Die meisten kommen aus dem Kosovo – Sie hoffen auf ein besseres Leben – Landratsamt dämpft Erwartungen Kulmbach: 38 Flüchtlinge im Schülerwohnheim

Von Sonny Adam

Der Bus hält vor dem BRK-Haus in Kulmbach. 38 Flüchtlinge steigen aus. Die meisten kommen aus dem Kosovo, aber auch drei Ukrainer, ein Iraker und eine Frau aus Äthiopien sind dabei. Eins haben alle gemein: Sie hoffen auf ein neues Leben in Deutschland.

 
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Flüchtlinge aus dem Kosova lassen sich in Kulmbach registrieren. Foto: Sonny Adam Foto: red

Die Hauptamtlichen des Bayerischen Roten Kreuzes und viele ehrenamtliche Helfer wissen es schon seit rund einer Woche, dass Kulmbach ein Kontingent an Flüchtlingen aufnehmen soll und dass diese vorübergehend in dem Schülerwohnheim des BRK untergebracht werden. Deshalb wurden die Schüler, die dort normalerweise wohnen, ausquartiert. Die Zimmer wurden mit Bettzeug ausgestattet, manche Zimmer haben zusätzlich Feldbetten bekommen. Bis zu 50 Flüchtlinge könne Kulmbach aufnehmen, habe man schließlich signalisiert.

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Tatsächlich kamen 38 Flüchtlinge. Die meisten stammen aus dem Kosovo. Aber auch eine junge Frau aus Äthiopien mit Baby ist dabei. Nach dem Frühstück sind die Flüchtlinge von Zirndorf nach Bayreuth gebracht worden. Dort wurden sie fotografiert und registriert. In Kulmbach werden sie noch einmal mit einem Meldebogen erfasst. An der Anmeldung bilden sich Schlangen. Doch das macht den Flüchtlingen nichts aus. Es herrscht gelöste Stimmung, es wird gelacht. Eltern umarmen ihre Kinder, jeder redet mit jedem. Auch ohne Worte ist klar, dass dieser Moment ein Neuanfang für die Menschen ist.

Es gibt einen genau geplanten Ablauf: Erst muss man sich anmelden, dann werden die Flüchtlinge im ersten Obergeschoss mit belegten Brötchen versorgt. Dass die meisten wohl kein Schweinefleisch essen werden, darauf waren die Helfer vorbereitet. „Man muss wirklich sagen, die Maschinerie, die beim BRK angelaufen ist, ist immens“, sagt Isabella Burger vom Landratsamt Kulmbach. Doch ehe es auch nur das geringste Missverständnis gibt, meldet sich Gazmend Kryezi. Er spricht nahezu perfekt deutsch – und er übersetzt gerne. Er ist mit seiner Frau Fatime Harimi und mit seinen drei Kindern Arjeta (13), Lindmir (10) und Halim (8) nach Deutschland gekommen. „Ich war früher schon in Deutschland – in Erlangen“, erzählt Gazmend Kryezi. „Ich bin damals selber wieder in den Kosovo zurück, freiwillig“, berichtet er und muss nicht extra erwähnen, dass dies ein Fehler war. „Es gibt im Kosovo keine Zukunft. Wir sind wegen der Kinder hierher gekommen und wir hoffen, dass wir hierbleiben können“, sagt er. Dass er warten muss, ist ihm egal. „Die Organisation ist gut. Alles ist gut“, findet Gazmend Kryezi und lacht. Und seine Kinder fühlen sich auch sichtlich wohl und unterhalten sich bereits mit den anderen aus dem Kosovo. Viele sind mit Kindern aus ihrer Heimat geflohen.

Aber es gibt auch Flüchtlinge, die alleine in die Fremde aufgebrochen sind. Rudi Beswik ist einer davon, ebenfalls aus dem Kosovo. Als er sieht, dass eine junge Frau allein mit Baby unter den Flüchtlingen ist, hilft er ungefragt – mit noch einem weiteren Kosovaren der jungen Mutter mit dem Kinderwagen ins Obergeschoss. Beherzt packen die beiden Männer den Kinderwagen an. „Kinder sind gut“, lacht Rudi Beswik und lässt sich von dem Lächeln des pausbäckigen kleinen dunkelhäutigen Babys verzaubern und nimmt den kleinen Mann einmal auf dem Arm.

„Foto, Foto für die Zeitung“ rufen indes schon Lakdim Musliu, Vlora Shaqiri und Agrim Shaqiri. Lächelnd posen die drei miteinander im Gemeinschaftsraum. Die Stimmung ist hoffnungsfroh, unbeschwert. Jeder, der beim Roten Kreuz ankommt, ist überzeugt, dass jetzt in diesem Moment eine neue, bessere Zukunft beginnt. Die drei rufen gleich den Übersetzer und erzählen, dass sie eine neue Chance in Deutschland haben wollen. Lakdim Musliu und Agrim Shaquiri wollen als Hausmeister arbeiten, sagen sie. Und sie wollen sich für nichts zu schade sein. „Für Flüchtlinge aus dem Kosovo ist die Chance auf Anerkennung eigentlich gleich Null“, relativiert Isabella Burger vom Landratsamt die Begeisterung auf ein neues Leben, die überall herrscht. Unklar ist, wie lange die Menschen in der Notunterkunft bleiben werden. Sie sollen schnell auf dezentrale Unterkünfte und die Asylbewerberheime verteilt werden – vielleicht schon in den nächsten Tagen.