Der Grüne Faden Wenn die Leidenschaft sich ihre Wege bahnt

Von Barbara Struller

BAYREUTH. Max Fischer ist Biker mit Leib und Seele – im Sattel und mit Werkzeug in der Hand. Sein jahrelanges Hobby hat er mittlerweile zum Beruf gemacht und ist Mitinhaber eines Fahrrad-Ladens in Bayreuth.

 
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Max Fischer kommt zu Fuß. Und das, wo ihm doch fast ein ganzer Fahrrad-Laden gehört. Zusammen mit Kurt Hoyler und Corney Ehrlich führt er die Mountain Zone Hoyler Bikes in der Bismarckstraße.

Doch obwohl der 31-jährige Bayreuther aus dem Vollen schöpfen kann, nennt er nur zwei Räder sein Eigen. Für den Alltag: „Das ist ein altes Klapprad. Vielleicht 30, 40 Jahre alt“, erzählt er. „Das ist so uncool, das klaut keiner mehr.“

Und dann ist da noch sein feines „Ausgeh-Rad“, sozusagen: „Für die Stadt ist das zu schade.“ Fischer nimmt es für Touren durch das Fichtelgebirge oder das wilde Frankreich her – und hütet es zu Hause im Wohnzimmer: Dort ruht das etwas wertigere Rad, ans Sofa gelehnt: „Alle ein, zwei Jahre gibt es ein neues.“ So ein gesegnetes Alter wie das Klapprad, an dem Max Fischer schon irgendwie hängt, werden diese Bikes nie erreichen.

Schon als Zehnjähriger Rennen gefahren

Für Mountainbikes hat sich der gebürtige Bayreuther schon immer begeistert. „Als Kind, so mit zehn Jahren, hab’ ich angefangen, für die Bike-Sport-Bühne Rennen zu fahren. In der Cross-Country-Disziplin.“ Top-Platzierungen waren für ihn dabei weniger wichtig: „Ich bin immer im Mittelfeld gelandet.“

Eine Profi-Karriere hat Max Fischer aber nie angestrebt. „Das ist echt schwierig. Da muss man verdammt gut sein, damit man davon auch leben kann.“ Und man darf nicht verunglücken, wie es Fischer vor fünf Jahren selbst einmal passiert ist: „2014 hatte ich einen schweren Unfall. Da hat es mir den Fuß zertrümmert“, erzählt er. Trotz Fahrradschuhen ist er beim Sprung irgendwie aus dem Klickpedal gerutscht und voll auf einen Stein geknallt: „Ich konnte ein halbes Jahr lang nicht laufen.“ Auch jetzt hat Max Fischer noch Beschwerden beim Laufen – beim Mountainbiking glücklicherweise nicht.

Eine vernünftige Einstellung also, beruflich den Spießer zu geben – aber das eigene Fahrrad-Geschäft samt Werkstatt hat der Bayreuther ursprünglich gar nicht mal angestrebt. Tatsächlich hat der 31-Jährige was anderes gelernt: „Nach der Fachoberschule hab’ ich in Nürnberg Bauingenieurwesen studiert und nach dem Bachelor Werkstofftechnik in Hof“, erzählt Fischer.

Kleine Werkstatt hinter dem Verkaufsraum

Daneben hatte er das Schrauben an Rädern aber nie aufgegeben: Seit seiner Jugend hat er im Keller der Bismarckstraße 52 mit seinem späteren Geschäftspartner Kurt Hoyler gemeinsam Fahrräder repariert – und sich am Ende für seine Leidenschaft entschieden. „Meine Eltern stehen da voll hinter mir“, sagt er. Sechs Jahre Studium für ...? Max Fischer zuckt mit den Schultern. „Ich hab’ mein Hobby zum Beruf gemacht. Die Möglichkeit hat nicht jeder.“

Reifenwechsel, Kundenservice und Spezialaufträge für Individualaufbauten, das ist sein täglich Brot. Dafür gibt es eine kleine Werkstatt hinter dem Verkaufsraum, penibelst aufgeräumt und sortiert. Kaum zwei Räder haben da gleichzeitig Platz. Und auch vorne ist es eng. Die Mountainbikes drängen sich – wenn der Laden noch geschlossen ist – dicht an dicht. Aber: Ganz ordentlich in Reih und Glied.

„Während der Öffnungszeiten steht die erste Reihe von hier drinnen dann draußen“, erklärt Fischer. Vor den beiden großen Schaufenstern, auf dem Gehsteig. „Viel Platz ist hier nicht, das stimmt.“ Er blickt sich um: Aber ans Expandieren denken die drei noch nicht.

