Apropos Schule: Traßl wird nach dem Abi Hauptschullehrer. Studium natürlich in Bayreuth. Länger weg aus der Region will er nie. Er unterrichtet von 1999 bis 2012. Bad Berneck, Goldkronach, Kirchenlamitz, Albert-Schweitzer-Schule Bayreuth, wieder Bad Berneck. Das sind die Stationen. Sein Favorit war Kirchenlamitz. Dort ist es ländlich wie daheim. „Da wurden Kinder mit dem Traktor gebracht.“ Traßl unterrichtet fast alles. „Bis auf Kochen und Stricken.“ Paradox: Sogar Maschinenschreiben bringt er Schülern bei – ohne es selbst zu beherrschen. „Und die haben bei den Prüfungen echt gut abgeschnitten.“
Das Kapitel als Lehrer endet
Irgendwann jedoch klingt die Erzählung über sein Lehrerdasein nicht mehr perfekt. Die Ortswechsel gefallen ihm nicht. Der Grund für das Häufen krankheitsbedingter Fehltage sind sie aber wohl nicht. Die Belastung ist einfach groß. Die Psyche. Einige Kuren. Irgendwann will das Schulamt planen. Das Kapitel endet. „Ich verdiene jetzt deutlich weniger, habe aber mehr Zeit für mich.“
Traßl erinnert sich an seinen Bergwacht-Kollegen Albert. Der hat immer gesagt: „Du solltest Imker werden. Lehrer und Pfarrer haben immer Bienen gehabt.“ Lange gibt Traßl nichts darauf. Irgendwann erinnert er sich an den Satz. Da reizt es ihn irgendwie. „Ich musste ja auch was machen, konnte ja nicht den ganzen Tag nur Fernsehen.“ Da macht der Gedanke ans Imkern Sinn. „Du bist draußen, hast deine Ruhe, und es bleibt finanziell ein bisschen was hängen.“
Zuerst zahlt der Neu-Imker Lehrgeld
Gedacht, getan. Traßl startet seinen „zweiten Bildungsweg“, lernt an Imkerschulen in Mitwitz bei Kronach und Aschau bei Amberg. „Dann probiert man, und zahlt Lehrgeld.“ Er erinnert sich an abgefüllten Honig, der im Glas so hart wie Stein ist, und an eine richtig versaute Küche nach dem Honigrühren. Aber der Ehrgeiz bleibt. „Ich baue meine Bienenkästen selbst“, sagt Traßl. „Und das Einschmelzen der Waben ist eine Sauerei und klebt, aber gehört halt mit dazu.“
Traßl tritt dem Imkerverein Warmensteinach bei. Als der Vorsitzende stirbt, gibt es noch sieben Mitglieder. Sie wollen den Verein auflösen. Traßl übernimmt, wird Vorsitzender. Er forciert die Umbenennung in Imkerverein Hohes Fichtelgebirge. „Das spricht mehr Leute an.“ Mittlerweile sind es 46 Mitglieder. Viele nutzen am Anfang Traßls Örtlichkeiten und Material – etwa zum Schleudern. „Aber nach einiger Zeit müssen sie es selbst machen.“ Das ist der Deal. Dafür hilft der Verein im Krankheits- und Urlaubsfall und organisiert Fortbildungen. „Und es entstehen Freundschaften.“
Irgendwann hat Traßl den Dreh raus
Traßl startet mit zwei Bienenvölkern auf einer Streuobstwiese in Goldkronach. „Es ist schwieriger mit weniger Völkern. Es kann ja eine Königin sterben.“ Heute hat er 35 Völker. „Irgendwann hatte ich den Dreh raus.“ Er hat einige feste Standorte, andere variieren. Oft stehen die Bienen in Lichtungen wie bei Mähring, einem Weiler mitten im Wald. Dort ist Traßl gern. Die Ruhe, das Surren, dann ein Feierabendbier. Für ihn ein Traum.
Dienstags und Donnerstags gibt es feste Öffnungszeiten an seiner Imker-Haustür in Fichtelberg. Den Weg weist ein „Honig“-Schild an der Hauptstraße. Dazu besucht der Imker Märkte. Und sein Honig wird in Geschäften der Dachgemeinschaft Bayreuther Land verkauft. „Wir setzen auf Regionalität, haben auf den Etiketten Ochsenkopf und Schneeberg.“ Die Gläser seien ein gutes Mitbringsel. „Da schmeckt man das Fichtelgebirge“, sagt Traßl. Der Zuhörer merkt: Da hat einer seine Berufung gefunden.