Wenn er „wir“ sagt, schließt das Friedrichs mit ein, der bei dem Gespräch nicht dabei sein konnte. „Wir wollen für den Ort etwas verbessern.“ Das Grundstück, das der Mainleus Invest bisher gehörte, kostete im Jahr zirka 80.000 Euro. Nur an Abgaben, ohne, dass dort etwas passierte.
Türk ist selbst Mainleuser, seine Großeltern waren in der Spinnerei beschäftigt, sein Vater arbeitete dort als Elektriker. „Ganz Mainleus ist um die Spinnerei gewachsen“, sagt Türk. Der Unternehmer Fritz Hornschuch baute Anfang des 20. Jahrhunderts den Standort Mainleus aus und ließ dort eine Niederlassung errichten. Für die Arbeiter wurde ein eigenes Wohngebiet gebaut, das heutige Hornschuchshausen. Der Markt habe nach dem Zweiten Weltkrieg und nach der Wiedervereinigung seine Blütezeiten erlebt, so Türk. Mit dem Ende des letzten großen Industrieunternehmens ergebe sich jetzt eine einmalige Chance, für den größten Ort im Landkreis Kulmbach, nachhaltig etwas zu schaffen. Dessen Ende war bitter: Zuletzt arbeiteten nur noch etwa 30 Beschäftigte in der Färberei.
Rückhalt aus dem Gemeinderat
Die volle Unterstützung von Bürgermeister Dieter Adam (FW) und dem Gemeinderat haben die neuen Eigentümer auf alle Fälle. „Ich bin für jede Idee dankbar, die uns voranbringt“, sagt Adam, der die momentane Situation für „einen Glücksfall“ hält. Die Gemeinde könne zwar keine Investitionszuschüsse gewähren. Sie wolle aber den Investoren helfen so gut es geht. Zunächst werde ein Gutachten über den Zustand des langjährigen Textilindustriegeländes und der teils maroden Gebäude erstellt. „Vielleicht können wir über den Städtebau etwas machen oder die Denkmalpflege“, sagt Adam.
Da das Gelände gewaltige Ausmaße hat, wird die Neugestaltung keine leichte Sache. „Ich könnte mir ein Mischkonzept vorstellen“, sagt Türk. „Gewerbe, Wohnbebauung, vielleicht ein Pflegeheim.“ Er will nicht allzu große Erwartungen wecken. Mit seinen konkreten Plänen hält er daher noch hinter dem Berg. Ihm ist das Risiko bewusst: „Die Gefahr einer finanziellen Pleite ist immer da.“
Mit einem dicken Schlüsselbund öffnet Türk die Tür des Kesselhauses. Im Inneren ist es gespenstisch dunkel. Stählerne Leitern führen nach unten in die Tiefe. Die Schaltschränke im hinteren Teil der Halle sind größtenteils demoliert. Kupferkabel bringen einiges an Geld. „Im Grunde ist das, was noch übrig ist, alles Müll und nichts mehr wert“, sagt Türk, der die Verträge aus der Zeit des wirtschaftlichen Übergangs noch erfüllen muss.
Eine Lebensaufgabe
Noch ist er optimistisch, die Herausforderung zu stemmen. Auch wenn sie möglicherweise zur Lebensaufgabe wird. Denn Türk hängt wie viele ehemalige Mitarbeiter an dem Industrieunternehmen mit der glanzvollen Vergangenheit.
Alles abzureißen wäre für ihn die schlechteste aller Lösungen. Zumal die Abrisskosten bei mehreren Millionen Euro liegen dürften. „Sicherlich müssen wir uns aber von Teilen trennen, weil sie nicht mehr erhaltenswert sind.“ Den markanten Turm in der Mitte des Areals wollen die beiden Investoren erhalten. Von einem Industriefotografen ließ Türk alles dokumentieren, historisch wertvolle Gegenstände in Sicherheit bringen. Damit Geschichte des traditionsreichen Textilunternehmens für kommende Generationen nicht verloren geht.