Anfang 2016 ist Hoyler Bikes eröffnet worden und „die Lage ist echt gut“, findet Fischer. Prompt schiebt ein sportlicher, älterer Herr zuerst sein Rennrad, dann sich selbst in den Laden. Eigentlich ist noch nicht geöffnet, aber die Tür war nicht verschlossen: „Einmal Kundendienst“, bittet der Mann, und Fischer verspricht ihm, dass sein Rad bis zum Abend fertig ist.

Nicht lange nachdem der Rennradfahrer verschwunden ist, steht plötzlich ein Vater mit seiner Tochter im Geschäft, der für die etwa Zehnjährige ein neues Fahrrad sucht. Jetzt taut der sonst eher zurückhaltende 31-Jährige auf: Berät den Vater zur richtigen Reifengröße, plädiert für einen leichten Rahmen und zählt die Farben auf, in denen er das Rad bestellen kann.

Mit dem eigenen Schlepplift

Im Winter frönt der Mountainbiker dann einer weiteren Leidenschaft, dem Snowboarden. Am eigenen Familienlift, dem Gehrenlift in Bischofsgrün. „Den Schlepplift haben wir von meinem Großvater geerbt“, erzählt der 31-Jährige und lächelt ein bisschen spitzbübisch: „Der hat das damals wohl für eine gute Idee gehalten.“

Denn der Opa stammt nicht etwa aus dem Fichtelgebirge, sondern aus Bayreuth. 1967 ist die Anlage in Betrieb gegangen und hat von Januar bis in den März geöffnet. „Die Technik ist einfach“, findet der Bastler und Schrauber, „das machen wir alles selber.“ Wir, das sind außerdem: „Mutter, Vater, Schwester und auch die Oma langt noch mit hin.“ Ein teures Hobby, nennt Max Fischer den Skilift für die 500 Meter lange Abfahrt augenzwinkernd: „Die Kasse, Piste präparieren und Bügel halten“ – alles in Familienhand.

Zurück aufs Bike, das Mountainbike: „Ein Rennrad ist mir persönlich zu langweilig“, sagt Max Fischer, „mit dem Mountainbike kann ich ins Gelände, da komme ich viel mehr rum.“ Und landschaftlich eröffnen sich abseits der Straßen eben ganz andere Horizonte.

Entweder ganz nah im Fichtelgebirge oder in Frankreich, in der Alpengemeinde Morzine: „Was die da für Strecken und für ein Wegenetz haben“, schwärmt der 31-jährige Bayreuther. „Und der Lift läuft ganzjährig.“

Wenn es die Arbeit zulässt, was leider viel zu selten der Fall ist, dann fährt er mit seinen Freunden dorthin. Max Fischer hat – ganz Klischee – einen alten VW-Bus: Hinten rein kommen da zwei Bikes und ein paar Ersatzteile, fertig.

Mit einem anderen Klischee will der Mountainbike-Begeisterte aber noch aufräumen. E-Bikes: „Die sind eigentlich ziemlich cool.“ Auch er sei zunächst skeptisch gewesen, „aber da kommt man Steigungen hoch, die sonst kein normaler Mensch schafft.“

Rad fahren ist ein Sport für jeden, bekräftigt der 31-Jährige. Technisch hat sich über die Jahre sehr viel getan. „Das Alter spielt da keine Rolle.“ Und die Leute sind heutzutage auch bereit, mehr Geld in ein Fahrrad zu investieren: „Ich kenne viele, die kaufen sich mit über 40 ihr erstes hochwertiges Rad.“ Natürlich hat man auch mehr Spaß mit einem „guten“ Bike, sagt Max Fischer – was aber auch wohlüberlegt sein muss: „Denn wenn du nicht dabeibleibst, hast du viel Geld in den Sand gesetzt.“


Info: Max Fischer gibt den Grünen Faden weiter an Richard King: Der ist ein sportlicher und kreativer Typ mit einer eigenen Werbefirma – Drohnenflüge sind ein Hobby von ihm.

Der grüne Faden: Jeder Mensch hat eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Die Region Bayreuth hat rund 180.000 davon. Mit unserer Serie möchten wir die Schicksale hinter den vielen Gesichtern aufzeigen, die uns täglich begegnen. Ob auf dem Marktplatz oder beim Metzger. Jeder Porträtierte wird anschließend gebeten, den symbolischen Grünen Faden an jemanden weiterzureichen, dessen Geschichte auch einmal erzählt werden sollte. So zieht sich der Grüne Faden durch die Region.

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