Losgröße eins: Die Losgröße beschreibt, in welcher Stückzahl etwas gefertigt werden kann. Losgröße eins bedeutet demnach Einzelanfertigungen. Ein Ziel der Industrie 4.0 ist es, in ähnlicher Geschwindigkeit und mit ähnlich geringem Aufwand wie bei Massenware Unikate am Fließband herzustellen.
Pass Stanztechnik ist ein Experte in Sachen Sonderanfertigungen für Stanzwerkzeuge. Die Ingenieure der Firma konstruieren nach Kundenwunsch. Die Firma produziert flexibel. Losgröße eins wird dadurch erreicht, dass Einzelanfertigungen möglich sind. Massenfertigungen mit Losgröße eins sind ebenfalls möglich, allerdings nicht so schnell wie große Serien.
Intelligente Ressourcennutzung: Eine mustergültige „Smart Factory“, also eine schlaue Fabrik nach Industrie 4.0-Maßgaben, nutzt alle Ressourcen effizient: Der Stromverbrauch wird automatisch an die Energiepreise angepasst, Fahrzeuge stehen nie lange ungenutzt herum, im Lager ist immer alles da, ohne große Vorräte anzulegen.
2500 verschiedene Typen von Halbfertigteilen, also Standradbauteilen, hat Pass im Lager. Von jedem Typ sind etwa 100 Stück da. „Wir halten noch relativ viel vor, weil wir eben mit wenig Vorlauf und flexibel produzieren und deswegen ja auch nie wissen, ob morgen jemand sehr viele Teile einer Art bestellt“, sagt Keller. Die hauseigene Lagerverwaltungssoftware schickt selbst Bestellungen los. Aus den Kundenaufträgen liest sie, was gebraucht wird, um das Werkzeug herzustellen, und bestellt das entsprechende Teil nach. Auf die Energiepreise reagiert die Anlage nicht.
Vernetzung: Die Kommunikation soll in und außerhalb einer Fabrik über Internet und Clouds passieren, so dass alle Beteiligten – Kunden, Zulieferer, Mitarbeiter – auf Daten zugreifen oder die Produktion beeinflussen können. Maschinen könnten von Mitarbeitern von überall steuerbar sein. Das Problem: die Datensicherheit. Gerade in der jetzigen Zeit, in der viele Unternehmen noch am Anfang der Revolution stehen, ist die Gefahr von Spionage oder Manipulation hoch. Durch eine Datenverbindung in die Produktion könnte Schadsoftware die Anlagen lahm legen.
Keller setzt deshalb auf ein lokales Netzwerk ohne Cloud – wie viele, die sich dem Thema Industrie 4.0 annähern. „Das ist mir zu unsicher, gerade weil wir in Sachen Produktionsabläufe schon so weit fortgeschritten sind“, erklärt Keller. Handys sind dennoch mit eingebunden: Erkennt die Stanzmaschine, die Werkzeuge testet, einen Fehler, schickt sie eine Benachrichtigung an Mitarbeiter.
Fazit: Die Produktionsstätte von Pass Stanztechnik in Creußen ist in hohem Maße automatisiert. In jeder Abteilung stehen Fertigungsmaschinen, die Aufträge abarbeiten, die ihnen ein Mitarbeiter gibt. Die komplette Wertschöpfungskette ist noch nicht vernetzt, da nicht alle Teile der Produktion, das Lager oder Werkzeuge mit digitaler Technik ausgestattet sind. Pass will das mit RFID verbessern.
Das soll aber nicht heißen, dass Stellen gestrichen werden. „Wenn man es auf die Spitze treiben wollte, könnte man an einigen Stellen sicher auch ohne Menschen arbeiten“, sagt Keller. Aber das möchte er nicht. „Effektivität spielt natürlich eine Rolle, Rationalisierung nicht“, sagt das Vorstandsmitglied. Industriemechaniker haben sich in den vergangenen Jahren zu Technikern weitergebildet.
Ohne Menschen werde und solle die Produktion nicht laufen. Der Roboter arbeitet zwar pausenlos und wird nie krank, sagt Keller. Aber Kontrolle durch den Menschen sei zu wichtig: „Entscheiden muss der Mensch.“ Abgesehen davon stoße die Automatisierung beim Zusammenbau der Werkzeugteile an Grenzen, sagt Keller: „Die Werkzeuge sind zu unterschiedlich, das geht nur von Hand.“