Die Tochter von Faust

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Ist zufrieden mit seinem Werk, für das er viele Stunden ehrenamtlich investiert: Uwe Vogel hat wieder neue Kulissen für die Faust-Festspiele gebaut. Foto: Stefan Brand Foto: red

Das macht schon was her, was Uwe Vogel da zimmert. „Das ist ein Mausoleum für den ,Hamlet’“, sagt der Chef der Pegnitzer Faust-Festspiele, der gerade mit einer Heißluftpistole ein großes, schwarzes Styropor-Teil bearbeitet. Wie bei der ersten Auflage im Vorjahr betätigt sich der Troschenreuther wieder als Kulissenbauer. Ehrenamtlich. Weil das Geld spart. Geld, das auch nötig ist für ein neues Projekt: Die Festspiele haben jetzt einen Ableger – eine Werkbühne. Die soll als Talentschmiede dienen.

 
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Vogel werkelt auf einem Garagenvorplatz hinter dem Roten Ochsen in Troschenreuth, seiner Freiluft-Werkstatt. Zwei Tage hat er für das Mausoleum gebraucht, das aus drei Wänden und einem Giebel besteht. Alles aus Styropor, wie gesagt. Die Platten „ruhen“ auf einem von Vogel gebauten Holzgerüst. „Lässt man das im Auftrag errichten, ist man da schnell bei 2000 bis 3000 Euro“, sagt er. Solche Kulissen könne sich der Förderverein nicht leisten. Daher die Eigeninitiative. Aber auch, „weil es mir einfach Spaß macht“.

Konzept entsteht oft beim Bauen

Die Vorlagen holt er sich aus dem Internet. Wobei er nicht immer mit einem festen Konzept startet, „vieles ergibt sich erst beim Bauen selbst“. Immer ein Ziel: Die Kulissen sollen nicht nur in Pegnitz zum Einsatz kommen. Da kommt Intendant Daniel Leistner ins Spiel. Der hat bekanntlich mehrere Projekte laufen. Zum Beispiel in Marktrodach, „auch da können unsere Bühnenbauten Verwendung finden“.

Griechisch geht immer

Wie die beiden Säulen, die neben dem Mausoleum hochragen. Nicht nur, wenn bei den Festspielen mal ein griechisches Werk aufgeführt werden sollte, betont Vogel. Denn: „Die taugen für alles, was mit dem Mittelalter zu tun haben, da waren die groß in Mode.“ Und auch das Mausoleum lasse sich problemlos in einen griechischen Tempel umfunktionieren.

Wenn Kulissen wachsen

Genutzt werden können natürlich auch die Bühnenelemente aus dem Premierenjahr, „das Inventar wird einfach Jahr für Jahr wachsen“. Und wozu die Heißluftpistole? Damit erhalten die glatten Styroporplatten ihre Poren, „dann sehen sie aus wie Steine“. Wichtig sei es auch, sämtliche Kanten abzuschrägen, „damit das mauerähnlich wirkt“.

Die Fantasie spielen lassen

Klar, man könne die Festspiele auch ganz kulissenfrei auf und über die Bühne bringen. Aber die Zuschauer wollten schon so etwas wie ein Bühnenbild. „Weil man sich dann besser in das Stück hineinversetzen, weil man dann seine Fantasie spielen lassen kann.“ Und weil es dann „einfach was zum Schauen gibt“.

Vom Statisten zum Schauspieler

Nicht nur bei den Kulissen geht es voran. Sondern auch mit dem neuesten Kind der Festspiel-Macher – einer Werkbühne. Ein Projekt, das Intendant Leistner auch in Marktrodach betreibt. Es geht darum, Menschen aus der Region, die ein Faible für die Schauspielerei haben, an das Bühnengeschehen heranzuführen. Wie das bereits mit einigen Statisten der ersten Auflage 2017 geschieht: „Manche erhalten heuer kleinere Sprechrollen“, sagt Uwe Vogel.

Leichte Komödie statt schwerem Drama

Man merke recht schnell, wer eine gewisse Begabung mitbringt. Diese zu fördern, sei die zentrale Aufgabe der Werkbühne. Diese Akteure sollen dann auch vor Publikum ihr Können zeigen. Erstmals vom 25. Oktober bis zum 4. November mit mehreren Aufführungen von Johann Nestroys „Frühere Verhältnisse“. Vogel: „Da geht es nicht um schwere Dramenkost, sondern um Komödien für drei bis vier Künstler.“ Das könne durchaus als Sprungbrett funktionieren für den Schritt auf die große Festwiesenbühne am Schlossberg. „Wir werden bei der Werkbühne nicht immer vor vollem Haus spielen, aber für die Neulinge ist das eine extrem wichtige Erfahrung.“

Festspiele in den Köpfen angekommen

Die Nachfrage sei da. Auch bei den Statisten, auch bei den Helfern. „Es dürfen natürlich immer noch mehr sein, aber wir können wirklich nicht klagen“, so Vogel. Die Faust-Festspiele seien längst „positiv in den Köpfen der Pegnitzer angekommen“. Er höre überall ausschließlich anerkennende Stimmen, die Nörgler seien verstummt. Warum? „Weil inzwischen wohl die meisten erkannt haben, dass wir keine Spinner, keine Träumer sind.“ Ein gutes Zeichen sei auch, dass alle Schauspieler aus dem Premierenjahr wieder mit von der Partie sind.

Werbung im großen Stil in der Metropolregion

Und schon jetzt zeichnet sich ab: Die Resonanz wird spürbar größer sein. Eine ganze Reihe von Aufführungstagen seien bereits von Firmen gebucht für Werbezwecke. Apropos: Auch die Werbung wird gewaltig ausgeweitet, vor allem im Raum Nürnberg/Fürth/Erlangen – „unsere Flyer liegen dort an 670 Verteilstellen aus und werden bei Bedarf ständig ergänzt“.

Ziel: Keine Ausfallbürgschaft mehr

Mehr Zuschauer seien auch ein Muss, betont Vogel: „Denn wir haben schon das Ziel, die Ausfallbürgschaft der Stadt Pegnitz nicht in Anspruch nehmen zu müssen.“ Weil das auf Dauer nicht zu verkaufen sei. Vogel ist überaus optimistisch. Auch mit Blick auf die Unterstützung durch das Rathaus, durch die Stadträte, durch den Bauhof, durch das Tourismusbüro – „da ziehen wirklich alle an einem Strang“.

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