113. Minute bring die Entscheidung Vierter WM-Titel: DFB-Team und Deutschland bejubeln Götzes Siegtor

von Robert Semmler und Eric Dobias,

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft ist am Ziel: Mit dem Tor zum 1:0 über Argentinien beendete Mario Götze in der 113. Minute in Rio de Janeiro eine 24-jährige Durststrecke seit dem letzten WM-Titel. Der vierte Triumph wurde auch in der Heimat euphorisch gefeiert.

 
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 Foto: red

Um 19.04 Uhr Ortszeit in Rio de Janeiro und kurz nach Mitternacht in Deutschland war es endlich so weit: Als Philipp Lahm den WM-Pokal aus den Händen der brasilianischen Staatspräsidentin Dilma Rousseff erhielt, brach nach dem vierten Weltmeistertitel für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch daheim euphorischer Jubel aus. Der eingewechselte Mario Götze bescherte der DFB-Auswahl am Sonntagabend mit seinem Treffer in der 113. Minute einen schwer erarbeiteten 1:0-Sieg nach Verlängerung im Endspiel gegen Argentinien. Auch Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel jubelten im Maracanã-Stadion.

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Götze beendete mit seinem Treffer nach Zuspiel von André Schürrle eine 24-jährige Durststrecke seit dem bislang letzten Triumph 1990 in Rom. Auch damals war ein 1:0-Erfolg über Argentinien gelungen. Zuvor hatten DFB-Mannschaften 1954 in der Schweiz und 1974 daheim in Deutschland den Weltpokal gewonnen. Am Dienstagmorgen gegen 9.00 Uhr wird die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw am Berliner Flughafen Tegel zurück aus Brasilien erwartet und wird nach der Landung zum Empfang auf der Fanmeile am Brandenburger Tor fahren.

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Die Argentinier verpassten ihren dritten WM-Triumph nach 1978 und 1986, obwohl es unter anderem durch Lionel Messi gute Chancen gab. Der 27-Jährige, der vor dem Finale vom wichtigsten Spiel seines Lebens gesprochen hatte, wurde nach der Partie mit dem Goldenen Ball als bester Spieler der WM ausgezeichnet, Manuel Neuer erhielt den Goldenen Handschuh als bester Torhüter. Thomas Müller konnte es verschmerzen, dass er den Titel als bester Torschütze dem Kolumbianer James Rodríguez überlassen musste.

Die deutsche Mannschaft musste vor dem Anpfiff einen Rückschlag verkraften, als Sami Khedira wegen Wadenproblemen passen musste. Der dafür aufgebotene Christoph Kramer musste nach einem Zusammenprall mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung schon nach einer halben Stunde wieder das Feld verlassen, dafür kam Schürrle.

Bundestrainer Löw wechselte kurz vor Schluss der regulären Spielzeit noch Götze für WM-Rekordschütze Miroslav Klose ein und hatte damit nicht zum ersten Mal im Turnier ein glückliches Händchen.

Tausende deutsche Fans feierten an Rios Copacabana mit einer rauschenden Party den WM-Triumph. Am deutschen Fan-Treff „TOR!“ am Strand von Leme lagen sich die Menschen nach dem Abpfiff weinend in den Armen. Sie stiegen auf Tische und Stühle und skandierten „Super-Deutschland, olé, olé, olé“. Unterstützt wurden sie dabei von Hunderten brasilianischer Fans, die Böller zündeten und die Niederlage von Nachbar Argentinien feierten. Zehntausende argentinische Fans verließen das FIFA-Fanfest in bedrückter Stimmung.

Daheim feierten Hunderttausende Fußballfans in der Nacht zu Montag ihr Sommermärchen-Happy-End. Wildfremde Menschen lagen sich auf Straßen, in Kneipen, in Stadien und Biergärten jubelnd in den Armen. In Berlin, Hamburg, München, Frankfurt und anderswo wurden Böller und Raketen gezündet. Mehr als eine Viertelmillion Fans waren auf Deutschlands größter Fanmeile in Berlin in einem schwarz-rot-goldenen Fußballrausch. Schon Stunden vor dem Anpfiff war die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor proppenvoll. Mehrere zehntausend Fans, die zu spät kamen, mussten sich andere Public-Viewing-Plätze suchen.

Im Land des Gastgebers herrscht dagegen WM-Verdruss: kein Abschied mit Würde, keine Versöhnung, nur noch kollektiver Frust. So schnell es ging, buhten die Fans ihre abgestürzten Helden mit dem humpelnden Neymar vom Platz und feierten nach dem 0:3 (0:2) gegen die Niederlande lieber den WM-Dritten um Arjen Robben. „Eine WM der Negativ-Rekorde für Brasilien“, titelte „O Globo“.

Nicht nur die Zeitung „Folha de São Paulo“ forderte „nach dem neuen Fiasko“ das sofortige Ende für den unglücklichen Coach Luiz Felipe Scolari. „Dass es so zu Ende geht, haben wir nicht verdient. Wir müssen uns beim Volk entschuldigen“, jammerte Kapitän Thiago Silva. Sogar der große Pelé war über das Turnier mit dem 1:7-Debakel gegen Deutschland als Tiefschlag entsetzt: „Nur Gott kann dieses Desaster erklären.“ Nun ist ein Umbruch unausweichlich.