Was geschah am . . . 2. Februar 1945 Der Jesuit Alfred Delp wird in Plötzensee von den Nazis ermordet

KNA/Markus Brauer

„Lasst uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt.“ Noch in der Todeszelle schrieb Alfred Delp eindringliche religiöse Meditationen. In Berlin-Plötzensee wird zum Jahrestag an den Jesuiten erinnert.

 
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Pater Alfred Delp im Januar 1945 vor dem Volksgerichtshof in Berlin-Plötzensee. (Aufnahmedatum unbekannt). Foto: KNA/KNA-Archiv

Es fehlten nur wenige Wochen bis zum Zusammenbruch des nationalsozialistischen Terrorregimes, doch der Volksgerichtshof machte mit Alfred Delp kurzen Prozess: Dass sich der Jesuit am Kreisauer Kreis beteiligt hatte, der Gruppe um Helmuth James Graf von Moltke, die für einen deutschen Neuanfang nach Hitler plante, machte den 37-Jährigen für die Nationalsozialisten zum Hochverräter.

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Gedenkstein für Alfred Delp in Lampertheim. Foto: Imago/Thorsten Gutschalk

„Auch heute eine wertvolle Inspiration“

In Vergessenheit geraten ist Delp nie. So erklärt die Deutsche Bischofskonferenz am Freitag, der Ordensmann sei seiner Zeit in vielen Dingen voraus gewesen.

Delp absolvierte Studien im In- und Ausland. /KNA-Archiv

Karl Rahner war sein Lateinlehrer

Zudem sind zum Jahrestag mehrere Gedenkveranstaltungen geplant. In den beiden Gedenkkirchen am Ort der damaligen NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee gibt es eine kleine Veranstaltungsreihe zu Moltke und Delp. Der Deutschlandfunk überträgt am 2. Februar den zentralen Gedenkgottesdienst.

Delp wurde als Sohn eines protestantischen Kaufmanns und einer katholischen Mutter 1907 in Mannheim geboren. Im südhessischen Lampertheim, wo die Familie ab 1914 wohnte, engagierte er sich in der katholischen Jugendarbeit. Sein Gemeindepfarrer förderte die intellektuelle Begabung des Jugendlichen.

Büste von Alfred Delp. Foto: Imago//Thorsten Gutschalk

Vision eines solidarischen Christentums

Nachdem ihm die Nationalsozialisten ein Promotionsstudium an der Universität München verweigerten, kam Delp zur NS-kritischen Jesuitenzeitschrift „Stimmen der Zeit“. Gleichzeitig entwarf er in Predigten in Abgrenzung zum nationalsozialistischen Staat seine Vision eines solidarischen Christentums und einer humanen Gesellschaft.

Delp war zugleich ein scharfer Kritiker einer selbstzufriedenen, verbürgerlichten Kirche. Er forderte einen „drängenden missionarischen Dialog mit dieser Zeit“. Die Kirche dürfe nicht „Misstrauen gegen die schöpferischen Kräfte der Menschen“ hegen.

„Blutig geschunden haben im Dienste des Menschen.“ Foto: K/NA-Archiv

Kein dezidiertes politisches Programm

Vermittelt durch den Münchner Jesuitenprovinzial Augustin Rösch, kam Delp in Kontakt mit dem Kreisauer Kreis. Wie groß sein Einfluss dort war und wie oft er an Treffen teilnahm, bleibt unter Historikern umstritten.

Sicher ist, dass Delp kein realpolitisches Programm für die Zeit nach Hitler entwarf, sondern eher Gedanken für die sozialphilosophischen Fundamente eines neuen Deutschlands beisteuerte. Delp hoffte auf einen „Humanismus im Namen Gottes“, auf ein Erwachen des Menschen zu seinen Werten.

„Humanismus im Namen Gottes.“ Foto: KN/A-Archiv

„In einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie“

Am 9. und 10. Januar 1945 machte ihm der oberste NS-Richter Roland Freisler wegen Hoch- und Landesverrats den Prozess. Delp selbst spürte, wie er es nach der Verurteilung formulierte, schon „bei den ersten Fragen die Vernichtungsabsicht. Es war alles fertig, als es anfing.“ Am 11. Januar 1945 verkündete Freisler Delps Todesurteil.

Mit gefesselten Händen

Mit gefesselten Händen verfasste der Pater in den ihm verbleibenden Wochen zwischen Verhaftung und Hinrichtung Briefe, Meditationen und Abhandlungen. Sein geistliches Testament. Sein Glaube und sein tiefes Gottvertrauen blieben bis zuletzt ungebrochen.

Als er am 2. Februar 1945 zum Galgen geführt wurde, soll er dem Gefängnisseelsorger zugeflüstert haben: „In einer halben Stunde weiß ich mehr als Sie.“