Die Sanierung der Bayreuther Synagoge steht kurz vor ihrem Abschluss - Viele Verbindungen zur langen Geschichte Synagoge: Alles neu in historischer Hülle

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Geschichtsträchtig. Das ist die Bayreuther Synagoge allemal. Sie ist die älteste Synagoge Deutschlands, die noch als Synagoge genutzt wird. Sie ist die Mutter des Welterbes Opernhaus. Und sie ist jetzt näher dran an ihrer langen Geschichte, als sie es vor Beginn der Sanierung vor einem Jahr war. Ein bis zwei Monate noch, dann ist die Synagoge saniert. Eine Spurensuche.

 
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Komplett neu in einer historischen Hülle, deren Geschichte in der Form kein zweites Mal existiert. Das ist die Bayreuther Synagoge. 1714 als Markgräfliche Comödie gebaut, ging das Haus 1760 an Moses Säckel, der das Haus ebenso wie das Redoutenhaus und ein weiteres Gebäude in der heutigen Opernstraße vom Markgrafen kaufte. Säckel machte eine Synagoge aus der Comödie, im benachbarten Opernhaus, das heute Weltkulturerbe ist und ebenfalls - bis April 2018 - umfangreich restauriert wird, feierte die Hofgesellschaft. Das Opernhaus war es, das den Vorläuferbau in der Nazizeit beschützte: Die Synagoge wurde innen verwüstet, aber nicht von den Nazis angezündet. Aus Angst, die Flammen könnten übergreifen.

Wiederaufbau war zweckmäßig, Sanierung bringt die Gesichte wieder

In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts baute die jüdische Gemeinde die Synagoge innen wieder auf. Zweckmäßig, wie der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde, Felix Gothart es heute nennt. Mit kleinen Mitteln, schlicht. Resopal und Linoleum. "Hatte auch irgendwie seinen Charme"; sagt Gothart. Vor einigen Jahren wurde klar: Das Haus muss dringend generalsaniert werden. Vom Dach bis zur Bodenplatte. "300 Jahre Geschichte. Und hoffentlich jetzt wieder eine Zukunft von 300 Jahren", sagt Gothart mit Blick auf das Gebäude. "Die Sanierung war eine wahnsinnige Herausforderung. Aber es macht Freude, wenn man sieht, was dabei herauskommt." Die kompletten Einbauten waren im Frühjahr vergangenen Jahres herausgenommen, das Haus entkernt worden. "Das Haus hat eine Brunnengründung bekommen. 20 bis 25 Stützen, zweieinhalb Meter tief. Danach konnte mit dem Neuaufbau begonnen werden."

Viele Bezüge zum Ursprung

Ein Neuaufbau, der viele historische Bezüge wieder aufgreift: Die Fenster im ersten Stock haben wieder Rundbögen, wie im Original. "Wir hatten bei der Entkernung Reste des Terrazzobodens gefunden. Deshalb ist auch Terrazzo wieder verlegt worden." Beim Aushub für die neue Bodenplatte entdeckten die Bauarbeiter große, behauene Sandsteine, die 1760 die Begrenzung zum Tora-Schrein waren. "Die kommen auch wieder hin." Die Farbe im Innenraum: Auch hier hat man Reste an der Wand gefunden. Der gleiche Farbton ist wieder gestrichen worden.

Geschichte darf durchscheinen

Die lange Geschichte des Hauses darf überall durchscheinen, beispielsweise im komplett neuen Treppenhaus an "der Wand, die 1772 eingezogen worden war. Damals war die Verbindung, die es zwischen Opernhaus und Synagoge gab, gekappt worden. Weil es Probleme mit Feuchtigkeit gab", sagt Gothart. Die Wand aus groben Steinen unterbricht den glatten Putz des restlichen Treppenhauses. Moderne Technik wie der Aufzug in den ersten Stock für alte und behinderte Menschen ist geschickt versteckt: der Zugang ist vertäfelt, wie ein Schrank. Ebenfalls wie in der Ursprungszeit: "Der schmale Weg zwischen Opernhaus und Synagoge zum Garten ist wieder gepflastert. Den Weg hatte sich Moses Säckel ausbedungen, dass er von seinem Wohnhaus zum Garten gehen konnte."  

Mehr Platz im gleichen Raum

Im Vergleich zur 60er-Jahre-Synagoge hat die Gemeinde in Zukunft mehr Platz. Denn der Entwurf der Architekten Wandel Hoefer Lorch (Saarbrücken) hatte nicht nur eine Rückkehr zum alten Eingang auf der Westseite, sondern auch verschiebbare Wände vorgesehen im Synagogenraum. Die Konstruktion aus Stahl und Messing hat doppelte Wirkung, sagt Gothart: "Wir können den Raum größer machen, wenn wir mehr Platz brauchen. Und wir haben einen Gang, durch den wir gehen können, wenn wir in den Garten hinaus wollen. Man soll die Synagoge zum Gebet nutzen, nicht zum Durchlaufen." Die gleiche Verkleidung wie die verschiebbaren Wände hat die Frauen-Empore. Auch dort ist mehr Platz als früher. Dass Frauen und Männer getrennt den Gottesdienst feiern, hat einen einfachen Grund. "Es ist ein Zwiegespräch mit Gott, in dem man höchste Konzentration walten lassen soll. Männer und Frauen sollen sich davon nicht gegenseitig ablenken", sagt Gothart. An die Empore schließt sich der Kibbusch-Raum an, in dem nach dem Gottesdienst gegessen werden kann.   

Synagoge leuchtet aus der Münzgasse heraus

Die Synagoge leuchtet aus der Münzgasse heraus. Würdevoll. Es sind nur noch einige Restarbeiten zu machen, die Einrichtung fehlt noch. "Wir werden eine Punktlandung hinbekommen", sagt Gothart. 3,8 Millionen Euro waren für die Sanierung veranschlagt. "Da werden wir auch hinkommen. Das liegt auch an dem hervorragenden Projektmanagement von Gosbert Moschall von der TES", dem städtischen Sanierungstreuhänder, "mit dem wir sehr gut zusammenarbeiten". Gefördert wird das Projekt unter anderem von der Bayerischen Landesstiftung, der Städtebauförderung, dem Landesamt für Denkmalschutz, der Oberfrankenstiftung und aus Spenden. Wenn die Synagoge fertig ist, wird der "gesamte Kultusbereich mit Mikwe und Synagoge eingeweiht", sagt Gothart.

Das nächste Projekt wartet schon: der Kulturbereich

Und er denkt schon weiter: an den Kulturbereich. Das ehemalige Iwalewa-Haus wird Treffpunkt, Gemeindehaus, Museum für das jüdische Bayreuth. "Die Vorplanungen haben wir schon fast, bald geht es, wie schon bei der Synagoge, in die europaweite Ausschreibung." Gothart will das Projekt so schnell wie möglich anpacken. "Am liebsten noch in diesem Jahr. Wenn alles gut geht. Mit Hilfe von oben wird das schon klappen."   

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