Die schwierige Suche nach dem Glück

Von Christopher Michael
„Es braucht eine Kombination aus Spaß und Bedeutung“: Glücksforscher Christian Schmidkonz machte klar, wie wichtig glückliche Mitarbeiter für ein Unternehmen spielen. ⋌Foto: Christopher Michael Foto: red

Eine robuste Konjunktur, gutes Wirtschaftswachstum und niedrige Arbeitslosigkeit: Die Vertreter der Vereinigung der bayerische Wirtschaft (vbw) blicken zufrieden auf das vergangene Jahr zurück. Für das neue Jahr braucht's aber auch ein bisschen Glück.

 
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„Die aktuelle wirtschaftliche Lage in Deutschland ist gut, und in Bayern ist sie sogar noch besser“, sagte Thomas Kaeser, Vorstandsvorsitzender der oberfränkischen vbw-Bezirksgruppe, beim Neujahrsempfang auf Schloss Thurnau. Die deutsche Wirtschaft laufe gut, obwohl Unsicherheiten in der Außenwirtschaft die Stimmung leicht eintrübten – etwa durch die Entscheidung der Briten, aus der EU auszutreten. Dennoch sei das Bruttoinlandsprodukt deutlich gestiegen, sagte Kaeser. „Die oberfränkischen Unternehmen haben eine starke Stellung im Wettbewerb“, ergänzte vbw-Bezirksgeschäftsführer Patrick Püttner: „Oberfranken ist weiterhin Magnet für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Wir stehen gut da.“

Problemfall EU

Für das neue Jahr rechnet Kaeser hingegen mit einem leichten Rückgang des Wirtschaftswachstums. „Unserer Prognose zufolge wird die Wirtschaft nur noch um 1,7 Prozent wachsen“, erklärte er. Das liege einerseits daran, dass es 2017 drei Arbeitstage weniger als im Vorjahr gebe und dass die konjunkturelle Dynamik abnehme. „Wir stehen vor großen Herausforderungen“, mahnte Kaeser. „Größte Sorge bereitet uns der desolate Zustand der EU.“ Denn 55 Prozent alles bayerischen Ausfuhren gehen nach seinen Worten in Länder der Europäischen Union.

Kritische Worte richtete Kaeser an die Politik: „Die Bundesregierung hat kaum Initiativen auf den Weg gebracht, die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit unseres Landes zu steigern.“ Stattdessen habe sie Entscheidungen getroffen, die erfolgreiches Wirtschaften erschweren. Mindestlohn, Frauenquote und „rentenpolitischen Wohltaten“ seien keine Politik, die in die Zukunft wiesen, sagte der Verbandsvorsitzende.

Drei Forderungen

In ihrer „Agenda 2020“ fordert die bayerische Wirtschaft laut Kaeser vor allem drei Dinge, um den Wirtschaftsstandort konkurrenzfähig zu halten: Die Kosten müssen im Griff gehalten werden, die Unternehmen müssen weiterhin flexibel agieren können und es brauche Investitionen in die Zukunft, wie Kaeser sagte. Vor allem die Hochschulen müssten leistungsfähiger, digitaler und internationaler werden, stellte er heraus. „Ins Bildungssystem muss zusätzliches Geld fließen“, forderte er mit Nachdruck.

Zufriedene Mitarbeiter

Neben den politischen Rahmenbedingungen seien zufriedene Mitarbeiter ein wichtiger Erfolgsfaktor. Genau um diese Zufriedenheit ging es im Vortrag „Erfolgsfaktor Glück – warum Happiness und Business zusammengehören“ von Prof. Christian Schmidkonz von der Business School München. Glück, sei nicht nur das kurzfristige Erleben, erklärte er. Stattdessen sei ein sinnhaftes Leben, das sogenannte Tiefenglück, wichtiger. „Es braucht die Kombination aus Spaß und Bedeutung“, mahnte er. Gerade bei seinen Studenten erkenne er immer wieder, dass sie mehr suchten. „Sie suchen mehr als den x-ten Marketingkurs“, erklärte er. Deshalb nähmen viele von ihnen an seinen Seminaren zum Thema Glück teil. Auch in Unternehmen nehme die Erkenntnis zu, dass es Glück brauche. Doch es braucht nicht unbedingt „Chief Happiness Officer“, die in der Führungsebene dafür sorgen, dass alle Mitarbeiter glücklich sind.

Lediglich drei Schlüssel
zum Glück

Es brauche lediglich drei Schlüssel zum Glück, erklärte Schmidkonz – Achtsamkeit, Dankbarkeit und Mitgefühl. Statt sich immer wieder mit anderen zu vergleichen, sollten Menschen – egal ob im Unternehmen oder nicht – im Hier und Jetzt leben und sich eben nicht mit anderen vergleichen. Denn das eigene Innere könne nie mit dem Äußeren eines anderen verglichen werden.

Zufriedenheit ist kein Glück

Verabschieden müssten sich Unternehmen auch von dem Anspruch, durch Gegenstände wie neue Kaffeemaschinen oder einen Kicker, das Glück ins Haus zu holen. Denn die, erklärte der Glücksforscher, machten nicht glücklicher, sondern nur zufriedener. Wahres Glück entstehe erst dann, wenn man das große Ganze in den Blick nimmt und an etwas beteiligt ist, das Werten entspricht. Dann hat das Glück der Mitarbeiter sogar zählbaren Wert für die Unternehmen, sagte Schmidkonz: Im Vergleich zu anderen Firmen hätten Unternehmen mit glücklichen Mitarbeitern ihren Börsenwert stärker steigern können.

Ehrung

Die Akademie für Neue Medien in Kulmbach ehrt Jahr für Jahr Persönlichkeiten, die sich in herausragender Weise um die Förderung junger Journalisten verdient gemacht haben. 2017 geht der Preis an Professor Conrad Heberling. Akademie-Seminarleiter Thomas Nagel sagte in seiner Laudatio am Donnerstagabend in Thurnau: „Wir würdigen damit einen Dozenten, der jungen Menschen eine Perspektive gegeben und die Talentschmiede Akademie auch als Arbeitgeber für den Nachwuchs der Wirtschaftsjournalisten genutzt hat.“ Obwohl er in Österreich beheimatet ist und an der Filmuniversität Babelsberg lehrt, engagiere sich Heberling für die Kulmbacher Einrichtung in „überaus hohem Maße“.

Der gebürtige Kanadier und studierte Kommunikationswissenschaftler sei ein „internationaler Medienexperte“, unterstrich Nagel. Er nannte einige Stationen in der beeindruckenden Karriere des Preisträgers. Heberling war Direktor für Marketing, Unternehmenskommunikation und New Business des Fernsehsenders RTL 2. Darüber hinaus war er Europa-Geschäftsführer der Dori Media Group in Zürich, die zu den bedeutendsten Telenovela-Produzenten gehört. Ebenso war er Vorstandsvorsitzender des früheren Finanz- und Wirtschaftssenders Deutsches Anleger-Fernsehen (DAF) in Kulmbach. Seit 2015 ist Heberling Eigentümer der D.A.F. TV GmbH mit Sitz in Wien. Er berät und begleitet Medienunternehmen beim digitalen Transformationsprozess.

Die Pressefreiheit sei zentraler Bestandteil der Demokratie, betonte Nagel. Begriffe wie „Lügenpresse“ und Falschnachrichten prägten die Diskussionskultur, klagte er. Sowohl Mediennutzer als auch Medienschaffende seien aufgerufen, sich dieser Entwicklung entgegenzustellen.