Die Arbeit wird anders geregelt Die Pandemie hat uns ausgebremst

Die Fragen stellte Michael Grüner
Der Diplom-Geograf Michael Breitenfelder (46) ist seit 2008 Umsetzungsmanager der ILE Wirtschaftsband A 9 Fränkische Schweiz und Lehrbeauftragter der Uni Bayreuth sowie Stammmoderator der Schule für Dorf- und Flurentwicklung Klosterlangheim. Foto:  

Michael Breitenfelder vom Wirtschaftsband A 9 hatte seit Dezember 2019 kein Treffen der Steuerungsgruppe mehr

 
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Pegnitz - Keine Treffen, kein Austausch, keine gemeinsamen Planungen – dem Macher des Wirtschaftsbandes A 9 Fränkische Schweiz, Michael Breitenfelder, waren wegen der Corona-Beschränkungen die Hände gebunden. Was lief trotzdem, was nicht?

Herr Breitenfelder, gibt es Sie noch? Wir hören und lesen fast nichts mehr von Ihnen? Den monatlichen Rundbrief mal ausgenommen.

Breitenfelder: Ich kann Sie beruhigen, mich gibt es noch. Aber Sie haben Recht. Seit Monaten, fast eineinhalb Jahren, beschäftigt sich die Welt und die öffentliche Wahrnehmung weitestgehend nur mit einem Thema. Pandemiebedingt mussten und müssen wir unsere Arbeitsweise anpassen. Unsere Initiative, die auf Netzwerkarbeit und Kooperation basiert, wurde durch die Regelungen und Restriktionen in Folge der Pandemie tatsächlich ausgebremst.

Nur ein Beispiel: Seit Dezember 2019 fand nur eine einzige Steuergruppensitzung im Oktober 2020 statt, bei der unsere eine Bürgermeisterin und die 17 Bürgermeister der ILE-Mitgliedsgemeinden vor Ort in der Mehrzweckhalle Creußen zusammenkommen konnten.

Der Wirtschaftsband A 9 Fränkische Schweiz durfte im Sommer 2020 nur mit Sondergenehmigung eine Mitgliederversammlung zur Vorstandswahl abhalten; dies war nach der Kommunalwahl erforderlich. Der neue Vorsitzende Wolfgang Nierhoff war dann zu Antrittsbesuchen in allen Mitgliedsgemeinden. So fanden dann zumindest bilaterale Gespräche statt. Diese Situation wirkt sich selbstverständlich auch auf die Projektarbeit aus. Auch hier mussten Treffen ausfallen und Fortschritte verzögerten sich. Demnach gab es leider zu wenig Neues, über das wir über die Information in unserem monatlichen Newsletter Region Aktuell hinaus Bericht erstatten hätten können.

Womit sind Sie beim Wirtschaftsband aktuell beschäftigt?

Breitenfelder: Dieser Situation zum Trotz gehen die Arbeiten weiter. Teils hinter den Kulissen, wie etwa bei der Beschilderung der ersten Strecken in unserer Bikeschaukel Fränkische Schweiz, bei der Akquise von Partnern für unser Kompensationsflächenmanagement oder bei der konsequenten Umsetzung unseres Kernwegekonzeptes.

Teils aber auch mit neuen Formaten, wie die Onlineangebote unserer Wirtschaftsakademie oder Öko-Modellregion. Auch läuft die Bearbeitung eines sehr erfolgreichen Instruments der Ländlichen Entwicklung: Das Regionalbudget war sehr gefragt und viele tolle Kleinprojekte werden aktuell dank dieser Förderung in unserer Region umgesetzt.

Hinzu kommen interne Weiterentwicklungsprozesse, die wir organisieren. So wurde eine große Evaluierung unserer ILE vorbereitet, die eigentlich für Mai geplant war und jetzt hoffentlich Ende Juli stattfinden kann. Damit einher geht die Fortschreibung unseres Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts.

Wie stark hat Sie Corona seit dem Jahr 2020 zurückgeworfen?

Breitenfelder: Gar nicht. Die Vorgänge wurden nur verlangsamt. Zeitpläne mussten angepasst, Verträge verlängert werden. Das ist eine globale Angelegenheit und es bleibt nur, dies zu akzeptieren.

In Videokonferenzen kann vieles abgesprochen werden, aber was fehlt Ihnen persönlich bei solchen Runden?

Breitenfelder: Dies muss man differenziert betrachten. In laufenden Projekten können Arbeitsgespräche ohne Probleme online durchgeführt werden. Hier geht es um Informationsaustausch und Abstimmung weiterer Arbeitsschritte. Hierbei bieten Online-Sitzungen viele Vorteile: Zeit- und Kostenersparnisse, Reisen vermeiden, Spontanität. Anders sieht es aus bei Auftaktsitzungen zu Projekten mit neuen Partnern oder bei Informationsveranstaltungen mit vielen Teilnehmern. Einerseits klicken sich hier vielleicht mehr Interessierte leichter in die Online-Formate hinein. Andererseits ist schwer abzuschätzen, welche Informationen letztendlich ankommen. Auch fehlt die Möglichkeit des persönlichen Austausches, des Gesprächs in kleiner Runde nach einem Vortrag, das Wahrnehmen von Stimmungen und Reaktionen.

Was blieb bei Ihrer Arbeit in letzter Zeit komplett auf der Strecke?

Breitenfelder: Die persönlichen Treffen mit Bürgermeistern und Projektpartnern. Die Arbeit als ILE-Manager ist sehr dialogorientiert. Viele Projektentwicklungen und -begleitungen basieren auf persönlichen Gesprächen vor Ort mit den Beteiligten oder auch am Amt für Ländliche Entwicklung in Bamberg. Diese Möglichkeit fehlt schon. Das Fahrtenbuch bleibt leer, die Bildschirmzeiten explodieren. Regelmäßig finden jedoch Arbeits- und Strategiegespräche mit Bürgermeister Nierhoff statt, der viel in die interkommunale Arbeit investiert und die Projekte ebenso voranbringen will.

Reichen die aktuellen Lockerungen für ein vernünftiges Arbeiten?

Breitenfelder:  Wir passen unsere Arbeitsweisen an die Situation an. Hier zeigen sich die Vorteile unserer schlanken, flexiblen Organisation. Die Lockerungen geben Grund zur Hoffnung, dass das Netzwerken und Zusammenarbeiten bald wieder leibhaftig sein darf.

Was möchten Sie als erstes tun, wenn Treffen in größerem Rahmen möglich sein sollten?

Breitenfelder: Wir stehen mit mehreren Projektabschlüssen in den Startlöchern und freuen uns, die Ergebnisse so bald wie möglich präsentieren zu können.

Was wollen Sie in diesem Jahr auf jeden Fall noch erledigen?

Breitenfelder: Die Fortschreibung unseres Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzeptes ist wichtig, um die Region auch die nächsten Jahre gut und gemeinsam weiterzuentwickeln.

Die Fragen stellte Michael Grüner

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