Der Tag in Bildern Fliegerbombe in Bayreuth

, aktualisiert am 02.11.2021 - 14:39 Uhr

 
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Bombe? Okay, aber Evakuierung? Am Nachmittag fiel es nicht jedem Bewohner in der Hammerstatt leicht, sein Haus oder die Wohnung auf Anordnung der Polizei zu verlassen. Mehr als ein Dutzend Beamte gingen dort von Haus zu Haus.

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Völlig verunsichert ob der ungewissen Situation bewegten sich die Anwohner Richtung Oberfrankenhalle. Dort sollten sich die Evakuierten sammeln.

Dort, wo sonst die Bayreuther Basketballer um Punkte kämpfen, sitzen gegen 13.45 Uhr rund 30 Personen. Darunter Amandus Sattler, Jahrgang 1926, aus der Mozartstraße und sein Nachbar Reinhard Schimmer, Jahrgang 1944, aus der Brahmsstraße. Sie waren kurz vor 13 Uhr von Polizeibeamten aufgefordert worden, die Häuser zu verlassen. So recht wahr haben wollten das die beiden Senioren nicht. Schließlich gebe es ja genügend falsche Polizisten, die Senioren betrügen wollen. „Als ich aber die ganze Ausrüstung von denen sah, war ich mir sicher, die sind echt“, sagt Reinhard Schimmer. Bevor er sich auf den Weg machte, sagte er noch schnell beim Heizöllieferanten ab, der am Nachmittag kommen wollte.

Rätseln in der Oberfrankenhalle: Was wird werden? Wie lange werden wir hier wohl sitzen? Das fragen sich am Nachmittag viele. Gegen 14.30 Uhr ist der Kreis auf etwa 50 Leute angewachsen. Senioren, Familien, Kinder. Für sie gibt es Mineralwasser. Gegen 15 Uhr kommt der Rechtsdirektor Uli Pfeiffer von der Stadtverwaltung hinzu. Großes Hallo. Man kennt sich. Pfeiffer hat eine gute Nachricht für die Wartenden: Der Bombenentschärfer sei bereits vor Ort. Am frühen Abend könnte alles ausgestanden sein. Pfeiffer scherzt: „Ich wollte das schon selber machen.“

Der Stuckberg und die Bomben: Amandus Sattler erinnert sich an die Schilderungen seiner Eltern. Die hatten das Kriegsende in Bayreuth miterlebt. Wie Sattler erzählt, gab es auf dem Stuckberg ein Flak-Stellung. Und eben die sei während der Bombenangriffe Anfang Februar stets Ziel für Fliegerangriffe und Bomber gewesen. Am Haus seiner Eltern, das heute noch steht, seien drei Sprengbomben detoniert. „Die haben sich vermutlich gegenseitig die Wucht genommen“, vermutet der 95-Jährige.

Nina-Warnung: Während die Senioren ihre Witze machen, läuft auf den Smartphones eine Nina-Warnmeldung ein. Die Rettungskräfte richten sich derweil ein. Draußen vor der Halle stehen Helfer der Schnellen Einsatzgruppe des BRK bereit. Sie kommen aus dem Stadt, aus Bad Berneck und Gefrees. Die Polizei ist auch hier präsent: Ein halbes Dutzend Betreuungsbeamt bereitet sich auf die Arbeit vor.

Volksfestplatz: Während die Evakuierung läuft, leitet die Polizei den Autoverkehr um die Hammerstatt herum. Auf dem Volksplatz versammelt sich ein Großaufgebot der Feuerwehren, des Roten Kreuzes und der Polizei. Gegen 15.30 Uhr endet eine Lagebesprechung bei der örtlichen Einsatzleitung. Auch dort ist man auf einen langen Einsatz eingerichtet.

Oberfrankenhalle: Die Senioren fühlen sich inzwischen den Basketballern verpflichtet. „Wir werden hier so nett empfangen und bewirtet“, sagt eine Bewohnerin aus der Mozartstraße. „Wenn die Mannschaft am Samstag gegen München spielt, drücken wir feste die Daumen.“