Die deutschen Spieler in der Einzelkritik

Von Achim Muth

Ein überzeugender Toni Kroos, eine wacklige Defensive und eine Monster-Rettungstat von Jerome Boateng - so kamen die Deutschen zum 2:0-Erfolg gegen die Ukraine. Die Einzelkritik.

 
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Die spektakulärste Szene des Spiels: Jerome Boateng rettet in der 37. Minute auf der Linie. Foto: dpa Foto: red

Manuel Neuer: Der Kapitän war nicht als Ausflügler gefragt, sondern mit klassischen Torhüteraufgaben auf der Linie beschäftigt. Riesentat nach einem Kopfball von Khacheridi, als Neuer den Ball über die Latte wischte (27.). Reaktionsschnell wie Lucky Luke. Als der Ball dann doch mal im Torlag, stand ein Herr an der Seitenlinie und hob artig die Fahne: Abseits.

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Shkodran Mustafi: Der Mann vom FC Valencia feierte sein EM-Debüt mit seinem ersten Länderspieltor. Rammte den Ball mit der Stirn in den Torgiebel (19.). Bestmögliche Wiedergutmachung für fahrlässiges Ballvertändeln kurz davor. Hätte fast ein zweites Kopfballtor erzielt, allerdings ins eigene Netz. Bogenlampe über Neuer kullerte aber am Tor vorbei.

Jérôme Boateng: In seinem 60. Länderspiel der Turm in der deutschen Abwehr. Nach zwei kruden Diagonalfehlpässen hatte sich der Verteidiger eingegroovt und sorgte mit seiner sensationellen Rettungstat für den Höhepunkt des Spiels: Bekam den Ball an die Hüfte und drosch die Kugel dann im Fallen von der Linie.

Jonas Hector: Der Kölner beackerte beim Start in sein erstes Turnier die linke Seite fleißig. Grätschte nicht nur die Gegner ab, sondern auch die Eckfahne. Hatte in der 12. Minute nach feiner Müllervorlage das 1:0 auf dem Fuß. Nahm für den Schuss allerdings das Schienbein, was keine gute Idee war.

Benedikt Höwedes: Der Schalker Innenverteidiger spielt bei Löw auf der rechten Seite. Nicht das beste Spiel des WM-Dauerbrenners von 2014.

Sami Khedira: Die eine Hälfte der Doppelsechs schrubbte viele Kilometer ab und hätte nach einem Traumpass der anderen Hälfte, Toni Kroos, das 2:0 erzielen müssen. Hätte, hätte, Fahrradkette: Der Linksschuss war zu unplatziert.

Mesut Özil: Erzählte dem „Kicker“, dass er das Turnier zu seinem Turnier machen  will. Jetzt müssen den Worten nur noch Taten folgen lassen, denn der Auftakt war kein Akt zum Erinnern: Özil stand im Schatten der Kollegen.

Julian Draxler: Im 20. Länderspiel feierte er sein EM-Debüt. Fleißig, engagiert, unermüdlich. Gutes Zusammenspiel auf der linken Seite mit Hector. Schlug gute Flanken. Ihm fehlte nur etwas das Kopfballglück, sonst wäre ihm sogar ein Tor gelungen.

Thomas Müller: Der Nachvornedenker war diesmal eher hinten verhaltensauffällig. Klärte einige Male stark in der Defensive, musste sich allerdings auch einmal tunneln lassen. In der Offensive konnte er die Positionen wechseln wie er wollte, es müllerte einfach nicht.

Toni Kroos: Schlicht: Der beste Mann auf dem Platz. Mit dem Selbstbewusstsein eines Champions-League-Siegers lenkte er klug das Spiel und schlug reihenweise Zauberpässe. Natürlich kam auch der Freistoß zum 1:0 von ihm. Achtung, Özil: Es könnte das Turnier von Kroos werden.

Mario Götze: Bayern pfui, Nationalelf hui? Ganz so einfach ist die Gleichung nicht. Durfte zwar fast durchspielen und brachte Dynamik ins Spiel. Agierte insgesamt aber mit wenig Effizienz. Seine schnellen Dribblings liefen oft ins Leere und waren kein Nährboden für Chancen.

André Schürrle: Fügte sich nach seiner Einwechslung für Draxler gut ein und scheiterte in der 81. Minute knapp mit einem Schlenzer.

Bastian Schweinsteiger:Deutschlands bekanntester Rekonvaleszent sollte durch zweiminütiges Mittun nur ein Fitzelchen Spielpraxis in seinem 116. Länderspiel sammeln. Nur Mittun ist aber keine Schweinsteigersache. Erzielte deshalb einfach in der Schlusssekunde den Siegtreffer nach schönem Konter über Özil.