Digitalministerin kommt "Oberfranken bekommt ein digitales Update"

Von Elmar Schatz
Judith Gerlach (CSU), Digitalministerin von Bayern. Foto: Matthias Balk/dpa Quelle: Unbekannt

BAYREUTH/HOF. Die Menschen stehen vor umwälzenden Neuerungen. Die bayerische Digitalministerin Judith Gerlach will digitale Trends erkennen. Am Freitag besucht sie in Hof das Digitale Gründerzentrum Einstein1.

 
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Frau Ministerin, welche digitalen Projekte in Oberfranken kennen Sie; hat diese Region nicht noch viel zu viele weiße Flecken und Funklöcher?

Judith Gerlach: Das digitale Oberfranken ist sehr kreativ, wie der Hofer Landbus oder das Digitallabor am Landratsamt Kulmbach zeigen. Jetzt freue ich mich darauf, weitere ausgefallene Start-ups aus der Region kennen zu lernen. Jede regionale Idee kann auch bayernweit zünden. Und ja, dafür brauchen wir eine zuverlässige Infrastruktur. Obwohl die privaten Netzbetreiber für den Netzausbau zuständig sind, unternimmt die Staatsregierung große Anstrengungen, um die letzten weißen Flecken zu schließen. Zuletzt hat der Ministerpräsident bekräftigt, dass jede Kommune, die einen Mobilfunkmast will, ihn auch bekommt.

Haben Sie eine digitale Gesamtstrategie, die alle Bereiche dieser Region einbezieht, Schulen, Medizin, Verwaltung, Wirtschaft, junge Menschen, Senioren?

Gerlach: Wichtig ist, dass bei der Digitalisierung alle Menschen mitgenommen werden. Wir dürfen niemanden zurücklassen. Wir haben mit „Bayern Digital“ eine Strategie, die für ganz Bayern gilt und alle Lebensbereiche abdeckt. Dabei stellen wir sechs Milliarden Euro unter anderem für digitale Infrastruktur, aber auch beispielsweise für Cybersicherheit zur Verfügung. Mit der Hightech-Agenda haben wir jetzt das größte Tech-Investitionsprogramm Bayerns gestartet. Ein klarer Schwerpunkt liegt auf Forschung und Lehre im Bereich Künstliche Intelligenz. Mit zwei Milliarden Euro schaffen wir rund 13.000 neue Studienplätze in den Schlüsselbereichen wie Informatik oder Cleantech und stärken unsere Universitäten in ganz Bayern. Auch Oberfranken bekommt ein digitales Update, beispielsweise mit dem Ausbau des Fraunhofer-Instituts zum Thema Blockchain in Bayreuth.

Wie werden Senioren in der neuen Welt leben; wie erleichtern digitale Helfer gerade in ländlichen Gegenden deren Alltag; was sagen Sie älteren Menschen, die Angst vor der digitalen Herausforderung haben?

Gerlach: Die Digitalisierung bietet einen enormen Mehrwert, gerade was die digitale Teilhabe angeht. Dieser Aspekt ist mir besonders wichtig. Videochat oder Sprachsteuerung sind das sinnbildliche Tor zur Welt und ermöglichen den Kontakt zu Kindern oder Enkelkindern auch am entfernten Wohnort. Intelligente Brillen können Sehbehinderte durch Museen leiten. Pflegeroboter unterstützen im Alltag, so dass auch ältere Menschen länger selbstbestimmt und eigenständig zu Hause wohnen können. Und Arztsprechstunden am PC sind ein Mehrwert besonders im ländlichen Raum.

Plädieren Sie als Digitalministerin für ein eigenes Schulfach Digitales, gehen doch die jungen Leute von Kindesbeinen an - nicht immer gut vorbereitet - mit dem Smartphone um - und müssen sie nicht früh auf eine voll digitale Arbeitswelt vorbereitet werden?

Gerlach: Digitalisierung soll das Sprungbrett für junge Menschen sein und nicht zur digitalen Falle werden. Kinder und Jugendliche werden am stärksten von der gegenwärtigen Transformation profitieren, sind aber auch den neuen Phänomenen wie Cybermobbing, Sexting oder digitalem Stress am meisten ausgesetzt. Daher sehe ich eine große Notwendigkeit, die Kinder, aber auch die Eltern, bestmöglich darauf vorzubereiten. Dabei ist es mir nicht so wichtig, ob das in einem eigenen Schulfach für Digitales geschieht, entscheidend ist vielmehr, dass sich jemand an jeder Schule dafür zuständig fühlt und das Thema intensiv und regelmäßig behandelt.

Wie würden Sie Ihre eigene digitale Kompetenz einschätzen; wie stark nutzen Sie Smartphone und soziale Netzwerke; in welchem Alter hatten Sie Ihr erstes Smartphone, ihren ersten Computer?

Gerlach: Als Digitalministerin habe ich mein Smartphone immer dabei, anders als meinen Geldbeutel. Handy und Tablet sind mein digitaler Aktenordner, also mein wichtigstes Arbeitsmittel. Sie sind der direkte Draht zu meiner Familie und durch die sozialen Netzwerke mein digitales Bierzelt für den Dialog mit den Menschen. Mein erstes Handy habe ich seit ich 15 bin, den ersten Laptop seit ich 17 bin.

Berlin diskutiert die Einführung eines eigenständigen Bundesdigitalministeriums, für das Dorothee Bär gehandelt wird; ist es nicht höchste Zeit, ein derartiges Ministerium einzuführen? Hinkt Deutschland nicht gewaltig hinterher bei der Digitalisierung?

Gerlach: Das Thema Digitalisierung ist so allumfassend, dass es zwingend ein eigenes Ministerium für dieses Thema auch auf Bundesebene braucht. Nicht nur bei Künstlicher Intelligenz oder Quantencomputing ist es entscheidend, dass auch bundesweit einer den strategischen Weitblick hat und digitale Megatrends aufspürt und verfolgt. Hier geht es um die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und darum, wie ein hochentwickeltes Land auch modern und zukunftsgewandt bleibt.

Wie vereinbaren Sie Familienleben mit der Arbeit?

Gerlach: So wie viele andere junge Menschen im Berufsleben auch. Natürlich ist es oft herausfordernd, aber auch da helfen digitale Möglichkeiten enorm, von überall und jederzeit arbeiten zu können. Außerdem habe ich großen Rückhalt in meiner Familie.