen Bebauungsplan gewollt. "Auslöser war eine Bauvoranfrage für ein leeres Grundstück." Er könne nicht einsehen, dass ein weiteres Haus die Kaltluftschneise zerstöre oder dazu führe, "dass sich die Splittersiedlung verfestigt", wie Kelm ausgeführt hatte. "Der Bedarf an Wohnraum punktuell" könne so gedeckt werden, sagt Klötzer. Außerdem liege das geplante Wohnhaus genau gegenüber des geplanten und genehmigten Feuerwehrhauses Süd, das auf einer Ackerfläche, die zur Gemeinbedarfsfläche gewidmet wurde, entstehen werde.

"Kein Fass aufmachen"

Während Siegfried Zerrenner (SPD) warnt, man solle hier "kein Fass aufmachen" und in dem sensiblen Bereich eine weitere Bebauung zuzulassen, stärkt auch Sabine Steininger (Grüne) der Verwaltung den Rücken: "Boden ist nicht vermehrbar", sagt die Stadträtin, die einen Verlust der "landwirtschaftlich geprägten Gegend" befürchtet. Die Verwaltung habe "alles gemacht, um eine objektive Wertung" vorzunehmen. Zudem gebe es "auch Leute vor Ort, die das nicht wollen", dass dort weiter gebaut werde.

Weg der Klage möglich

Stephan Huttner (FDP) sagt, er verstehe zwar die Argumente der Verwaltung, für ihn jedoch "grenzt das schon fast an Enteignung", wofür er sich einen Ordnungsruf der Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe einfängt. Ein "neues Baugebiet zu implementieren" sei "eine Karikatur" - wollte man doch nur eine Lösung für dieses eine Grundstück finden. Doch Kelm bleibt hart, wie auch auf Nachfrage von Christian Wedlich (CSU), wie es denn bei der Erweiterung der Betriebsstätten der Landwirte dort aussehe: Man befinde sich im Außenbereich, "ein Wohnhaus ist hier nicht möglich". Der Bauwerber habe aber "grundsätzlich die Möglichkeit, Klage einzureichen".

Parallelen zu Meyernreuth

Deutliche Parallelen zu Meyernreuth sieht Halil Tasdelen (SPD): "Dort hätte man das Wohngebiet nicht ausweisen dürfen", sagt er und fügt an: "Wir lügen uns doch in die eigene Tasche." Gegen maximal fünf weitere Parzellen an der Thiergärtner Straße wäre doch nichts einzuwenden. Worauf Kelm entgegnet: "Man sollte aus Fehlern der vergangenen Jahre lernen."

Der Bauausschuss stimmt schließlich mehrheitlich gegen den Verwaltungsvorschlag, auf "die Aufstellung entsprechender Bauleitpläne" zu verzichten. Das letzte Wort hat hier erst einmal der Stadtrat in der kommenden Woche.

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