Karstadt will sich bald entscheiden
"Das Projekt läuft noch", sagt Jochen Keller. Er habe der Karstadt-Zentrale alle notwendigen Informationen vorgelegt, sagt der Bayreuther Filialleiter. Das heißt: Nach wie vor hat Karstadt Interesse daran, in seinem Untergeschoss einen Rewe-Lebensmittelmarkt einzurichten und den per Durchbruch in das Erdgeschoss des benachbarten und tieferliegenden Loher-Gebäudes überlaufen zu lassen. Dass der Lebensmittel-Discounter Norma inzwischen einen Mietvertrag für das Loher-Gebäude unterschrieben hat, hat man bei Karstadt registriert. Das ändere aber nichts daran, dass Karstadt vor allem Interesse an Rewe hat. Ob der Durchbruch im Untergeschoss kommt? Keller erwartet bald die Entscheidung aus der Zentrale. "Mehr kann ich nicht sagen." Dass auch ein Durchbruch zwischen dem Erdgeschoss von Karstadt und dem ersten Stock des Loher Hauses kommen könnte, so wie es anfangs geplant war, ist laut Keller in den Hintergrund gerückt. Ein gut funktionierendes Loher-Haus würde helfen, sagt er. Weil es zusätzliche Frequenz bringt. "Die Stabilisierungsphase liegt hinter uns", sagt der Filialleiter. Vorbei also die Zeiten, als die Bayreuther Karstadt-Filiale auf der Kippe stand. "Jetzt nehmen wir Fahrt auf."
Handelsexpertin sagt: Zum Wohnen in der Innenstadt gehört ein Lebensmittler
Sabine Köppel fände es gut, wenn Karstadt nach Monaten und Jahren des Zögerns jetzt den Durchbruch schaffen würde. Denn so entstünde eine attraktive Verbindung zwischen Kanalstraße und Marktplatz. Und die dazwischen, Loher und Karstadt, würden profitieren. So recht versteht die Bezirksgeschäftsführerin des Handelsverbandes Bayern nicht, warum Karstadt zögert. Der Durchbruch und ein Lebensmittelmarkt auf der gemeinsamen Fläche von Loher und Karstadt wären nicht nur für die beiden Standorte ein Gewinn. Sondern für die gesamte Innenstadt. "Wenn Wohnen in der Innenstadt funktionieren soll, bedingt das einen Lebensmittler." Gespannt ist sie, wie sich die Parksituation um das Loher-Gebäude entwickeln wird, wenn das neue Einzelhandels- und Dienstleitsungszuentrum mal läuft. "Der Projektentwickler wollte ja zusätzliche Parkmöglichkeiten schaffen. Aber da ging die Stadt nicht mit."
Die Geschichte des Hauses Loher
Hans Loher hat das Kaufhaus im Jahr 1939 erbaut. Nicht ganz freiwillig, sein Geschäft, das vor den Gontardhäusern stand´, musste weichen. Weil es die damaligen Machthaber so wollten. Loher kauft das Anwesen des Cafe Frohsinn, ließ es abreißen und baute dort sein Kaufhaus auf. In nur sieben Monaten und auf Schwemmland. 56 Brunnen gab es unter dem Gebäude. Das ließ sich auch noch nachzähle, als das Gebäude fertig war, sagt Dietbert Loher, Enkel des einstigen Erbauers. 56 Säulen gab es im Erdgeschoss. 2000 Quadratmeter ist das Kaufhaus groß, für die Zeit seines Entstehens ein stattliches Geschäft. In den 1960er Jahren ließ die Familie Loher die erste Rolltreppe in Bayreuth einbauen. Bis zum Jahresende 1974 betrieben die Lohers das Kaufhaus. Danach hieß es Bilka, die damalige Preiswert-Verkaufsschiene von Hertie. Als Bilka aufgelöst wurde, zog die Kaufhalle ein, später ein Schnäppchenmarkt. Vor 14 Jahren hat Loher das Gebäude an Kaufhof verkauft, inzwischen gehört es der holländischen Investoren- und Projektentwicklungsgruppe Ashkenaz. Askenaz hatte mehrere Immobilien in Bayreuth gekauft, darunter ein historisches Gebäude an der Friedrichstraße und der "Weidmann-Bau" an der Bindlacher Straße. Den Traditonsnamen hat Dietbert Loher jetzt, da das Gebäude am ZOH nach jarelangem Leerstand wiederbelebt wird, gerne zur Verügung gestellt. "Gottseidank geht es jetzt vorwärts." Es soll Loher-Einkaufszentrum heißen.
Mehr zum Thema:
Loher-Haus: Zur Not ohne Karstadt
Der Plan: Ärzte unter dem Loher-Dach