Die Vereine der DEL2, Teil zwei

Von Christoph Knod

Platz sechs, der die sichere Playoff-Teilnahme bedeutet, oder zumindest der zehnte Rang, der den Klassenerhalt garantiert und über die Pre-Playoffs noch einen Schritt nach vorn ermöglicht – das sind die Ziele jener Mannschaften, die wir im zweiten Teil unseres Ausblicks auf die DEL2 vorstellen.

 
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Der mächtigste Löwe: Rich Chernomaz (rechts), der in Frankfurt schon 2004 als Trainer eine Deutsche Meisterschaft gefeiert hat (wie zwei Jahre zuvor in Köln), amtiert dort nun in Doppelfunktion als Coach und Sportdirektor. Verstärkung für die neue Saison erhofft er sich unter anderem vom Ex-Nauheimer Joel Keussen (links). Foto: Imago Foto: red

Zu diesem Kreis gehören der Deutsche Meister von 2004 (Frankfurt) sowie die noch traditionsreicheren Standorte Bad Nauheim und SC Riessersee als zehnfacher Deutscher Meister (letztmals 1981). Zudem darf man den Heilbronner Falken zutrauen, dass sie nach zweimaligem sportlichen Abstieg in den letzten beiden Spielzeiten, diesmal ebenfalls im Mittelfeld mitmischen können.

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Löwen Frankfurt: Hoher Erwartungsdruck

Wohl an keinem anderen Standort der DEL2 sind die Ambitionen größer als in der Mainmetropole. In der dritten Saison nach der Rückkehr in die 2. Liga sollen die sportlichen Erfolge den Zielsetzungen von Umfeld und Verantwortlichen endlich näherkommen. Um dieses Ziel erreichen zu können, hat man den Kader komplett runderneuert und besonders in der Offensive namhaftes Personal verpflichtet. Allen voran ist der US-Amerikaner C. J. Stretch zu nennen, der in der vergangenen Saison bereits beim Konkurrenten SB Rosenheim für die Höhepunkte verantwortlich war und sich unter den Liga-Topscorern wiederfand. Sein kongenialer Partner Wade MacLeod wollte diesen Weg ebenfalls gehen, kann aber aufgrund einer schweren Erkrankung nicht nach Frankfurt kommen. Patrick Jarrett soll nach einer schwachen Saison in Landshut an vergangene Leistungen in der 2. Liga anknüpfen. Nick Mazzolini, in der vergangenen Saison punktbester Frankfurter, kann nach einer Hüftoperation wohl erst 2017 aufs Eis zurückkehren.

In der Defensive hat man sich mit Eric Stephan (Kassel), Joel Keussen (Bad Nauheim) und Pawel Dronia (Bremerhaven) bei der regionalen und direkten Konkurrenz bedient. Dazu gesellen sich David Cespiva und Mike Card, deren Leistungen in der vergangenen Saison oft kritisch gesehen wurden. Wichtig wird sein, dass Matt Tomassoni erneut offensiv groß aufspielt und aus der Defensive heraus das Angriffsspiel ankurbelt.

Bei den Torhütern setzt man erstmals seit längerer Zeit wieder ausschließlich auf deutsche Spieler. Brett Jaeger wird als klare Nummer eins in die Saison gehen, und mit Florian Proske, der per Förderlizenz aus Mannheim kommt, hat man einen jungen Torwart mit großem Talent in der Hinterhand.

Prognose: Eine mögliche Stolperfalle ist hausgemacht: Der mächtige Sportdirektor Rick Chernomaz (schon Frankfurter Meistertrainer im Jahr 2004) bekleidet auch das Traineramt und hat sich mit Paul Gardner einen erfahrenen Haudegen als Unterstützung geholt. Wie diese Konstellation funktionieren wird und wie weit die Geduld bei ausbleibendem Erfolg reicht – zwei ganz entscheidende Fragen, die mit über Wohl und Wehe der Löwen-Saison entscheiden werden.

EC Bad Nauheim: Weiter mit dem Torwart des Jahres

Die Kurstädter sind der „kleinste“ hessische Verein, konnten in der vergangenen Saison aber mindestens ebenso positiv überraschen wie Meister Kassel. Die ruhige und kontinuierliche Arbeit der letzten Jahre zeigt Erfolge. Man geht mit vielen Spielern des letztjährigen Kaders in die neue Saison.

Dass der „Torwart des Jahres“ der Vorsaison in Bad Nauheim bleiben würde, war bei den Angeboten der Konkurrenz nicht unbedingt zu erwarten, doch Mikko Rämö entschied sich frühzeitig für einen Verbleib. Sein Backup wird Jan Guryca sein, der allerdings keine leichte Saison hinter sich hat und nur die Nummer drei der „Roten Teufel“ war. Einen leichten Umbruch gibt es in der Abwehr: Der Schwede Joel Johannson konnte nach schwerer Verletzung in den Playoffs überzeugen und soll viele junge Spieler führen. Mit dem Deutsch-Schweden Marcus Götz steht ihm ein Rückkehrer zur Seite, der den Abschied von Joel Keussen (Frankfurt) kompensieren soll.

Wichtigste Aufgabe der sportlichen Leitung im Sommer war die Aufwertung der so wichtigen Centerposition in der zweiten Angriffsreihe. Hier musste man neben Nick Dineen eine weitere Kontingentstelle vergeben und verpflichtete dazu den Finnen Jusso Rajala, der nach einigen Erfolgen in seiner Heimat mit guten Referenzen nach Deutschland kommt. Dazu gesellt sich mit Radek Krestan ein Routinier aus Ravensburg, wo er bereits unter Trainer Petri Kujala auflief. Die Chance, den Schritt in der DEL2 zu meistern, erhalten mit Dominik Meisinger (Krefeld) und Tom Pauker (Selb) zwei junge Spieler. Nach vielen Jahren in der DEL geht Dusan Frosch in sein drittes Jahr in Bad Nauheim und wird wieder an seine starken Leistungen anknüpfen müssen, wenn man den Vorjahreserfolg wiederholen will.

