Die Kunden bleiben aus Verunsicherung statt Kaufrausch

Astrid Löffler
Die Pegnitzer Geschäftsleute sind nicht gerade begeistert von der Vorgabe, nur Kunden mit negativem Testergebnis Einlass zu gewähren. Keiner glaubt, dass dieses Angebot groß angenommen werde. Foto:Klaus Trenz Foto:  

Neues Angebot, mit Termin und negativem Testergebnis shoppen zu gehen, wird in Pegnitz kaum nachgefragt

 
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Pegnitz - Sie sollte der Weg sein zu ein Stück mehr Normalität: die seit Montag erlaubte Möglichkeit, mit Termin und negativem Testergebnis wieder in weiteren Geschäften einkaufen zu gehen. Doch Pegnitzer Einzelhändler berichten von Desinteresse und Verunsicherung der Kunden – statt von steigender Nachfrage.

Mit dem Verkauf von Schulranzen an der Ladentüre hat Margit Ponfick von Lederwaren Voit eine Nische gefunden, die gut läuft. „Ich habe das Glück, dass ich ein großes Schaufenster habe“, sagt Ponfick. Dort kann man sich die nummerierten Modelle ansehen, sich dann telefonisch beraten lassen und bestellen. Dieses sogenannte Click & Collect (etwa: Bestellen und Abholen) werde derzeit stark nachgefragt.

Anders die neue Option, mit negativem Testergebnis und Termin bummeln zu gehen. Gerade mal eine Kundin habe dieses Angebot (Click & Meet) bislang genutzt, berichtet die Unternehmerin und prognostiziert: „Ich glaube, das wird nicht groß angenommen werden.“

Ähnlich sieht es Buchhändler Michael Holz von „Faust“ am Marktplatz: Wenn überhaupt, sei das Einkaufen mit negativem Testergebnis und Terminvereinbarung für einen kürzeren Zeitraum eine Übergangslösung. Weder in seinem Ebermannstädter noch in seinem Pegnitzer Laden hätte sich bislang ein einziger Kunde dafür interessiert.

In eher kleinen Buchhandlungen, wie den seinen, sei es auch vor der Pandemie weniger so gewesen, dass sich Kunden beim Stöbern im Geschäft groß zum Kauf inspirieren ließen. „Die meisten Kunden haben schon konkrete Vorstellungen, was sie wollen und bestellen das dann“, berichtet Holz von seinen Erfahrungen mit Click & Collect, das sich inzwischen ganz gut eingespielt habe. Immerhin gut die Hälfte des sonst üblichen Umsatzes käme so zusammen.

Auch seien der telefonischen Beratung im Buchhandel Grenzen gesetzt, wie ihm erst kürzlich wieder das Beispiel einer älteren Dame vor Augen geführt habe, die ein Buch über Christoph Kolumbus und Amerika gesucht habe. Das Angebot dazu sei so groß und die Möglichkeiten, davon über das Telefon einen Eindruck zu vermitteln, so gering, dass Holz der Dame schließlich empfahl, sich doch mit ihren Kindern oder Enkeln mögliche Exemplare im Internet anzusehen und sich dann wieder zu melden.

Besonders gefragt seien bei Faust in der Pandemie Kinderbücher und Wanderbücher über die Fränkische Schweiz. Anders als an Click & Meet seien die Kunden inzwischen schon ein bisschen ans Abholen nach Bestellung gewöhnt. Wer zu den Abholzeiten nicht kommen könne, dem würden die Bücher auf Wunsch nach Hause geliefert.

Goldschmiedemeisterin Alexandra Wolf von „Uhren Wolf“ versucht derzeit, wirklich jeden Kundenwunsch zu erfüllen. „Aktuell bin ich nur am Schauen, dass Geld reinkommt“, berichtet sie auch mit Blick auf ihr in Kurzarbeit geschicktes Personal. Mit Entsetzen habe sie kürzlich erfahren, dass ihr Betrieb wohl gar keine Dezemberhilfe bekommen werde. Das wäre ein herber Schlag, zumal der letzte Monat des Jahres in ihrer Branche traditionell der umsatzstärkste sei.

„Ich habe das Gefühl, dass das Schicksal von so einem kleinen Laden wie meinem niemanden interessiert, der gerade in Berlin oder München über die Corona-Regelungen entscheidet“, sagt Wolf und kann der neuen Möglichkeit zu Click & Meet bei negativem Testergebnis wenig abgewinnen: „Das ist nicht das, was wir gerade brauchen. Das sorgt nur für eine viel größere Verunsicherung.“

So hätten einzelne Kunden angerufen und gefragt, ob sie ihre zur Reparatur abgegebenen Uhren nun nicht mehr ohne negatives Testergebnis abholen dürften. Andere hätten sich eher verständnislos bis vorwurfsvoll geäußert obgleich des Sinns einer solchen Vorgabe, die sie als Uhrmacherin ja aber nun mal nicht beeinflussen könne.

Für Wolf ist die einzige Perspektive eine sofortige Wiedereröffnung aller Geschäfte unter Einhaltung der erprobten Hygienekonzepte. Anders ließe sich kein Umsatz generieren und könnten die Warenbestände nicht abgebaut werden, die sich im Zuge des nahezu ausgefallenen Weihnachtsgeschäfts angehäuft hätten.

Wenn es denn sein soll, würde sie auch nur einen Kunden gleichzeitig in ihre weitläufigen Verkaufsräume lassen, sagt die Goldschmiedemeisterin. Dass sie aber keine persönliche Beratung anbieten dürfe, gehe nicht. Denn: „Ein geschlossenes Geschäft ist das schlechteste überhaupt.“

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