Die Mitarbeiter werden nicht arbeitslos - Ein Jahr 100 Prozent des Nettogehalts Weltbild in Bayreuth wird im Juli geschlossen

Von Elmar Schatz

Die Weltbild-Filialen in Bayreuth und Kulmbach werden im Juli schließen. Das hat Patrick Hacker, Sprecher des Insolvenzverwalters, auf Kurier-Anfrage bestätigt. Das bedeute jedoch nicht, dass die Beschäftigten arbeitslos werden.

 
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ARCHIV - Kunden stehen am 22.11.2011 in Dortmund vor einer Filiale des Verlags Weltbild. Nach der Insolvenz der Weltbild-Mutter wird das Filialnetz ausgedünnt - 53 der 220 Buchhandlungen sollen geschlossen werden. Foto: Bernd Thissen/dpa (zu dpa "Weltbild schließt jede vierte Filiale - 290 Mitarbeiter betroffen" vom 28.04.2014) +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Wer in die neue Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft wechsle, erhalte bis zu ein Jahr lang eine Aufstockung auf bis zu 100 Prozent seines Nettoeinkommens und behalte sämtliche Sozialleistungen. Betroffenen werde angeboten, in benachbarten Weltbild-Filialen zu arbeiten, die nicht geschlossen werden. Auf 450-Euro-Basis geringfügig Beschäftigte erhielten eine Abfindung. Die Bayreuther Weltbild-Mitarbeiter lehnen jede Äußerung zur bevorstehenden Schließung ab, wollen nicht einmal sagen, wie viele Beschäftigte die Bayreuther Filiale hat,  und verweisen an den Pressesprecher des Insolvenzverwalters. Nach Kurier-Informationen sind in der Filiale zwei Vollzeitkräfte beschäftigt. Dazu kommen einige Teilzeitkräfte, meist Studenten.

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Deutschlandweit schließt der Augsburger Weltbild-Verlag, an dem auch das Bamberger Erzbistum beteiligt ist, 53 seiner noch verbliebenen 220 Buchhandelsfilialen. Die ersten 24 Läden machen im Juli zu. Auch die Kulmbacher Weltbild-Filiale wird im Juli geschlossen. Von den Schließungen seien bundesweit 293 der insgesamt rund 1300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen. 179 davon wechselten für ein Jahr in die Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft.

Das Amtsgericht Augsburg teilte am Montag mit, es habe das Insolvenzverfahren für Weltbild Plus offiziell eröffnet. Das Gericht ordnete sogenannte Eigenverwaltung an. Die bisherigen Geschäftsführer können demnach das Unternehmen weiterführen. Doch wird ihnen ein Sachwalter an die Seite gestellt. Mit diesem Amt wurde der Augsburger Anwalt Christian Plail beauftragt. Er gehört der Kanzlei des Weltbild-Insolvenzverwalters Arndt Geiwitz an, der Weltbild weiter als Ganzes verkaufen möchte. Der Verlag, der weltweit noch 5600 Mitarbeiter hat, hatte Anfang Januar Insolvenz angemeldet.

Sobald Weltbild verschwindet, wird in der Innenstadt ein weiterer Laden leer. Doch Bayreuth habe kein signifikantes Leerstands-Problem, erklärt der Pressesprecher der Stadt, Joachim Oppold. Zirka 30 vor allem kleinflächige Leerstände befänden sich nach Kenntnis der Stadt im unmittelbaren Hauptgeschäftsbereich. Dort existierten aber rund 470 Ladenlokale unterschiedlichster Größe. Zu den gewerblichen Mietpreisen lägen Zahlen von 2012 vor. Demnach liege die durchschnittliche Miete ohne Nebenkosten – je nach Geschäftsgröße – zwischen 7,50 Euro und zehn Euro pro Quadratmeter. Spitzenmieten bei bis zu 25 Euro. Mit seinen Mietkonditionen sei Bayreuth damit im oberfränkischen Bereich sehr gut aufgestellt. Die Stadt unternehme eine Menge, um die Vermietung von Geschäftsräumen zu fördern. Die Palette reiche von Beratungsgesprächen über die aktive Unterstützung von Investitionsvorhaben bis zum Erhalt einer attraktiven Innenstadt. Zwölf Millionen Euro habe Bayreuth in den vergangenen Jahren in die Sanierung und Umgestaltung einer attraktiven Fußgängerzone investiert. Die Stadt setze konsequent auf Stärkung der Innenstadt und Sicherung der dortigen Einzelhandelsvielfalt. Damit verbunden sei eine restriktive Ansiedlungspolitik gegenüber Fachmärkten auf der grünen Wiese.

Der Weltbild-Laden in der Maxstraße „wird nicht lange leer bleiben“, sagt Sabine Köppel, die oberfränkische Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbandes Bayern. Auch sie sagt, Bayreuth habe nicht wirklich ein Leerstands-Problem in der Innenstadt. Für den Buchhandel gebe es noch ausreichend Mitbewerber, wenn Weltbild schließt. „Das entscheidet der Kunde, sein Kaufverhalten verändert die Handelslandschaft“, sagt Köppel auf den Hinweis, immer mehr Geschäfte gehörten zu großen Handelsketten.