Die Ausstellung „Mein Erbe tut Gutes – Das Prinzip Apfelbaum“ regt zum Nachdenken an, was nach dem eigenen Tod bleiben kann und soll Ausstellung: Was bleibt nach dem Tod?

Von Anne Müller

Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Ob Martin Luther diesen Satz wirklich je gesagt hat, ist nicht klar. Auf jeden Fall spricht aus diesem Zitat die Hoffnung, dass es nach dem Tod weiterhin Dinge und Werte geben möge, die einem selber wichtig waren und die man selbst genossen hat. Die Initiative „Mein Erbe tut Gutes – Das Prinzip Apfelbaum“ arbeitet genau in diesem Gedankenfeld.

23 gemeinnützige Organisationen und Stiftungen, darunter die Deutsche Umwelthilfe, die DKMS, die Deutsche Herzstiftung, Greenpeace, die Johanniter, die Welthungerhilfe, Vier Pfoten oder die SOS-Kinderdörfer taten sich zusammen, um das Thema „Was soll in der Welt bleiben, wenn wir einmal nicht mehr sind?“ in einem humorvollen, liebevollen und lebenslustigen Kontext in die öffentliche Diskussion zu rücken.

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Susanne Anger, die Sprecherin der Initiative, eröffnete am Montag eine Ausstellung im RW 21, die auf den ersten Blick einen eher düsteren Inhalt hat. Wenn ein Mensch verstorben ist, was bleibt der Welt von ihm erhalten? „Der Tod mag das Ende sein, aber nicht das Ende des gesamten Menschen. Was ihm wichtig war, welche Werte und Ideen er schätzte, all das lebt weiter, wenn andere Menschen diese Ideen aufgreifen und weiterdenken.“

Die Initiative „Das Prinzip Apfelbaum“ gewann elf prominente Persönlichkeiten dafür, sich für eine Ausstellung fotografieren und zitieren zu lassen. Die Ausstellung heißt ganz einfach „Was bleibt?“ und ist eine humorvolle und zutiefst lebensbejahende Auseinandersetzung mit Tod und Sterben einerseits und mit Werten andererseits. Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass beantwortet die Ausstellungsfrage mit „Wir Menschen haben die Gabe, Lektionen, die uns die Geschichte erteilt hat, zu begreifen und umzusetzen. Das habe ich versucht, in meine Büchern zu erzählen und weiterzugeben.“ Extrembergsteiger Reinhold Messner hält es für überaus wichtig, Wissen weiterzugeben, denn wenn Wissen verloren gehe, dann reiße der Faden zwischen dem Gestern und dem Morgen: „Alles, was ein Mensch auf dieser Erde geschaffen hat, hat nur einen Fortbestand, wenn es von anderen belebt und weitergetragen wird.“ Und die Theologin Margot Kässmann ist überzeugt davon, dass Liebe nicht mit dem Tod eines Menschen endet: „Wenn wir Liebe zurücklassen, wird diese weiterwirken. Damit leben auch wir ein Stück weiter, bei anderen, mit anderen und durch andere.“ Die vielfach ausgezeichnete Fotografin Bettina Flitner, die für ihre eindringlichen Portraits bekannt ist, hat die elf Persönlichkeiten als Portrait und in einem selbst gewählten Umfeld fotografiert und die Bilder in Triptychon-Form mit ihren Zitaten zusammengestellt.

Irgendwann müsse sich jeder Mensch damit auseinandersetzen, was er der Welt hinterlassen möchte, so Susanne Anger. Die 23 Organisationen der Initiative möchten dazu anregen, offen über die Themen Tod und Vererben zu sprechen und Berührungsängste abzubauen. „Noch nie zuvor wurde in unserem Land so viel Vermögen vererbt. Zugleich haben immer mehr Menschen den Wunsch, mit ihrem Erbe auch die eigenen Werte weiterleben zu lassen.“ Bevor sich jemand jedoch konkrete Gedanken machen kann, sei es gut sich überhaupt einmal ein Bild zu machen von dem, was möglich ist. Die Ausstellung sei dafür ein guter Ausgangspunkt, denn: „Über sich hinausdenken kann so befreiend sein, vor allem weil man mit einem solchen Erbe etwas Bleibenden schaffen kann, das immer wieder Früchte trägt.“

Info:

Die Ausstellung „Was bleibt?“ der Initiative „Mein Erbe tut Gutes – Das Prinzip Apfelbaum“ ist bis zum 28. April im ersten Obergeschoss des RW 21 in Bayreuth zu sehen. Der Eintritt ist frei, Audioguides können kostenfrei ausgeliehen werden. Informationen zu Initiative und Ausstellung gibt es unter www.mein-erbe-tut-gutes.de.