Prognose: Eigentlich sind die Vorzeichen gut, erneut eine erfolgreiche Saison zu spielen. In der letzten Spielzeit wurde man aber sehr lange unterschätzt, das wird nun nicht mehr passieren. Zudem hat die Konkurrenz nicht geschlafen und ebenfalls aufgerüstet. Dennoch ist ein Platz unter den ersten Acht auch in diesem Jahr drin.

SC Riessersee: Experiment hat sich bewährt

Vor der letzten Saison ging man in Garmisch-Partenkirchen einen gewagten Schritt: Tim Reagan beendete seine aktive Laufbahn und wechselte direkt auf den Platz hinter der Bande. Dass es ihm dann gelang, einen runderneuerten Kader erfolgreich durch die Saison zu führen, belegt den Erfolg bei diesem seltenen Experiment.

Nun hat Reagan die Chance, mit einem Großteil des Teams weiterzuarbeiten und dazu namhafte Neuzugänge einzubauen. Eine entscheidende Rolle in den Planungen nahm dabei die Torwartposition ein. Mit Matthias Nemec konnte man die Nummer eins des Ligakonkurrenten Ravensburg verpflichten. Er dürfte gesetzt sein vor den beiden jungen Talenten Ilya Sharipov (Förderlizenz) und Daniel Fießinger.

In der Abwehr gelangen Manager Ralf Bader mit Julian Eichinger und Felix Thomas wichtige Verlängerungen, auch Stephan Wilhelm spielt weiter im Olympia-Eissportzentrum. Aufgrund der U 23-Regelung verließen mit Sepp Staltmayr und Benedikt Kastner aber auch zwei wertvolle Spieler den Verein, einzig Benjamin Hüfner (Weißwasser) wurde neu verpflichtet. Verstärkung erhofft man sich in diesem Bereich auch vom DEL-Kooperationspartner München, der sicher das eine oder andere Talent schicken wird.

Ein Beleg für die positive Entwicklung unter der Zugspitze ist die Tatsache, dass man den schwedischen Topstürmer Mattias Beck halten konnte. Auch Louke Oakley, vor zwei Jahren noch beim EV Regensburg, blieb dem Verein erhalten. Mit den Kanadiern Scott Campbell und Ryan McDonough setzt man auf europaerfahrene Stürmer. Königstransfer des SCR ist aber ein deutscher Stürmer: Andreas Driendl war zuletzt acht Jahre in der DEL (Krefeld) aktiv und hat sich für drei Jahre gebunden.

Prognose: Der SC Riessersee steht vor einer wichtigen Saison. Seit langem ist es erstmals wieder gelungen, die Leistungsträger zu binden, dazu kommen namhafte Neuzugänge, und der Neuling-Bonus bei Trainer Reagan ist aufgebraucht. In den letzten beiden Jahren scheiterten die Garmischer jeweils in den Pre-Playoffs – das darf den Ansprüchen in der kommenden Saison nicht genügen.

Heilbronner Falken: Verstärkung für zweimaligen Absteiger

Drei schwere Jahre hat man in Heilbronn hinter sich. Zuletzt stand man zwei Mal in Folge als sportlicher Absteiger fest und konnte nur als Nachrücker in der 2. Liga bleiben. Auch wenn Trainer Fabian Dahlem den Abstieg in der vergangenen Saison nicht verhindern konnte, traut man ihm doch zu, den Verein wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.

Mit dem Schweden Stefan Ridderwall hat man sich auf der wichtigen Torwartposition einen starken Mann ins Team geholt, der unter anderem schon für Düsseldorf in der DEL seinen Mann stand. Für die Backup-Position kam mit Niklas Deske ein junges Talent aus Crimmitschau, der Ridderwall von Zeit zu Zeit entlasten soll. Der zwischenzeitlich während der Planungen für die Oberliga verpflichtete Peter Holmgren dürfte einen Stammplatz auf der Tribüne einnehmen.

Von Henry Martens und Patrik Vogel (beide aus Frankfurt) erhofft man sich in der Abwehr eine deutliche und auch notwendige Verstärkung, um nicht erneut in den Playdowns zu landen. Sie sollen mit den erfahrenen Thomas Gödtel und Marco Schütz in den ersten beiden Reihen agieren und damit die Defensive auf ein gesundes Zweitliganiveau bringen. Dazu stehen mit Patrick Kurz, Gino Blank und Thomas Botzenhardt drei junge Spieler zur Verfügung.

Der Angriff wurde runderneuert: Tyler Gron lief in der vergangenen Saison kurzzeitig in Ravensburg auf und beeindruckte mit zehn Toren in zwölf Spielen. Rylan Schwartz soll die erste Reihe anführen und hier für den Unterschied sorgen. Dazu gesellt sich – der aktuellen Mode in der DEL2 entsprechend – mit Ville Järveläinen ein kleiner finnischer Außenstürmer, der mit hervorragenden Referenzen nach Heilbronn kommt. Für den zweiten Block setzt man auf drei zweitligaerfahrene Deutsch-Kanadier, die ebenfalls ein deutliches Upgrade darstellen sollten.

Prognose: Die Planung wurde durch den lange unsicheren Status natürlich erschwert, doch der Kader scheint deutlich besser zusammengestellt als im Vorjahr. Aufgrund der Verpflichtungen darf man den Falken wohl den größten Sprung in der Liga zutrauen, so dass die (Pre-)Playoffs in Reichweite scheinen.

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